Heinze, H,; Über schnelle Ladungsänderungen in Gewitterwolken. 135
eben keinen fertigen Kanal vor, im den sie die ihr zur Verfügung stehende
Elektrizität hineinsendet, Es ist damit eine Vorentladung [s. Walter (4)l. In
dem soweit ausgebauten Blitzkanal fließt nun 26—27 usee lang ständig Ladung
nach, allerdings nur in geringen Mengen. Dieses Nachfließen ist zu erkennen an
den hellen Kreisbögen, die sich entgegen der Bewegungsrichtung der Platte von
einzelnen. Blitzpunkten aus abzeichnen, Es scheinen einzelne Blitzpunkte bevor-
zugt zu sein, Tatsächlich fließt in diesen Punkten die Entladung auf den Be-
schauer zu (also in Richtung des Sehstrahls), Es fallen also mehrere Punkte
des Blitzkanals für den Beschauer zusammen, und damit wird die Helligkeit an
dem betreffenden ‚Punkt vergrößert. — Das Nachfließen verdichtet sich dann zu
einer neuen, kräftigen Entladung A, B,C, [Abb. 3]. Diese ist weit heller als die
erste: sie führt also eine größere Elektrizitätsmenge mit. Es werden von ihr
die vorher ausgebildeten Seitenäste nicht mehr beschickt. Vor allen Dingen ist
von dem Gewirr von Büschelentladungen am Ende der Vorentladung [an Punkt
B, (Abb. 3) anschließend] nichts mehr zu sehen. Die jetzige Entladung nimmt
ihren Weg nicht etwa dürch einen der Büschel, die vorher am stärksten aus-
gebildet zu sein schienen und bereits am weitesten vorgeschoben waren, Sie
bedient sich vielmehr eines Astes, der früher nur verhältnismäßig schwach war.
Am Anfang dieses Astes (bei Punkt B,) beginnt die Bahn mehr zu leuchten als
im Teil Ag B,. Kurz hinter B, sind noch zwei Äste ausgebildet, die aber einen
deutlich anderen Weg einschlagen als die Büschel der Vorentladung A, B.. Von
B, zus balnt sich die Ladung jetzt ihren Weg bis zur Erde (C,), deutlich auf
der ganzen Strecke noch mit Seitenästen versehen, Das ist nach Walter («) ein
Zeichen. für die erste Entladung in einem. Kanal. Jeder Blitz bahnt sich seinen
Wer immer weiter ruückweise vor, Dabei tastet die Entladung nach allen Seiten.
Aber nur einer dieser Seitenäste wird dann bei der Hauptentladung verwandt,
An sich müßte also für den Ast B, C, auch zunächst eine Vorentladung zu sehen
sein [wie bei A, B,]. Diese geht aber wohl so kurz vor der Hauptentladung
vor sich, daß beide auf der Platte zusammenfallen. Der Blitzteil A,B, ist weit
schwächer als der Teil B, C,. Das kann nur folgenden Grund haben [s. Walter ()].
[n der Bahn B, Cu ist der elektrische Widerstand größer als in der bereits fertigen
Bahn AB, Da die gleiche Ladungsmenge durch beide Äste hindurchgeschickt
wird, ist nach dem Jouleschen Gesetz die Stromwärme in BC, größer als in
AB. Es wird also auch größeres Leuchten in der Bahn auftreten. — Etwa
L6 bis 17 useo nach der Hauptentladung A, B, C, folgt eine dritte Entladung A,B, C,
’Nachentladung), die nicht so stark leuchtet, — Der große Ladungsfluß in AB, C,
ruft übrigens eine ganz kurze Erschöpfungspause hervor, Die Entladung des
Systems ist also soweit vorgeschritten, daß zu-
nächst nichts mehr nachfließt [s, Walter (6), (r)}
Erst nach dieser Pause beginnt der Nachfluß,
der dann sich zur Nachentladung A, B, C, ver-
stärkt, Diese löst sich auf in einem lang-
dauernden Nachfließen von etwa 115 usee,
das sich deutlich in den hellen Spuren er-
kennen läßt.
Zu. dieser Blitzphotographie gehört die
Schwankungsregistrierung in Abb.4a [Tafel 17].
Es sei vor der Besprechung der ersten Re-
gistrierung noch einmal betont, daß ein Aus-
schlag nach oben einem Abbau des normalen
iuftelektrischen Feldes entspricht, d.h. es ist
der Luft- oder Wolkenladung negative bzw.
der Erde positive Elektrizität zugeführ‘
worden, — Die Registrierung zeigt Abb, 4b
noch einmal vergrößert und beziffert. Die Tabelle 2 gibt die Zahlenwerte für
die Zeiten zwischen den einzelnen Schwankungen, Es wird bei der Ausmessung
immer der Abstand vom Anfangspunkt angegeben, um ständig neue Fehler der
Ablesung zu vermeiden, Die Zeitdauer der einzelnen Schwankungen ergibt sich
.