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Full text: 64, 1936

Rodewald, M,: Das norddentsche Hochdruck-Gewitter vom 19. August 1932, 151 
Dieser Tageseffekt des Seewindes auf der rechten Seite der Konvergenz iritt 
aber augenscheinlich zurück gegenüber dem nächtlichen Effekt des oberen 
„Länd“windes, der von der linken Seite her eine Verstärkung der Konvergenz 
bewirkt. In unserm Falle hat sich — als Folge des nachmittäglichen ge- 
witterverbundenen Druckfalls — abends eine sekundäre Konvergenz von der 
westlichen. Ostsee nach den Nordfriesischen Inseln hin gebildet*), und nördlich 
von ihr löst der tieftroposphärische, nächtlich. verstärkte Warmluftvorstoß (vgl. 
die Ausführungen oben über das „Gleitpolster“) die nach Mitternacht auftretenden 
Gewitter des 20, August”) aus. 
Daraus, daß Warmfront und Achse des dänischen Hochdruckkeiles nicht weit 
voneinander liegen und daß die Neigung der Frontfläche etwa 1: 200 (s. 6.) be- 
trägt, erklärt es sich, daß die Gewitter so nahe an das Divergenzgebiet des 
Boden-Hochdruckkeiles oder selbst darüber zu liegen kommen. Trotz seiner 
merkwürdigen Erscheinungsweise ist also auch das Hochdruckgewitter vom 
(9. Augüst auf eine zyklonale Konvergenz zurückzuführen, Sein — wie auch 
der Nachtgewitter — Erlöschen gegen Pommern hin ist nach den geschilderten 
Entstehungsbedingungen und in Rücksicht auf den im Gewitter selbst liegenden 
Stabilisierungsvorgang leicht verständlich; eher kann die noch verhältnismäßig 
lange Lebensdauer verwundern. | 
Bemerkenswert ist, daß die aus dem südskandinavischen Nachtgewittergebiet 
nach Südost herauslaufenden Gewitter (vgl, 1. Mitteilung) nach 8 Uhr morgens 
die deutsche Küste nicht mehr erreichen, Der Königsberger Flugzeugaufstieg 
vom 20. August morgens gibt in dieser Beziehung w. &, nur noch an „von 3000 m 
bis etwa 6000 m im Westen und. Nordwesten Acu mit massigen. Aufquellingen 
und. Fallstreifen. über dem Samlande“?). Trotz fortschreitender starker Erwär- 
mung in Königsberg während des Tages kommt es hier nicht mehr zu Gewittern, 
sondern im Gegenteil zu zunehmender Aufheiterung. Dies wird nach dem frü- 
heren verständlich, wenn man die Cumolonimben auf dieser Seite des Störungs- 
herdes nur als abgetriebene „Schwimmer“ ohne Aktivität ansicht. Darin, daß 
sie mit steigender Sonne die deutsche Östseeküste nicht mehr erreichen, spiegelt 
sich nur das -— auch direkt feststellbare — Tagesabklingen der schwedischen 
Gewittertätigkeit wieder, das seinerseits mit der geschilderten, übertags statt- 
findenden Störung des unteren Warmluftstroms in Verbindung gebracht werden 
kann, 
G. Seifert, der diese Gewitterlage ebenfalls behandelt hat“), deutet die Er- 
scheinung als „Hochgewitter“, für das die mit einem subtropischen. Hoch- 
druckvorstoß einhergehende Labilisierung in hohen Atmosphärenschichten ver- 
antwortlich ist. Unter Hochgewittern werden von ihm hochtroposphärische Ge- 
witterzustände verstanden, die bei einer von oben (Stratosphäre und Substrato- 
sphäre) nach unten fortschreitenden Labilisierung (Abkühlung) zustandekommen; 
ihr vorzugsweise nächtliches Auftreten wird mit der labilisierenden Wirkung 
der Ausstrahlung von Wolken- oder spezifisch feuchteren Luftschichten erklärt. 
Wenn zguch die Mitwirkung solcher Ausstrahlung bei der Entstehung nächt- 
licher Gewitter nicht unwahrscheinlich ist, so stützt unser bisheriger Befund nicht 
lie Seifertsche Anschauung, daß die Abkühlung in der Höhe das Maßgebliche 
für diesen Gewittertyp ist und „daß diese Hochgewitter als hkochtroposphärische 
Umlagerungen. in keinem. Zusammenhang stehen. mit unteren Konvektionsräumen 
und Vorgängen in diesen“). Wie das in Norddeutschland am 20. August herr- 
schende, trotz Labilisierung in der Höhe und großer Hitze unten fast 
röllig wolkenlose Wetter zeigt, kann die für sieh betrachtete Abkühlung 
in der oberen Troposphäre —- sie ist wahrscheinlich auch im Mittel der a. ©. 
zitierten Scherhagschen Gewitterfälle oberhalb 5 km Höhe noch vorhanden — 
nicht für die Gewitterbildung verantwortlich gemacht werden. Ohne die von 
Seifert abgelehnten „Vorgänge in den unteren Konvektionsräumen“ kann es 
‘) Vgl, A. H, 1935, Tafel 8, Abb. 7. — %) Ebenda, Abb. 8. — % Gerhard Seifert, Instabile 
Schichtungen der Atmosphäre und Ihre Bedeutung für die Wetterentwicklung im Königsberger Gebiet. 
Veröff, Geophysikal, Inst, Leipzig 1935, Bd. VI, Heft 5 S, 313. — *) aa. 0., 8. 3138 bis 310; siche 
auch. S.. 238 ff. 84748, S. 8581. — Yan O0, 837.
	        
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