Wrage, W.: Beobachtungen atı Strom bänker,
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Damit das gesammelte Material nicht nutzlos verstaubt, gebe ich es unvollständig,
wie es ist, heraus, damit es als Anregung und Vergleichsmaterial Nutzen stilten
kann. Falls Strombau und Landgewinnung durch Beobachtung derartiger Formen
unterstützt würden, würde der Wert auch derartiger kleiner Skizzen, wie der
vorliegenden, steigen. |
In der Skizze 2 ist die Sandbank II der Skizze 1 noch einmal etwas verein-
facht dargestellt. Im ganzen genommen ähnelt sie der von Haarnagel (Archiv
der Deutschen Seewarte, Bd. 53, Nr.6) beschriebenen Uferströmungsbank, Ob es
sieh auch hier um eine am Wattrand „emporgekletterte“ und dem Ufer sich
nähernde Sandbank, wie sie Haarnagel annimmt, oder um nur umgestaltetes
Baggergut handelt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls ist sie in
ihrer Gesamtlage während der letzten drei Jahre ziemlich stationär und weder
eine Brandungsbank noch ein Großrücken im Sinne von Lüders. Es sei mir
hier gestattet, kurz auf zwei Punkte der Haarnag elschen Arbeit einzugehen,
in denen ich anderer Ansicht bin, Bei den meisten Brandungssandbänken, die
ich im Wattengebiet der Nordsee beobachten konnte, lag der Steilabfall dem
Lande zugekehrt, Ob diese Tatsache dem Sog oder mehr der Wirkung des
Brandungspriels zuzuschreiben ist, sei dahingestellt, Ich verweise im übrigen
auf die betreffenden Abschnitte meiner Arbeit über Trischen (Archir der
Deutschen Seewarte, Bd, 48, Nr. 5, 1930). Immerhin stimme ich dahingehend mit
Haarnagel überein, daß die bei ihm beschriebene Bank ebenso wie die, von
der hier die Rede ist, keine Brandungsbank ist. Die Tatsache, daß der Steil-
hang landwärts gekehrt ist, ist schließlich nur ein Kriterium, das erst im Zu-
sammenhang mit anderen Bedeutung erlangt. Ich selbst habe im ganzen Niederelbe-
bereich keine Bildung gefunden, die man als reine Brandungsbank ansprechen
könnte. Es sei mir noch die Aufklärung eines Mißverständnisses gestattet, Es
ist unzutreffend, daß ich die Ablenkung der Wellen zur Tiefenlinie in der Nähe
des Ufers in Frage gestellt hätte (Haarnagel, 5. 24) Ich habe im Gegenteil
ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich die Wellen in der Nähe des Ufers den
Tiefenlinien parallel einzustellen versuchen (Archiv der Deutschen Seewarte, Ba. 48,
Nr. 5, S, 98). Allerdings ist, wie jeder beobachten kann, diese Ablenkung nicht
(00prozentig, was sich dadurch bemerkbar macht, daß z. B. die Brandungswelle
an der Windseite zuerst bricht. H, spricht ja sogar von schräg auf das Ufer
laufenden Wellen,
Die in Skizze 1 und 2 dargestellte Sandbank ist nun zum größten Teil mit
wohlausgeprägten Strombänken bedeckt. Aufnahme 1 zeigt die Bildung von
Lühersand aus, elbabwärts gesehen, Man erkennt deutlich den im Hintergrund
liegenden. Teil mit den großen Strombänken. Der Boden ist dort rein sandig.
Der rechts gelegene, hellere Teil, der mit Rippeln bedeckt ist, besteht aus fein-
sandigem und schlickigem Material. Im Vordergrund steigt glatter, sandiger
Strand bis etwa zur MHW-Linie auf, die im Bild etwa durch den Steinwall im
Vordergrund gekennzeichnet wird. Der im Hintergrund eingezeichnete Pfeil
zeigt den weiteren Verlauf der Sandbank an, die sich halbinselartig elbabwärts
arstreckt. Allerdings taucht dieser Teil nur bei besonders niedrigem Wasser-
stand völlig auf, Diese Aufnahme ermöglicht im. Zusammenhang mit den Karten-
skizzen wohl einen ziemlich vollständigen Eindruck in das hier zu besprechende
Wattgelände, Wie aus der Skizze 2 ersichtlich, sind hier verschiedene Strom-
bankformen vereinigt. Der breite Hauptteil der Sandbank ist von langgezogenen,
ziemlich geradlimigen Strombänken bedeckt. Der Anstieg zur MHW-Linie ist
ebenso wie der Abfall zum Fahrwasser glatı, Die Spitze der Sandbank, die sieh
dann noch halbinselartig fortsetzt, ist dagegen. von kurzen bogenförmigen Strom-
bänken. bedeckt, deren Steilhang auch eine andere Richtung aufweist. Und end-
lich finden sich an der Landseite des „Höker“ (Ausdruck Haarnagels für den
sackgassenartigen Wasserarm hinter der Sandbank) einige Strombankformen,
deren Steilhang dem Ebbstrom scheinbar entgegengerichtet ist. Wie schon aus
dieser Skizze ersichtlich, handelt es sich hier also um recht verschiedene Formen,
die uns die verschiedensten Fragen zur Beantwortung vorlegen, Um die zuletzt
erwähnten Strombankbildungen (vgl. Bild 8) ryorwegzunehmen, so legt die äußere