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Full text: 64, 1936

Travynicek, Dr. F.: Zur Kenntnis der Quellgebiete atmosphärischer Unruhe. 103 
zu entnehmen war, bestehen nur folgende vier große Quellgebiete barometrischer 
Unruhe: auf der nördlichen Hemisphäre das Grenzgebiet zwischen Golf- und 
Labradorstrom und jenes zwischen Kuro- und Ojashiwo. Auf der südlichen 
Hemisphäre aber, ganz analog das Grenzgebiet zwischen Brasil- und Faik- 
landstrom sowie jenes zwischen Benguela- und Kerguelenstrom. 
Zur gründlicheren Kenntnis und Verständnis des Wesens aller dieser Unruhe- 
quellen gehört nicht. nur viel umfangreicheres Wissen von Lage und Temperatur 
der entsprechenden Meeresströme, sondern. auch Kenntnis der vertikalen Ver- 
teilung der mittleren meteorologischen Vorgänge und Zustände darüber. Der- 
artige Angaben fehlen aber leider noch fast vollständig; denn es sind diese 
Gebiete nicht nur wegen der dort bekannt häufigen Nebelbildung, sondern auch 
wegen des z. B. im Osten. der Neufundlandbank sehr gefürchteten Vorkommens von 
Eisbergen nur selten befahren und aeroloögisch daher noch viel weniger erforscht, 
Als einzige Station mit Daueraufzeichnungen besitzen wir im Gebiete des 
Europa meist interessierenden nordatlantischen Quellgebietes nur jene von 
St. Johns, welche dem kanadischen Stationsnetz angehört und die maximalen 
Unruheverhältnisse zwar auch noch nicht vollständig wiedergeben. kann, ihnen 
aber doch. noch am nächsten kommen muß, Östlich bis südlich davon treffen 
die aus verschiedenen Richtungen und von weit her kommenden gewaltigen 
Wassermassen des Labrador- und Golfstromes mit maximalem Temperatur- 
sprunge oft so jäh aufeinander, daß, wie Seeleute berichten, der Bug eines 
Schiffes bei seiner Durchfahrt schon vom graugrünen und kalten Labrador- 
wasser umgeben sein. kann, während das Heck noch im tiefblauen und warmen 
des Golfstromes schwimmt. Hier und prinzipiell nicht über der Kontinent- 
küste muß auch in der Atmosphäre der vertikalen Scheinleitung zufolge das steilste 
aller mittleren Temperaturgefälle der Erde bestehen, mit ihm auch der größte 
Neigungswinkel der dem Meeresspiegel aufliegenden Kaltluftmassen, ihre höchste 
Labilität und das häufigste „Auskeilen“ unter die anliegende Warmluft. 
Es ist nun von wesentlichem Interesse zu ersehen, daß das hohe Temperatur- 
gefälle zwischen den beiden. Meeresströmen nicht bloß für die meteorologischen 
Verhältnisse in der unteren Troposphäre, sondern auch für jene in der Strato- 
sphäre von ausschlaggebender Bedeutung sein muß. Wie bekannt, steht nämlich 
die mittlere Temperierung der Eroberfläche im nahen Zusammenhange mit der 
Höhe, der Stratosphärengrenze, Annähernd dürfen wir sagen, daß dieselbe über 
dem Äquator bei einer mittleren Temperatur der Niederung von etwa 30° Celsius 
etwa 15 km hoch liegt, während sie über den polaren Gebieten bei etwa —20° Celsius 
bis auf weniger als 10 km herabreicht. ‚Also entspricht dem Breitenunterschiede 
von 50° Celsius eine Höhendifferenz der Stratosphäre von etwa 5 km und wir 
hätten dem extremen Temperaturunterschiede der Luft über dem Labrador- 
und Golfstrome, der längs weniger Kilometer bis an 10° Celsius heranreicht, 
ein Stratosphärengefälle von etwa 1 km entgegenzuhalten, Was muß nun die 
weitere Folge desselben sein? Offenbar wieder nur eine Unruhequelle, welche 
im Stratosphärenniveau ganz analog wirksam wird wie jene am Meeresspiegel, 
da auch hier an der Äquatorialfront „kalte“ und „warme“, d.h. weniger kalte 
Luftmassen mehr oder minder schroff aneinander grenzen. Wie bekannt, verläuft 
die Richtung des meridionalen stratosphärischen Temperaturgradienten aber 
entgegengesetzt jenem in der unteren Troposphäre. 
Über die besondere Art einer an solch ausgezeichneten Stellen möglichen Koppelung zwischen 
den in der Stratosphäre. und Niederung, vielleicht auch In gewissem Rhythmus vor sich gehenden Kalt- 
Laftvorstößen und Drueckaustisgen wissen wir natürlich noch nichts, Wir dürfen aber jedenfalls 
schließen, daß sich hier der Druckgang der Niederung durch besonders große W-H. auszeichnet, 
Trotz der in den einzelnen Teilschichten vor sich gehenden häufigen gegenseitigen Kompensationen 
verschieden gerichteter Massenänderung übertrifft die Häufigkeit von aperiodischen Wellen des Luft- 
druckes am Meeresspiegel sogar jene der Temperatur, Folgende Zusammenstellung zeigt dies an, 
Nach M, Z. 1928 S, 171 erhalten. wir z.B. für 
Luftdruck- und Tempersturwellen im Jahr 
St, Johns auf Neufundland 103 99 
München 0.00.0000 nn nun 86 95 
Terra nen RN $3 94
	        
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