104
‚Annalen der Hydrographie und. Maritimen Meteorologie, März 1936.
Noch ein zweiter Umstand Jäßt die hohe Bedeutung der Meerstromprenzen für die Bildung atmö-
zphärischer Unruhe auch in der Stratosphärte erkennen. Er geht hervor aus dem. Vergleiche der
Abnahmen der interdiurnen L-V, mit der Höhe, welche für verschiedene geographische Längen
and. ähnliche nördliche Breite mit „Hilfe korrespondierender. Berg« und Talstationen berechnet worden
yaren, Schön seit Jangem zilt als bekannt, daß in Europa diesbezüglich wesentlich. andere Verhält-
nisse vorliegen als in Amerika, und der köntinentalen Mitte Kurasiens, In den beiden letzten Gebieten
zind die bestehenden Druckschwankungen nämlich fast ausschließlich. hervorgerufen. vom schnellen
Vorbeizug: niederer Kälte- und Wärmewellen. In Europa hingegen sind die au der Erdoberfläche
zorgefundenen Druckschwankungen wesentlich. komplexerer Natur, JH. v, Fieker hat gie durch sehr
Annreiche Zerlegung br. Bearbeitung des barometrischen Materiales von Höch- und. Niederungs=
stationen überführt im ihre beiden Kömponenten, die er den primären und sekundären Anteil am
Druckgange nennt. Der erstere rührt vornehmlich vom Auderangen in der Stratosphäre her; Letzterer
aber nur von solchen der unteren Troposphäre, Der mittlere zeitliche Zusammenhang zwischen beiden
ist charakterisiert. durch ihre Phasendifferenz, von der feststeht, daß sie in Europa beim KFort-
schreiten: zyklonaler Individuen nach Ost him dauernd abnimmt. Da. nun sowohl im Inner der
USA, wie auch im Innern Asiens hohe, d.h. stratesphärische zyklonale. Vorgänge praktisch zusstehen
and die Westküste Europas nicht erster Anlaß zu ihrer Bildung sehr kanız, weil hier an der europäischen
Flachkäste weder auffallende Unterschiede der Reibung, besser Scheinreibung, gegenüber dem Meere,
noch solche der Temperaturstrahlung worliegen, so wird man wieder auf den ausgezeichneten Erdteil
axtrem steilen. meridionalen Temperaturgefälles, auf unsere Unruhequelle int Nördatlantik. geführt,
A. Sehedler bat im den Beitr, z. Physik: der freien Atmosphäre. Bd. 7, 88, aus den Iinter-
aationalen Ballonbeobachtungen. abgeleitet, dal die interdiurne L-V, Im Nivea der Stratosphären-
xrenze über Westenropa Nach erst erfolgter Abnabme und dann Zunalhne mit der Höhe wieder den
Betrag der Niederung erreicht. In den Geogr. Annaler 1931, 8, 170, konnte gezeigt werden, daß die
Unruhe (Miterdiurne L-V.} über Innerasien an der Stratosphärengrenze kaum halb so groß zu erwarten
ist, Extrapoliert man von. Ost nach West kommend. die Zunahme: der Unruhe im gleichen Nivean
‚inet bis in die geographische Länge unseres Unruhequellgebietes, so erhielle aan. einen interdiurnen
L-V.-Wert, der jenen dort im Meeresnivean sogar noch um. die Hälfte übersteigen und. etwa 1.0 em
ausmachen würde, Se a |
Und noch einen dritten Hinweis atıf die besondere Stellung der Meerssstromprenze sel vorgebracht,
{ha bietet eine Darstellung der Isolinien von interdiurnen L-V, für das Niveau am Meeresspiegel und.
in 8 km Höhe, Nach einem Kartenbild in den Geografisker Annaler 19031 S. 176 bemerkt man räm-
lich eine deutliche Drehung der Isolinien mit zunehmender Höhe bis zu etwa '% des Rechten, Denkt
man sich diese Drehung‘ ein extrapolatoriseh his in das direi- oder vierfache des 3 km-Niveaus, also
bis zur Stratosphärenprenze fortgesetzt, ao: wäre die hehe Unrihequelle ach durch den dann nahezu
meridionalen Verlauf der Isolinien der interdiurnen L-V,, den sogenannten Isomethalolen als ziemlich
genau im Westen gelegen zu erwarten. /
Nach diesen mehr für allgemeine Zirkulationsverhältnisse der Atmosphäre
bedeutsamen und. theoretisch wesentlichen Erkenntnissen gilt es nun zu erwägen,
welche praktische Bedeutung der mittleren. Verteilung‘ der drei verschiedenen
barometrischen Unruhemaße für den Flugverkehr zukommt. Es genügt, Sich
dabei über die Verhältnisse in den einzelnen Zentren der W-H, und W-Ay
sowie jener der Iinterdiurnen. L-V. prinzipielle. Klarheit zu verschaffen. |
Da für den Flieger und seine Gefahren, abgesehen. von Sichtweite and Ver
eisung, nur zwei Momente ausschlaggebend sind, nämlich die absolute Wind-
zeschwindigkeit und ihre Veränderlichkeit, so gestaltet sich die Deutung der
drei Zentren für ihn relativ einfach. . ; /
Die häufigste Änderung der herrschenden Windrichtung verbunden mit
maximalster Bölgkeit und Frontwechsel ist bei Vorhandensein größter hori-
zontaler und nach physikalischem Ermessen im Zusammenhange damit wohl
auch größter vertikaler Turbulenz jedenfalls dort zu suchen, Wo auch am m8isten
aperiodische Druckwellen vorliegen, Die größten Windgeschwindig-
zeiten aber sind abgesehen vom säkularen Änderungen des ganzen mittleren
Austauschzustandes der Luft bei gleicher Breite in erster Linie eine Folge
steilster Luftdruckgradienten, Für diese wieder sind gar nicht die Zentren
größter Ausschlagsweite des Barometers, das sind die Zentren der mittleren
monatlichen. oder jährlichen Barometerschwänkung, stichbaltig, denn die große
Ausdehnung der von diesem Maße erfaßten einzelnen zyklonalen und antizyklo-
» BE SH x 3 x dp x . N
nalen Individuen setzt den tatsächlichen. Gradienten 5 mitunter auch auf recht
mittelmäßige Werte herab. Es müssen vielmehr jene Zentren größter Wegsumme
aller Schwankungen des Barometerspiegels, di. größter Unruhe und inter-
diurner L-V, sein, Sn |
{m folgenden sei darum die newe Darstellungsmethode beschrieben, welche
zum Unterschied von jener kartographischen der meist verwendeten Isolinien