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Full text: 64, 1936

Ann. d, Hydr. usw., LXIV, Jahrg. (1936), Heft V. 
185 
Golfstromzyklonen. 
Eine synoptisch-dynamische: Untersuchung über die Entstehung nordatlantischer 
Sturmzyklonen, in ausgewählten Beispielen, 
Von Willy Rudloff, 
(Hierzu. Tabellentafel 28 mit Tabellen 21 und 5, ferner Tafel 29 und 30.) 
Zusammenfassung: Zyklonen, die südlich von 50° N über dem vom Golfstrom beherrechten 
Gebiet des West-Atlantiks erscheinen, seien Golfstromzyklonen genannt. Sie entstehen durch den 
jabilisierend wirkenden Vorstoß eines Hochs (Kaltluftaktivierung) meist. nahe dem dreißigsten Breiten- 
kreis und entwickeln sich alsdann dürch das Hinzutreten eines hohen Fallgebietes zu Zyklonen, die 
zroße Teile des Weltmeeres beherrschen, Die oft beobachtete Umwandlung flacher, vöm Festland 
kommender Tiefs in Sturmtiefa bein Betreten des Meeres läßt sich erklären durch. das Vorhandensein 
der dureh die aktivierte Kaltluft vorlabilisierten Luft, in der es aus Zeitmangel nicht mehr zür 
Entwicklung einer selbständigen Zyklone kam: N 
Die untersuchten Beispiele lassen den Verfasser die Vermutung aussprechen, daß ‚hinreichend 
für die Entstehung winterlicher nordatlantischer Sturmzyklonen ist 1,: der Vorstoß eines hohen Druck- 
steiggebietes. und dadurch erfolgende Kaltluftaktivierung über die warme Meeresluft, 2,: Vertiefung 
der entstandenen. Golfstromzyklone durch ein hohes Druckfallgebiet, . 
A. Einleitung. 
Herr Professor Kuhlbrodt, dem ich für manchen Rat zu Dank verpflichtet 
bin, gab die Anregung dazu, daß ich mich mit dem Meeresgebiet zwischen und 
südlich. von Island und Grönland, das schon lange und immer wieder die Auf- 
merksamkeit der Meteorologen äuf sich lenkt, beschäftigte. Das einzige meteoro- 
logische Material aus diesem Gebiet sind die Schiffsmeldungen, die in den Hoff- 
meyerkarten und für die Zeit nach dem Weltkrieg in den Wetterkarten des Nord- 
atlantischen Ozeans der Deutschen Seewarte zusammengefaßt sind. Meine Unter- 
suchung sollte sich auf die Zyklonentätigkeit im erwähnten Gebiet beschränken. 
Aber für eine erfolgreiche Bearbeitung dieser Frage ist eine allgemeine Kenntnis 
der atmosphärischen Vorgänge über dem gesamten Nordatlantik unerläßlich, 
Da, wie im folgenden gezeigt ist, vor Behandlung der aufgeworfenen Frage jene 
nach der Zyklonenentstehung zur Lösung drängt, habe ich versucht, einen Beitrag 
zu dieser Frage zu liefern. nn 
B. Die Fragestellung. 
1. Das Schrifttum über das Wettergeschehen auf dem Nordatlantik, 
Alle bis zum Jahre 1926 erschienenen Arbeiten hat Defant (1) *) zusammen- 
gefaßt, Hier sei die bei Meinardus (z}) erwähnte Arbeit von Teisserence 
de Bort und Hildebrandsson ängeführt. Diese fanden die auch sonst mehr- 
fach bestätigte Tatsache, daß die großen, nicht regelmäßigen Schwankungen des 
Luftdruckes über einem Gebiet ausgeglichen werden durch entgegengesetzte über 
einem benachbarten, Hiervon werden hauptsächlich die großen, sogenannten 
Aktionszentren betroffen. Als Beispiele werden. das isländische Tiefdruckgebiet 
and das Hochdruckgebiet der Azoren. mit ihren Ausläufern herangezogen. 
| Die Betrachtungsweise, mit der man zu jener Zeit der Aufgabe näherzu- 
kommen suchte, ist an einem Ausspruch Meinardus’ (s) zu erkennen: „Das 
Studium der täglichen synoptischen Wetterkarten mit ihren wechselvollen Bildern 
der Luftdruckverteilung verspricht weniger Erfolg als das der Luftdruckverteilung 
längerer Zeiträume.“ Doch der Erfolg blieb aus und der weitere Weg unserer 
Wissenschaft führte gerade zu den täglichen Wetterkarten, 
Den ersten. Schritt hierzu machte Defant (4), der die täglichen Wetterkarten 
des Nordatlantischen Ozeans, die sogenannten Hoffmeyer-Karten, verwandte, Er 
betrachtete allgemein den Luftdruck und fand, daß das nördliche Tief einer 
kräftigen. jahreszeitlichen Änderung ausgesetzt ist. Die größte Tiefe erreicht es 
im Dezember, verflacht im Frühjahr, im Mai und Juni tritt sein Einfluß noch 
weiter zurück, bis dann im Herbst allmählich Vertiefung einsetzt, die sich im 
September etwas beschleunigt, im Oktober vorübergehend. zurücktritt und im 
*) Die Zahlen verweisen auf das Schriftenverzeichnis am Schluß der Arbeit. 
Ann. d, Hyar, usw. 1936 Heft V.
	        
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