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Full text: 64, 1936

Raudloff, W. Golfstromzyklonen. 
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stätte der Wirbel anzusehen ist, denn „wären an Stelle der Zyklonen zur Unter- 
suchung die Isallobarenzentren benutzt worden, so würde sich ergeben haben, 
daß die meisten Zyklonen über der Umgebung von Neufundland mit Luftdrüuck- 
wellen. zusammenhängen, die viel weiter westlich, fief im amerikanischen Kon- 
tinent oder im arktischen Kanada ihren Ursprung haben. Gerade diese über 
dem Kontinent noch flachen Fallgebiete sind es, die beim Übergang auf den 
Ozean in der Gegend von Neufundland sich plötzlich vertiefen und von flachen 
Teiltiefs begleitet sind, die sich zu Sturmzyklonen entwickeln können,“ „Nicht 
wenige, später sich zu Sturmwirbeln entwickelnde flache Störungen gehen vom 
Golf von Mexiko aus“, sagt er bei der Aufstellung der noch ungelösten Frage, 
„x «+. ob der erste Impuls in einem Ausbruch polarer Luftmassen zu suchen 
ist, wie die Bjerknesschen Anschauungen annehmen, oder in einem Vorstoß 
warmer Luft vom Golf von Mexiko, 
Zur Frage der Entstehung von Wirbeln sagt Peppler dann noch: „Der 
vermutliche Ursprungsherd jst im Laufe der Zeit offensichtlich immer weiter 
nach Westen verlegt worden, so daB man heute annehmen muß, daß der Nord- 
pazifik ein bevorzugtes Gebiet für die Entstehung der Zyklonen ist. Es dürfte 
kaum möglich sein, den Ursprung noch weiter westlich zu verlegen.“ 
Aber der Amerikaner Mittchell (12) fügte in seinem Aufsatz: eyclones and 
antieyelones of the northern hemisphere, dem Satzı Südwestlich von Japan ent- 
stehen die wahren Mutterzyklonen, den Satz hinzu: Doch auch diese sind eng 
verwandt mit denen, die von Sibirien kommen. — Und daß er in der betrachteten 
Zeit sogar eine Zyklone aufweisen konnte, die über einmal die Erde umkreiste, 
scheint eine Brücke zu schlagen zu dem Idealbild, das J. Bjerknes und 
H. Solberg (13) sich bildeten. Vier Zyklonen sollen mit fester Geschwindigkeit 
den Nordpol umkreisen, 
Daß die Verteilung von Land und Meer hier entscheidend eingreifen wird, 
steht außer Frage, Aber wichtig ist, daß Exner (14) durch Überschlagsrechnung 
zu vier Kreisläufen auf einem Breitenkreis in unseren Breiten kommt, Nach 
den ersten Wetterkarten der Nordhalbkugel, die vom Weather Bureau in 
Washington für die Monate Februar bis April 1914 herausgegeben sind, findet 
Exner als häufigste Verteilung eben jene Vierergruppe, wobei als das beständigste 
die winterlichen Antizyklonen auf den Hauptfestländern der Nordhalbkugel: 
Amerika und Asien, auftreten. Es wird also so sein, daß die auf einer glatten 
Erde kreisende Gruppe von Bjerknes und Solberg durch die ungleichmäßige 
Verteilung von Land und Meer gehemmt wird. So entsteht ein wechselvolles 
Spiel zwischen der „rückhaltenden Kraft der Oberflächengestalt“ und der „treibenden 
Kraft der Gruppe“. | . 
Die Großzahl der sonst noch vorhandenen Arbeiten benutzt als Werkzeug 
das Verfahren der Wechselbeziehung (Korrelationsmethöde), Hierüber sagt 
Defant im seiner eingangs erwähnten Zusammenfassung: „Es dürfte wohl auch 
die Frage nicht ganz überflüssig erscheinen, ob man bei diesen Untersuchungen 
ganz mit der statistischen Methode der Korrelation wird auskommen können, 
Die Korrelationsmethode kann uns doch nur die großen allgemeinen Züge der 
Änderung im Weltwetter geben, in den Mechanismus derselben wird sie uns aber 
keinen tiefen Einblick gewähren. In dieser Hinsicht werden wohl spezielle 
Untersuchungen einzelner Fälle großer Witterungsanomalien an der Hand eines 
ausgedehnten Beobachtungsmaterials nicht zu umgehen sein,“ Im folgenden 8oll 
nun versucht werden, von der Synoptik her der Frage näher zu kommen, 
2. Die Zyklonentätigkeit auf dem Nordatlantik. 
a) Die Zyklonen im Jahre 1881, 
Die in der Einleitung erwähnten Hoffmeyerkarten waren das einzige Material, 
das für die folgende Untersuchung benutzt wurde. Um einen näheren Einblick 
in das Wirken des isländischen Aktionszentrums zu gewinnen, habe ich den 
ersten Jahrgang der Karten vorgenommen und auf Zyklonen untersucht. Dabei 
ging ich folgendermaßen vor: Für jeden Tag setzte ich. die Lage eines Tiefdruck- 
kernes innerhalb 0° bis 70° West und 35° bis 80° Nord fIest. Da die Lage eines
	        
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