[54 ‚Annalen der Hydrographile und Maritimen. Meteorologie, April 1936,
yartenden Ereignisse ein: Niarker Druckamstieg im Einzugsgebiet der Frontalzone verbunden mit Ürrer
völligen Zerstörung: Zum Schluß werden. die für die großräumige Weftterentwicklung resultierenden
az und es wird darauf hingewiesen, vie auch vom 30, November zum 1. Dexeni-
ber 1935 ‚befüiger Drackfall über den Britischen Inseln durch, eine östlich von Neufundland entstandene
Frontalzone ausgelöst wurde, Es+ ist dies ein. weiteres Beispiel dafür, wie ein Tief an einer ganz Al.
teren. Stelle eine Zyrklone entstehen lassen kanıy, wobei die Vorhersage yur auf Grand einer welt-
weiten Weiterkarte rechtzeitig möglich ist,
1, Ausdehnung und Stärke des Sturmes vom 19, Oktober, Unter den vielen
Herbststürmen, die im vergangenen Jahre das Nord- und Ostseegebiet heimsuchten,
war derjenige vom 19. Oktober bei weitem der schwerste, Mit einem Kerndruck
von weniger als 955 mb lag das Zentrum des Sturmwirbels am Morgen des
19, Oktober (vgl. Figur 3 und 4)* über Nordschötiland und hatte zu dieser Zeit
jen Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht, Der Luftdruckgegensatz war he
sonders im Südwestsektor des Tiefs außerordentlich groß, und der Gradient er-
reichte über dem Nordwestteil der Britischen Inseln Beträge, wie sie über dem
suröpäischen Raum mur selten. beobachtet werden, Zwischen den 460 km voneit-
ander entfernten Stationen Aberdeen und Holy head betrug‘ der Druckunterschied
zu jener Zeit 86.6 mb, was bereits einen Mittleren Gradienten. von 88 mb
(6,6 mm) ergibt, und nach dem „Täglichen Wetterbericht der Deutschen Seewarte“
erhält man über Schottland zwischen den Isobaren 965 und 980 mb einen. mini
malen Abstand von. 180 km, woraus sich ein Gradient von 12,8 mb (9.6 mm) be-
rechnet, ein Wert, der®%) auf geringeren Entfernungen auch in Europa schon
häufig Übertroffen worden. ist, @ber auf einer mehr als 100 km betragenden
Strecke doch nicht oft erreicht werden dürfte. Dem letzten Wert würde bei ge-
radliniger Bewegung ein. Gradientwind. von 270 km/Std. (75 m/sec) entsprechen}
setzt man. für den Krümmungsradius der Isobaren den Wert von 500 km ein,
sö erhält man nach der Tabelle von Defant®) einen Gradientwind von etwa
160 km/Std. (45 m/sec}. Bedenkt man, daß auf See innerhalb der polaren, instabil
yeschichteten Rückseitenströmung die Windstärke mindestens 66% des Gradient-
indes erreicht‘), so ergibt sich als untere Grenze für die Windgeschwindigkeit
der Betrag von 30 m/sec, was bereits vollem Orkan entspricht,
Demgemäß waren die Auswirkungen dieses Sturmes verhegrend, insbesondere
für die Britischen. Gewässer, wo 600 km. westlich der Hebriden der Glasgower
Dampfer „Vardulia“ mit 37 Mann Besatzung dem. Element zum Opfer gefallen
ist), Die Gefährlichkeit dieses Sturmes war deshalb besonders groß, weil er
sich in ungewöhnlich kurzer Zeit entwickelte und seine rechtzeitige Vorhersage
daher für Westeuropa nicht einfach war.
2. Die rasche Entstehung des Sturmtiefs. Die 2 Uhr-Nachtkarte vom 17%,
(Figur 1 &uf Tafel 21} zeigt ein wenig umfangreiches Tief von 995 mb südöstlich
yon Neufundland, das aus der Vereinigung eines vom. St, Lorenzstrom 2us ostwärts
and eines von den. Bahama-Inseln nordostwärts gezogenen Tiefs entstanden Ist.
Ein ausgeprägter Keil eines vor der amerikanischen Ostküste liegenden Hochs
reicht bis zum mittleren Teil des Atlantiks und trennt das Neufundland-Tiek
vorm einer über dem Nordmeer liegenden Zyklone,
In der Nacht zum 18, (Figur 2) ist der Hochdruckkeil verschwunden, von.
dem südöstlich Neufundland. gelegenen Tief hat sich ein Teilwirbel abgespalten
und ist in. den Raum südwestlich von Island vorgestoßen, Der andere Tiefkern
wandte sich südwärts und füllte sich zunächst auf,
Zu diesem Zeitpunkt weist das auf 60° Nord, 30° West angelangte Tief noch
keine erhebliche Energie auf, der tiefste Druck beträgt etwa 990 mb, 12 Stunden
später hat der Druck im Zentrum des jetzt ostwärts ziehenden Tiefs bereits auf
560 mb und nach weiteren 6 Standen. auf 950 mb abgenommen; ein südlich von
Island gelegener und langsam westwärts fahrender Dampfer beobachtete von
7 bis 18 Uhr einen Druckfall von fast 40 mb, womit wohl am besten die Plötz-
üchkeit der Vertiefung dieser Zyklone belegt wird.
4 Es können bier nur die wichtigsten Karten reproduziert werden, im übrigen. sel auf die „Täg-
lichen. Wetterberichte der Deutschen Seewarte“ verwiesen. — 2% Vgl. Hann-Süring, Lehrbuch d.
Meteorologie, 4, Aufl, S. 485. — *} A, Defant, Wetter und Wettervorhersage, 2, Aufl. 5,35. — 4) Vol
N, Shaw, Manual of Meteorology, Vol IV, 5.100, — 3E.W.V, Jones, The Gale ot Oetober
LSch—20th. 1935, The Meteoralosical Maxazine 1935, 5. 225,