Travnitek, Dr. F.: Zur Kenntnis der Quellgebiete atmosphärischer Unruhe, 107
lehrt einmal ein Vergleich der Breitenreduzierten Werte von Hakodate mit
jenen von Tschingtau und Wladiwostok und dann der infolge gleichmäßiger
Temperierung des östlichen Meeresteiles nur regelmäßig mögliche Übergang in
die interdiurne L-V, der Westküste von Nordamerika. Sein westlicher Steilrand
im Felsengebirge muß entsprechend der hier sehr schroffen Klimascheide die
Verhältnisse gegen E hin sehr jäh ändern.
Als letztes bei der Besprechung des W—E-lichen Verlaufes der interdiurnen L-V.
der nördlichen Breiten noch in Frage kommendes Störungszentrum und Quell-
gebiet verdiente bloß jenes nach H. v. Ficker sogenannte „Aktionszentrum von
Novaja-Zemlija“* gesondert erwähnt zu werden,
Da ein W-—E-licher Anstieg unserer Kurven zwischen 50° und 70° östlicher
Länge auf allen drei Breitengraden verfolgbar ist, hat es erst den Anschein,
als ob tafsächlich auch hier ein selbständiges Quellgebiet in Erscheinung
träte, Sein andersartiger Charakter wird erst offenbar, wenn man eine physi-
kalische Weltkarte zum Vergleiche heranzieht, Dort findet man zwar keine
Meeresstromgrenze mit hohem Temperaturunterschiede, entnimmt aber, daß hier
während eines Großteiles des Jahres als eine Wirkung des ersterbenden Golf-
stromes die Packeisgrenze ziemlich meridional von Nord nach Süd verläuft, so
daß vermutlich auch ohne Vorhandensein des Uralgebirges alle vom Atlantischen
Ozean herkommenden Zyklonenbahnen hier rechtwinklig in das Kontinentinnere
abgelenkt werden, um dann die sibirische Antizyklone (im Winter) im Sinne
entgegen dem Uhrzeiger noch weiterhin zu umkreisen.
Die auffallend erhöhte Unruhe ähnlicher Längen des 40. Breitengrades findet
durch diesen Umstand aber nicht ihre Erklärung, Ebenso nicht, wie man früher
fälschlich meinte, durch eine „depressionsvertiefende Wirkung“ des Kaspikum
beim. Auftreten „erhöhter Schleuderkraft in Zyklonen“ infolge verringerter
Reibung der Luft über dem Meere, sondern nur durch den „Unruheeffekt
der kaukasischen Gebirgsstörung“ über den eingehend schon berichtet
wurde in den Geografisker Annaler 1930 S. 76 und 1931 S.. 154
In Ansehung der Kurven von Abb. 1 und 2 haben wir somit alle wesent-
lichen Unruhequellen beschrieben und glauben zusammen mit dem einleitend
Berichteten auch dem bloß flugtechnisch Interessierten ein Bild geboten zu haben,
welches ihm über den durchschnittlich zu erwartenden Unruhecharakter der
einzelnen Erdgyegenden einige Aufklärung verschafft und auch hinsichtlich der
Frage neu aufzunehmender oder abzulehnender Fluglinien wünschenswert erscheint.
Eine weitere Zerlegung des Unruhemäateriales nach Jahreszeit und Monat
wird erst tüunlich, wenn für die betrachteten Stationen kontinuierliche Beob-
achtungen für eine ganze säkulare Periode, d.h, für etwa 30 Jahre vorliegen.
Druckschwankungen und Tornados an der Westküste von Afrika.
Von H. Regula.
(Hierzu Tafel. 13.}
Zusammenfassung. In der Zeit zwischen Juli und Oktober 1934 fanden an der Küste von Sene-
gambien und der Sierra Leone mehrfach Druckschwankungen von etwa viertägiger Dauer statt,
Während des Druckfalle wehten auflandige (westliche), während des folgenden Druckanstiegs üblandige
(östliche) Winde, letztere in einem Falle. in einer Breite von 2000 km, Soweit die Meldungen erkeanen
Jassen, treten die westafrikanischen Tornados vorzugsweise während der Zeiten des Druckanstiegs auf,
Über See nimmt die Gewittertätigkeit rasch ab, die östlichen Winde wurden dagegen noch in mehreren
hundert Kilometern Abstand. von der Küste beobachtet,
Seit mehr als einem Jahre werden von den Wetterwarten der Deutschen
Seewarte auf den Flugstützpunkten D. „Westfalen“ und M.S. „Schwabenland“
meteorologische Beratungen für die Transozeanflüge auf der Strecke Bathurst—
Natal gegeben. Bei Nachtflügen ohne Möglichkeit astronomischer Ortsbestimmung
muß die seitliche Versetzung des Flugbootes durch den Wind lediglich an Hand
der Vorhersage in Rechnung gestellt und dementsprechend der erforderliche
Vorhaltewinkel gewählt werden. Für den Flugzeugführer ist daher die Vörher-
sage des Windfeldes längs der etwa 3000 km langen Strecke am wichtigsten.