170 Aynalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Aprıl 1956.
Form der Bänke die Annahme nahe, daß es sich hier um Flutstrombänke handelt.
Nun zeigte aber die Untersuchung während der Flut, daß der Strom hier mit
Ausnahme des ersten Flutstoßes verhältnismäßig schwach war, ja, wie aus Skizze 1
(punktierter Pfeil 2) hervorgeht, sogar unmittelbar am Ufer zum Teil rückläufig
wurde. Man achte auf die interessante Kolkbildung an der Westspitze von Lühe-
sand (Skizze 1). Während der Ebbe dagegen entwickelte sich hier ein deutlicher
Staustrom (schwarzer Pfeil bei 3), Die Strombänke waren sehr locker gelagert,
sie bestanden aus Mahlsand, in den man bekanntlich wie in Sumpf einsinken kann,
Über den Unterschied yon Mahlsand, Triebsand und Schwimmsand sind von Simon
genauere Untersuchungen, besonders auch über die Entstehungsursachen, in
Arbeit, Der Gehängeunterschied war nicht immer deutlich; aber in den meisten
Fällen doch einwandfrei zu erkennen. Die vorliegenden Tatsachen legen die Ver-
mutung nahe, daß hier eine Strombankbildung Oder richtiger vielleicht endgültige
Ausformung durch einen Staustrom stattgefunden hat. Ich stelle mich mit der
Erwähnung dieser Möglichkeit in Gegensatz zu eigenen früheren Anschauungen,
Ich halte es für möglich, daß die ursprünglich gleichgehängig ausgebildeten
Strombänke ihre endgültige Formung erst kurz vor dem Auftauchen durch die
erwähnte Strömung finden, sofern nicht der erste Flutstrom schon ihre Bildung
verursacht,
Die langgestreckten, geradlinigen Bänke des Mittelteils der Sandbank sind
im. Gegensatz zu den eben erwähnten erheblich fester gelagert. Ihr Steilhang
zeigt in Richtung des Flutstroms und hat eine maximale Höhe von 30 bis 40 em.
Die auf den Strombänken befindlichen Rippeln sind Strömungsrippeln, die eben-
falls in Richtung des Ebbstromes zeigen (vgl. Bild 3). In den Senken zwischen
den. einzelnen Strombänken finden sich dagegen Seegangsrippeln und Strömungs-
rippeln, deren Kammrichtung etwa in der Richtung des Ebbstromes verläuft.
Der Steilhang der Strömungsrippeln. weist also zum Fahrwasser (Bild 2 und 3).
Die Richtungen, die die Steilhänge der Strömungsrippeln auf den Bänken und
im den Senken bilden, stehen fast rechtwinklig zueinander (Bild 3), Diese Er-
scheinung ist dadurch zu erklären, daß nach Auftauchen der Strombankrücken
das Wasser in den Senken seitwärts zum Fahrwässer abzufließen sucht, sofern
nicht die Senken niedriger als die Randgebiete liegen, In letzterem Falle bleiben
dann natürlich langgestreckte Tümpel stehen, in denen sich sekundär Seegangs-
rippeln entwickeln. Auch an diesen Bänken versuchte ich die Entstehung zu
verfolgen. Da das Wasser recht schlickig und daher undurchsichtig ist, kam
ich nicht zu eindeutigen Resultaten; es schien mir aber, als ob die Strombänke
während einer Wassertiefe von etwa einem Meter noch ziemlich gleichgehängig
ausgebildet waren. Beim weiteren Fallen des Wasserspiegels setzte dann über
lie Bänke heftiger Ebbstrom, der den Sand In Wolken darübertrug und den
endgültigen Steilhang auszubilden schien,
An diesen Strombänken versuchte ich auch die Frage der Wanderung zu
klären. Ich versah den Steilhang der am deutlichsten ausgeprägten Bank mit
kleinen Priceken. Die verbreitetste Anschauung‘ über das Wandern der Strom-
bänke ist wohl diejenige, daß sie in der Richtung des Steilhanges fortschreiten,
Wie aber aus Aufnahme 4 deutlich zu erkennen ist, tauchten bei dem nächsten
Niedrigwasser die Pricken vor dem Steilhang der Strombank auf. Eine ähn-
liche Erscheinung könnte ich in diesen Tagen mehrfach beobachten, Es scheint
also, als ob die Strombänke unter bestimmten Bedingungen „rückwärts“ wandern,
Eine Erklärung ist möglicherweise darin zu sehen, daß der Flutstrom überwiegt
und die gesamte Strombank zunächst flußaufwärts treibt. Der Ebbstrom, der die
endgültigen Gehängeverhältnisse ausbildet, vermag sie nicht völlig in die alte
Lage zurückzuversetzen. Messungen der Strömungsverhältnisse wurden nicht
vorgenommen, können also diese Anschauung nicht stützen. Immerhin scheint
mir diese kleine Teilbeobachtung‘ recht bemerkenswert. Es sei bei dieser Ge-
ljegenheit die Frage nach der Wanderung dieser Öberflächenformen überhaupt
angeschnitten. Man nimmt wohl im allgemeinen an, daß es sich um recht ver-
gängliche und schnell wandernde Gebilde handelt, und das mag auch häufig zu-
treffen. In vielen Fällen, so z. B. auch bei mehrmaligen Besuchen. an der eben