194 Annalen der Hydrographie and Marien Meteorologie, Mai 1936,
der Höhe zu tun, denn hierdurch erfolgt „Aktivierung“!) der Luftmassen in. der
Höhe, die sich am 12, um 13 Uhr bis zum Boden durchgesetzt hat und sich
am SE-Abhang des Hochs in dem Gebiet stärkeren Windes zeigt, das am nächsten
Tag bereits wieder verschwunden ist, Halten wir den Vorstoß hohen Druckes
in der Höhe dureh die vorherigen Tatsachen genügend belegt, so können wir
hieraus seine labilisierende Wirkung, die Seifert nachgewiesen. hat, folgern,
Da für alle hier betrachteten Fälle das synoptische Bild dem oben behandelten
Ähnlich ist, muß für sie alle die in der Seifertschen. Arbeit beschriebene La-
bilisierung durch „Kaltluftaktivierung“ im dier hohen Troposphäre gefolgert
werden, Seifert sagt: „Die dureh ein wanderndes Druckänderungssgebiet (ins-
besondere eben Drucksteiggebiet) bewirkte isobhare Windänderung wird sich zuerst
in der Höhe einstellen, die Höhenströmung wird vorauseilen. Dieses Vorauseilen
wird noch begünstigt Infolge der vertikalen Zunahme des Druckanstiegs im
wandernden hohen Drucksteiggebiet, Es wird also das wandernde hohe Druck-
steiggebiet in. der Höhe eine stärkere Windingderung bewirken als unten, Das
Ergebnis ist dann die Entstehung einer mehr oder weniger »aktiven« Strömung
(Strömung mit: Windzunahme mit der Höhe) oder die Verstärkung einer solchen
(Entstehung einer Drift), Bei gegebener Verteilung der troposphärischen Luft-
massen kann eine Kälteadvektion in der Höhe, Überschliebumg durch Kaltluft,
die weitere Folge sein: »Kaltluftaktivierung« in der Höhe“ — Die durch den
Vorstoß hohen. Druckes in der Höhe über die warme Meeresluft geschobene
Kaltluft führt zur Labilisierung in der Höhe, Diese wächst wegen. der damit
verbundenen Vergrößerung des Austauschwertes in die unteren Schichten hinein,
Die dem Vorstoß hohen Druckes und der hiermit verbundenen Kaltluftaktivierung
folgende Zyklonenentstehung läßt Rückschlüsse auf die bereits vorhandenen Zu-
stände der betroffenen Luftmassen der unteren Troposphäre machen. Es handelt
sich um. jene warme Meeresluft, die etwa südlich vom dreißigsten Breitenkreis
aus Südosten. weht, Dieser Südostwind kann als die gewöhnlich hier auf dem
Westieil des Weltmeeres erscheinende Drehung des Nordostpassates angesprochen
werden. Wolkenloser Himmel herrscht in dieser Warmluft, wo sie sich frei
über das Meer in ihrem Entstehungsgebiet. hinwegbewegt, wie Willett (16) von
ihr sagt, Der Feuchteaustausch von der Meeresoberfläche nach höheren Schichten
bewirkt eine bereits weitgehende Labilisierung, Ferner bedingt die hohe Meeres«
temperatur, daß die Luft warm bleibt, da das Meer für die gegen höhere Breiten
rückende Warmluft als wärmehaltende Unterlage wirkt. Durch diese bereits
zur feuchtlabilen Umlagerung neigenden Zustände ist der Weg für die Wirkung
der Kaltluftaktivierung‘ in der hohen Troposphäre vorgeschrieben, die durch das
vorstoßende, hohe Drucksteiggebiet verursacht wird, Bei Regen und Wind-
zunahme (siehe die Karte vom 13, um 01 Uhr) entsteht die Front, die nach den
Frontenentstehungsregeln F 4 und F5 von Raoethjen (17) nach erfolgter Labi-
lisierung der Luftmassen durch die aktivierte Kaltlaft sich bilden muß. Die
Regeln Jauten: F 4: Aufgleitfronten entstehen und erhalten sich dort, wo die
Vorbedingungen zu feuchtlabilem Aufgleiten gegeben sind, sie altern und vergehen
dort, wo diese Bedingungen im Schwinden oder nicht mehr vorhanden sind.
F5r7 Als wichtigste Vorbedingung des feuchtlabilen Aufgleitens haben zu gelten:
Ein annähernd feuchtadiabatischer oder feunchtlabiler Temperaturgradient in der
Vertikalen,. Starke horizontale Temperaturunterschiede, Erhebliche Feuchtigkeit,
Eine solche Lage des Windfeldes zum Tenmpersturfeld, daß die Bildung einer
zyklonalen Frontströmung ‚keinen. Schwierigkeiten. begegnet. — Gerade diese ge-
forderten‘ Bedingungen finden wir über dem Westatlantik%, Und genau nach
der Frontenentstehungsregel Fi erfolgt die Entwicklung unserer Zyklone,
Fi: Die aufgleitende Umlagerung pflanzt sich in Richtung der Front fort, indem
die Front an einem Ende altert, am anderen. Ende neu entsteht, sofern hier
feuchtlabile Energie zur Verfügung steht, Auf diese Art werden immer neue
& a Über diesem von Seifert, geprägten Begriff siehe die Im folgenden angeführte Stelle aus seiner
Öl a Sofern man aus der Kaltloftaktivieruug an der Vorderseite eines Hochs auf einen feucht-
Kiahatischen oder feuchtlabilen Gradienten schließen kann.