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Full text: 64, 1936

Scherhag, Bı: Die Entstehung: des Nordsee-Orkantiefs vom 19%, Oktober 1935. 159 
Frontalzone bei der in ihrem „Delta“ erfolgenden. Zyklorenese zerstört werden, 
Und wenn. der Druckfall durch die Divergenz der Höhenisobaren im Delta. ver. 
arsacht werden 801, so muß im „Einzugsgebiet“ der Frontalzone bei konvergenter 
Höhenströmung gleichzeitig Druckanstieg einsetzen, 
Beide theoretischen Schlußfolgerungen werden. In. diesem Beispiel glänzend 
bestätigt. Wie ein Blick auf die Wetterkarte vom 19, Oktober (Figur 8) zeigt, 
ist zu diesem Zeitpunkt, als. das Sturmtiel noch nicht einmal den Höhepunkt 
seiner Entwicklung erreicht hat, von der am Vortage mıoch über 3000 km langen 
Frontalzone der dem Tief zugewandte fast 2000 km lange Abschnitt 
restlos zerstört (rerwirbelt!} worden, erst über dem mittleren Teil des Ozeans 
wird sie dureh. die Zweiteilung des dort liegenden Hochs schwach erkennbar und 
blieb nur weiter westwärts erhalten, 
Zugleich ist der Luftdruck gerade dort, wo am Vortage das Einzugsgebiet 
der Frontalkone lag, also südwestlich des in Kapitel 6 beschriebenen Punktes 
stärksten Gegensatzes, stark angestiegen, Es ist dort ein Hochdruckkern von 
1085 mb entstanden, und dieser Drauckanstieg umfaßt den ganzen mittleren Teil 
des Ozeans, wo am Vortage die Frontalzone lag. Der Druckänstieg ist zur 
gleichen Zeit entstanden wie das zyklonenbildende Fallgebiet. 
= Dieser erhebliche Druckanstieg auf der Westseite des Sturmtiefs führte 
gerade hier zu der Herausbildung der besonders starken Druckgradienten, 
Zugleich. veranlaßte er auch die merkwürdige Zugbahn des Sturmtiels, indem 
dieses sich erst mit Nordostkurs Island näherte und dann bei erfolgender 
Okklusion nach Ostsüidosten umschwenkte, wofür die Laftmassenverteilung: 
keine Anhaltspunkte bietet und die Vorhersage dieser Schwenkung daher nur 
schwer möglich war: Es ist dieser Fall ein deutlicher Beweis dafür, daß für die 
Zugrichtung der Depressionen die vorherrschende Strömung inner- 
halb des Tiefs maßgebend ist; im diesem Falle kam es zur Ausbildung des 
größten Gradienten auf der Rückseite, der denjenigen auf der Vorderseite so 
weit übertraf, daß die bestehende Luftmassenyerteilung auch bis zu großen. Höhen 
keine wesentliche Änderung dieses Unterschiedes in der Strömungsgeschwindigkeit 
bewirken konnte. Wie dabei im Divergenzgebiet der Isobaren der Druckfall 
hervorgerufen wurde, der die ostsüdöstliche Verschiebungskomponente auslöste, 
wurde bereits im 3. Abschnitt beschrieben, 
Nachdem wir nun die speziellen Vorgänge bei der Bildung dieses Tiefs 
besprochen haben, wollen. wir zum. Schluß noch eine Folgerung für die Wetter- 
vörhersage beschreiben, die von erheblicher Bedeutung bei der rechtzeitigen 
Erkennung von Sturmdepressionen ist, die vom Atlantik nach Europa vordringen 
und. aerologisch erst im letzten Augenblick erfaßt werden können. 
8, Folgerungen für die großräumige Wetterentwicklung, Unsere Untersuchung 
lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bezichungen, die zwischen oft weit voneinander 
entfernten. Wetteryorgängen bestehen müssen und zuweilen. die gesamte Wetter- 
lage eines großen Gebiets durchgreifend umgestalten können, ohne daß man der 
Ursache sofort gegenwärtig wird, So setzte in unserem Falle vom 18. zum 
19, Oktober 1935 über dem mittleren Atlantik starker Druckaänstieg ein, dessen 
Korrelation. zu dem über Westeuropa entstandenen Sturmtief wir nachgewiesen 
haben. Genau so steht die Bildung des Sturmtiefs in Beziehung zu dem Warmluft- 
vorstoß, der, «vom Meeresgebier südlich Bermuda ausgehend, am 17, südöstlich 
von Neufundland. angelangt ist. Dabei entsteht die Sturmzyklone aber micht 
unmittelbar an dieser Warmfroönt, sondern wesentlich weiter nordöstlich, eben 
im Delta der sich. ausbildenden Fronfalzone, 
Diese Verhältnisse führen oft zu. Zyklonenbildungen, die bisher schwer zu 
übersehen waren, denn die erzeugende Fronfalzone kann dabei off weit zur 
Rückseite der Zyklone hin verschoben und auf einer nur den europäischen 
Raum umfassenden. Wetterkarte vielfach gar nicht sichtbar sein. Ich darf 
vielleicht erwähnen, daß es auf diese Weise z. B, möglich war, auf Grund der 
Luftdruck und Luftmassenverteilung über dem mittleren und westlichen. Teil 
des Nordatlantischen Ozeans vom 30, November einen starken Druckfall bis zum 
aÄchsten Taye über England. vorherzusehen: Ein intensiver Warmluftrorstoß
	        
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