160 Aynalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Aprıl 1936,
war nämlich am 30. November bis zum Meeresgebiet östlich von Neufundland
angelangt und traf dort auf einen starken, von der Davisstraße nach Süden
setzenden Kaltluftstrom: Die Britischen Inseln lagen gerade im Delta der ent-
standenen. Frontalzone, und tatsächlich begann dort schon 12 Stunden später ein
heftiger Druckfall, der bis zum nächsten Morgen zur Entwicklung eines Orkan-
efs über der Nordsee führte, Auch in diesem Fall lag die erzeugende Frontal-
zone weit nach Westen verschoben; es ist dies eins der gar nicht seltenen Bei-
spiele, wo ein weit im Westen liegendes Tief auf seiner Vorderseite zur Bildung
siner scharfen Frontalzone Anlaß gibt, die dann in ihrem Delta, weit ostwärts,
zur Bildung eines neuen Sturmtiefs Anlaß gibt, dessen Vorhersage nur auf Grund
ainer weltweiten Wetterkarte rechtzeitig möglich. ist.
Beobachtungen bei einem Wirbelsturm im Gebiet der Außenjade.
Von K. Lüders, Wilhelnoshaven,
{Hierzu Tafel 22).
Am 4. August 1980, etwa wn 15 Uhr 45 Minuten, ging über Minsener
Oldeooge, eine östlich von Wangerooge gelegene Strandinsel, während eines
heftigen Gewitters mit starkem Hagelschlag ein Wirbelsturm hinweg, bei dessen
Durchgang Beobachtungen über einige Kräftewirkungen des Wirbels gemacht
werden konnten,
Die meteorologischen Verhältnisse (Windrichtung und -geschwindig-
keit, Luftdruck und Lufttemperatur) vor und nach dem Auftreten des Wirbel-
sturmes sind in den Kurven auf Abb, 1 wiedergegeben, Der Windschreiber, der
auf der Strandbake in Wangerooge-Ost aufgestellt ist (Abb. 2), legt etwa 4 km
von der Zugstraße des Wirbelsturmes entfernt. Auf der Strandbake befindet
sich auch ein Luftdruckschreiber, dessen Kurve aber zur Zeit des Wirbelsturm-
durchgzanges wegen Blattwechsels leider unterbrochen ist. Zur Ergänzung ist
daher noch die Luftdruckkurve yon Wilhelmshaven wiedergegeben, Ebenso
stammt die Lufttemperaturkurve aus Wilhelmshaven.
Der Wirbelsturm wurde an drei benachbarten Stellen beobachtet, und zwar
in Minsener Oldeooge auf der Schlengenbude (Beobachter Herr Marineingenieur
Hitzemann}), auf der Außenjade vom Werftbagger „Nikolaus“ (Beobachter
Herr Steuermann Buß) und vom Werftschlepper „Ahne“ aus (Beobachter Herr
Marinesekretär v. Varel).
Nach den Beobachtungen von Herrx Hitzemann zog der Wirbelsturm
etwa 15 Uhr 40 Minuten als eine schwarze Wolkenwand von Süden heran.
Nach einigen kräftigen elektrischen Entladungen wurde ein starkes Brausen in
ler Luft hörbar, Die auf hohen Pfählen stehende Schlengenbude erzitterte für
ainige Augenblicke, so daß die sich hier aufhaltenden Leute den Eindruck
hatten, als ob die ganze Wohnbake fortgerissen würde, Der Wirbelsturm zog
schnell nach Norden weiter über das zur Zeit trockenliegende Watt und bog
dann etwas nach Nordosten ab (vgl. den Lageplan Abb. 2). Bei seinem Wege
über das Watt war nichts Besonderes zu bemerken; als er aber über das
Wasser hinwegzog, bildete sich eine Wasserhose von schätzungsweise 20 bis
30 m Höhe. Zur Zeit des Vorbeizuges war westlich vom Wirbelsturm (also
nach Wangerooge hinüber) starker Hagelschlag; im Wirbelsturm selbst fielen
dagegen keine Niederschläge.
Der Wirbelsturm kreuzte auf seiner Bahn ein nordwestlich von der Schlengen-
bude stehendes 8,5 m hohes Gerüst, welches für Aufstellung‘ der Baulokomotiven
und Loren zum Schutze gegen Sturmfluten dient (Abb. 3). Auf diesem Gerüst
lag ein Ruderboot, das 56 kg schwer war und außerdem halb voll Wasser stand.
Dieses Boot wurde beim Durchgang des Wirbelsturmes etwa 1m hochgerissen,
Aurch das feste Geländer des Gerüstes gedrückt und etwa 8 m weit fortgetragen.
Dann sackte es ganz langsam zu Boden und wurde auf dem Walt noch
schätzungsweise 150 m weiter gerollt. Später konnte das Boot unbeschädigt