Kleinere Mitteilungen‘,
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werden, bleibt der 2. Halbband „Meteorologie“ dieser Veröffentlichungsreihe
abzuwarten !). So sehr man bedauern muß, daß der universale Geist des in Grön-
lands Eiswüste gebliebenen Alfred Wegener die wissenschaftliche Auswertung
des meteorologischen Teils seiner groß angelegten Forschungsreise nicht mehr
vornehmen . kann, #0 darf man doch hoffen, daß die Mitarbeiter und. Kurt
Wegener als Führernachfolger auf A, Wegeners Expedition dies Werk mit
seinem. selbstlosen Erkenntnisdrang leisten und gegründete Antworten für
manche überlieferte und selbstgestellte Grönlandfrage finden,
Martin Rodewald.
Neuere Veröffentlichungen.
A. Besprechungen und ausführliche Inhaltsangaben.
Beebe, William, 923 m unter dem Meeres-‘ Tiefe durchgeführten Tauchfahrt bei 518 m und
spiegel. Mit 123 Abb, & farbigen Tafeln sowie bei der tieisten Fahrt bei 579 m Tiefe, also erst
siner Karte. Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig in weit prößerer Tiefe, als bisher angenommen
1935. Geh, RM. 8. — Geb, RM. 9.50, wurde. „Von 600 m abwärts herrschte, soweit. das
Jn seiner Tätigkeit für die Newyorker Zoo. imbewehrıte menschliche Auge in Frage kam,
‘ogische Gesellschaft. übte: der Verfasser Jange 7öllige Finsternis.“ Für die an Bord befindlichen
Jahre hindurch in der obersten Wasserschicht bis Beobachter entschwand die Kugel den Blicken
ıtwa- 20 m Tiefe Tierfang aus; hierbei reifte bei schon in 30 m Tiefe Die in der Tiefe vorhan-
ihm der Plan, mit Hilfe einer Tauchkögel in weit Jene Tierwelt verriet ihre Anwesenheit durch ibre
zrößere Tiefen vorzudringen, Als Ergebnis der Leuchtorgane, oder sie wurde sichtbar in dem
Jaraufhin angestellten Versuche entstand schließ. lurch ein Fenster hinausgestrahlten Scheinwerfer-
lich eine Stahlkugel von 144 em Außendurch- icht. Der Verfasser schreibt z. B. über eine Fahrt:
messer. mit 31/, cm dicken Wänden und einem „Die Lichter würden nunmehr heller und zahl-
Gewicht von 6100 Pfund, Die Türöffnung hatte reicher, und bei 335 m sah ich mehr Fische und
len für die in Betracht kommenden Personen ge- anderes Getier, als meine früberen Erfahrungen
aügenden Durchmesser von 35 cm, sie wurde ver- mich auf der ganzen Fahrt hatten erwarten
schlossen durch. einen 360 Pfund schweren Deckel. !assen. Bel angeschaltetem Licht kamen mehrere
Der Tür gegenüber waren drei mit Quarz ver- Iralle Beilfischehen heran und zogen hindurch;
schlossene ‚Fenster angebracht, Zum ‚Hınunter- lann eine 5 em lange, silberäugige Fischlarve;
‚ässen diente eine 1065 m lange, drallfreie Stahl. eine Qualle; dann plötzlieh eine Erscheinung,
;rosse von 21/, em Durchmesser mit einer Bruch- der ich keinen Namen zu geben vermag, obwohl
jestigkeit von 29 Tonnen, Kin elektrisches Kabel ich nachher noch andere sah, Es war ein Netz-
mit Je zwei Drähten für die Fernsprechanlage und werk von Leuchtendem, zierlich mit großen
lie. Lichtleitung führte in das Innere der Kugel. Maschen, alles glühend und in Bewegung, beim
Zum Ersatz des durch die beiden Insassen ver- Dahintreiben leise hin- und herschwankend, Dann
arauchten Sauerstoffs wurden Sauerstoffflaschen zeigte sich verschwommen ein recht tiefgebauter
Mitgeführt, aus denen in der Minüte etwa ein .Liter Fisch, der gleich wieder verschwand, dann ein
Sauerstoff ausströmte, Die Entfernung der beim LO em langer Glasaal, der schräg nach oben
Atmen entstehenden Feuchtigkeit und Kohlen- schwamm und. so weiter... Das unablässige Tele-
säure erfolgte auf chemischem Wege, Im ‚Juni >honieren brachte mich ganz außer Atem, und
930 begann die Erprobung der Kugel, sie wurde ıch freute mich ordentlich über 30 Meter, die nur
wie auch alle folgenden Versuche im Südosten lie blaue Schwärze und rege Funken zeigten,“
der Bermudas-Inseln ausgeführt, Der Stützpunkt Der Fisehereibiologe John Tee-Van schreibt von
für diese Arbeiten war die Biologische Station bei der Tiefseefahrt Nr. 35: „Jahrelang hatte ich zu-
St, Georges auf der Insel Neu-Nonsuch. Schon zeschaut, wie unsere Tiefsecnetze wieder an. die
in diesem Jahre wurden 429 m Tiefe erreicht, Im Oberfläche kamen, nachdem man sie vier oder
Jahre 1932 wurden die Versuche fortgesetzt. die ünf£f: Stunden lang durch das Meer geschleppt
zrößte Tiefe war 670 m. 1933 war die Kugel ıatie; jedes enthielt nur etwa ein dürftiges, halbes
ausgestellt auf der Chicagoer Weltausstellung, Liter winzigen Getiers und nur gelegentlich ein-
Nach der. Ausführung verschiedener Verbesse. mal größere Fische oder Garneelen, Nach diesen
zungen wurden die Versuche 1934 wieder auf- Ergebnissen hatte ich mir die Tiefen des Welt-
zenommen. Am 15, August wurde mit. 923 m Mmeeres als schön durchsichtig und recht dürftig be-
die größte Tiefe erreicht, die Kugel befand sich “Öölkert ausgemalt, ‚Aber durch die Fenster der
hei. dieser Gelegenheit fast drei Stunden im Wasser, Tiefseekugel kam uns der Beweis, daß unsere
and. der Aufenthalt in der größten Tiefe dauerte Netze, dıe die besten. waren, die für meeres-
etwa drei Minuten, . kundliche Arbeiten‘ im Frage kamen, uns ein
Diese Versuche, in größere Tiefen des Meeres völlig falsches Bild vom Reichtum des Lebens in
zu gelangen, etellen etwas völlig Neuartiges dar diesem Teil des Meeres boten. Ganz abgesehen
und die gewonnenen Beobachtungen sind des- von den größeren Fischen und Garneelen, die sich
halb von größter Bedeutung. Die letzten Spuren ständig durch das Aufblitzen ihrer Lichter be-
ron Tageslicht verschwanden bei einer bis 670 m merkbar machten, glitten wir durch gewaltige
— %) Zum Teil hat Fritz Loewe das Material bereits fruchtbar gemacht in seiner ausgezeichneten
Darstellung „Klima des Grönländischen Inlandeises“ ji. Köppen-Geiger, Handb. d. Klima-
tologie, Bd. IL, Teil K, Berlin 1935, (Daselbst ausführl. Schrifttumsnachweis.)