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Full text: 64, 1936

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Annalen der Hydrographie und Maritimen, Meteorologie, Januar 1936, 
nahezu wertlos erwiesen, und nur durch Häufung und Mittelbildung hat man 
Aussicht, etwas über den wahren Strom zu erfahren. 
Da es sich hierbei um lauter Größen mit Richtungsangabe (Vektoren) 
handelt, so muß man die Einzelwerte nach dem Satze vom Parallelogramm der 
Bewegungen zusammenfügen; Division der erhaltenen Resultierenden durch die 
Anzahl der Beobachtungen ergibt den mittleren Strom. Dasselbe Ergebnis erhält 
man rechnerisch, wenn man die Einzelwerte in eine Nord- und Ostkomponente 
zerlegt (koppelt) und aus den Mittelwerten dieser beiden wieder eine Resultierende 
berechnet. Über das Rechenverfahren hierbei und Hilfsmittel dazu hat der Ver- 
fasser sich an anderer Stelle ausführlicher geäußert, so daß es unnötig ist, hier 
darauf einzugehen?!). Das Verfahren ist des öfteren als „geometrisch“ bezeichnet 
worden; nicht glücklich, da der Ausdruck „Zeometrisches Mittel“ bereits eine 
andere Bedeutung hat, Man sollte „vektorielles Mittel“ „gekoppeltes 
Mittel“ oder auch „resultierender Strom“ sagen; denn die Bedeutung des 
gefundenen Wertes ist doch die, daß man die gemeinschaftliche Wirkung aller 
beobachteten Strömungen. auf die Ortsveränderung des Wassers an der Meßstelle 
ersetzt denken kann durch eine ebensolange dauernde Einwirkung des resul- 
tierenden Stroms. Ein Mangel des vektoriellen Mittels besteht jedoch darin, daß 
bei lauter gleichen und entgegengesetzten Strömen der Mittelwert Null auftritt; 
und man könnte umgekehrt, wenn auf einer Karte der resultierende Strom Null 
verzeichnet ist, nicht erkennen, ob das Wasser an dem fraglichen Punkte über- 
haupt bewegungslos ist, oder ob entgegengesetzte, vielleicht heftige Bewegungen 
sich gerade aufgehoben haben, eine Doppeldeutigkeit, die indessen für die Be- 
erteilung &% &. von Schiffsyersefzungen, von am Meeresboden haftenden oder 
lebenden Organismen usw. unangenehm sein kann. 
Aus diesem Grunde ist auch eine Angabe über die einfache Bewegungs- 
stärke notwendig, ähnlich wie dies z. B. in diesen Blättern E. Kuhlbrodt (1924, 
S. 146) für die Luft gefordert hat.‘ Man wird deshalb auch das Mittel aller 
Stromgeschwindigkeiten, unabhängig von der Richtung, ausrechnen. Im Gegen- 
satze zum „vektoriellen Mittel“ wird man es das „skalare“ nennen. oder von 
„Bewegtheit“ oder „durchschnittlicher Geschwindigkeit“ sprechen. 
Dagegen vermag der Verfasser dem einfachen äarithmetischen (== rohen 
skalaren) Mittel der Richtungswinkel, wie es in der älteren Zeit zur Kenn- 
zeichnung‘ der Richtung vielfach üblich war, keinen Sinn beizulegen, Zumindest 
wäre doch bei der Berechnung die in den verschiedenen Richtungen verschiedene 
Geschwindigkeit mit zu berücksichtigen; sonst würde z.B, für einen Strom von 
90 emfsece nach Nord und einen solchen von 10 cm/sec nach Ost als mittlere 
Richtung NO herauskommen! Versieht man aber jede Richtung mit einem Ge- 
wicht entsprechend der zugehörigen Geschwindigkeit, so ist das so verbesserte. 
skalare Mittel der Richtungen kaum mehr leichter zu berechnen als das 
vektorielle. Hierzu kommt noch eine andere Verlegenheit, auf die H. U. Sver- 
drup Aufmerksam gemacht hat, Zählt man‘ die Richtungswinkel von Nord 
{= 0°) über Ost durch. bis 359°, so würden zwei gleich starke Ströme nach NO 
und NW die Winkel 45* und 315° haben, also als mittlere Richtung (45° + 315° +2 
== 180°; also Strom nach S, während doch nur Nord in Frage kommen kann! 
Man kann diese Schwierigkeit freilich vermeiden, wenn man die Winkel von. 
Nord über Ost nur bis + 180° und über West bis — 180° zählt; dann aber 
würde das Mittel von SO und SW werden == (-4- 185° — 135°) :2 == 0° also 
Strom nach Nord, d. i, wieder entgegengesetzt der Halbierungslinie des Winkels. 
Nun kann in diesen beiden Fällen allerdings kein Zweifel entstehen, welche 
Zählung der Richtungen zum. richtigen Mittelwerte führen würde. Aber wenn 
mehr als zwei Richtungen vorliegen, wird es unter Umständen schwieriger, die 
richtige Zählung zu wählen. ZZ. B. seien drei gleich starke Ströme gemessen 
nach Ost, N 10° W und S 10° W, die also symmetrisch zu Ost liegen, so daß als 
mittlere Richtung nur Ost oder allenfalls West herauskommen dürfte, Zählt 
1) Methoden zum Studinm der Meeresströmungen, — E, Abderhaldens Handbuch der biologischen 
Arbeitsmethoden, Abt, Il, Teil 3, Lieferung 418; die vorliegende Arbeit mag als eine Ergänzung zu 
den „Methoden“ beirachtet werden,
	        
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