Raudloff, W. Golfstromzyklonen.
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stätte der Wirbel anzusehen ist, denn „wären an Stelle der Zyklonen zur Unter-
suchung die Isallobarenzentren benutzt worden, so würde sich ergeben haben,
daß die meisten Zyklonen über der Umgebung von Neufundland mit Luftdrüuck-
wellen. zusammenhängen, die viel weiter westlich, fief im amerikanischen Kon-
tinent oder im arktischen Kanada ihren Ursprung haben. Gerade diese über
dem Kontinent noch flachen Fallgebiete sind es, die beim Übergang auf den
Ozean in der Gegend von Neufundland sich plötzlich vertiefen und von flachen
Teiltiefs begleitet sind, die sich zu Sturmzyklonen entwickeln können,“ „Nicht
wenige, später sich zu Sturmwirbeln entwickelnde flache Störungen gehen vom
Golf von Mexiko aus“, sagt er bei der Aufstellung der noch ungelösten Frage,
„x «+. ob der erste Impuls in einem Ausbruch polarer Luftmassen zu suchen
ist, wie die Bjerknesschen Anschauungen annehmen, oder in einem Vorstoß
warmer Luft vom Golf von Mexiko,
Zur Frage der Entstehung von Wirbeln sagt Peppler dann noch: „Der
vermutliche Ursprungsherd jst im Laufe der Zeit offensichtlich immer weiter
nach Westen verlegt worden, so daB man heute annehmen muß, daß der Nord-
pazifik ein bevorzugtes Gebiet für die Entstehung der Zyklonen ist. Es dürfte
kaum möglich sein, den Ursprung noch weiter westlich zu verlegen.“
Aber der Amerikaner Mittchell (12) fügte in seinem Aufsatz: eyclones and
antieyelones of the northern hemisphere, dem Satzı Südwestlich von Japan ent-
stehen die wahren Mutterzyklonen, den Satz hinzu: Doch auch diese sind eng
verwandt mit denen, die von Sibirien kommen. — Und daß er in der betrachteten
Zeit sogar eine Zyklone aufweisen konnte, die über einmal die Erde umkreiste,
scheint eine Brücke zu schlagen zu dem Idealbild, das J. Bjerknes und
H. Solberg (13) sich bildeten. Vier Zyklonen sollen mit fester Geschwindigkeit
den Nordpol umkreisen,
Daß die Verteilung von Land und Meer hier entscheidend eingreifen wird,
steht außer Frage, Aber wichtig ist, daß Exner (14) durch Überschlagsrechnung
zu vier Kreisläufen auf einem Breitenkreis in unseren Breiten kommt, Nach
den ersten Wetterkarten der Nordhalbkugel, die vom Weather Bureau in
Washington für die Monate Februar bis April 1914 herausgegeben sind, findet
Exner als häufigste Verteilung eben jene Vierergruppe, wobei als das beständigste
die winterlichen Antizyklonen auf den Hauptfestländern der Nordhalbkugel:
Amerika und Asien, auftreten. Es wird also so sein, daß die auf einer glatten
Erde kreisende Gruppe von Bjerknes und Solberg durch die ungleichmäßige
Verteilung von Land und Meer gehemmt wird. So entsteht ein wechselvolles
Spiel zwischen der „rückhaltenden Kraft der Oberflächengestalt“ und der „treibenden
Kraft der Gruppe“. | .
Die Großzahl der sonst noch vorhandenen Arbeiten benutzt als Werkzeug
das Verfahren der Wechselbeziehung (Korrelationsmethöde), Hierüber sagt
Defant im seiner eingangs erwähnten Zusammenfassung: „Es dürfte wohl auch
die Frage nicht ganz überflüssig erscheinen, ob man bei diesen Untersuchungen
ganz mit der statistischen Methode der Korrelation wird auskommen können,
Die Korrelationsmethode kann uns doch nur die großen allgemeinen Züge der
Änderung im Weltwetter geben, in den Mechanismus derselben wird sie uns aber
keinen tiefen Einblick gewähren. In dieser Hinsicht werden wohl spezielle
Untersuchungen einzelner Fälle großer Witterungsanomalien an der Hand eines
ausgedehnten Beobachtungsmaterials nicht zu umgehen sein,“ Im folgenden 8oll
nun versucht werden, von der Synoptik her der Frage näher zu kommen,
2. Die Zyklonentätigkeit auf dem Nordatlantik.
a) Die Zyklonen im Jahre 1881,
Die in der Einleitung erwähnten Hoffmeyerkarten waren das einzige Material,
das für die folgende Untersuchung benutzt wurde. Um einen näheren Einblick
in das Wirken des isländischen Aktionszentrums zu gewinnen, habe ich den
ersten Jahrgang der Karten vorgenommen und auf Zyklonen untersucht. Dabei
ging ich folgendermaßen vor: Für jeden Tag setzte ich. die Lage eines Tiefdruck-
kernes innerhalb 0° bis 70° West und 35° bis 80° Nord fIest. Da die Lage eines