Travnicek, Dr. F.: Zur Kenntnis der Quellgebiete atmosphärischer Unruhe, 101
jeren meridionalen Massenaustausches gelten darf, und dementsprechend sehr
nahe auch an mittlere Windverhältnisse gebunden ist. Es ist der Luftdruck,
dessen Gang, soweit er nicht manometrisch durch einzelne Sturmstöße bedingt
ist, die Gesamtmassenänderung der aufliegenden Luftsäule anzeigt. Besonders
zu beachten ist dabei, daß derselbe in. den einzelnen. Höhenlagen thermisch und
dynamisch kaum je einheitlich vor sich geht, so daß die Änderungen des Druckes
einzelner Teilschichten sich häufig auch gegenseitig kompensieren, Daher sind
atmosphärische Unruhe und Windgeschwindigkeit bzw. deren Änderungen um so
intensiver mit zunehmender Höhe zu erwarten, je langsamer die Abnahme der
barometrischen Unruhe vor sich geht und umgekehrt‘).
Obwohl atmosphärische Unruhe als Inbegriff der Veränderlichkeit
überhaupt aller meteorologischen. Elemente anzusehen ist und ihre möglichst
vollständige Kenntnis stets erstrebenswert erscheint, darf uns im folgenden die
Unruhe des Luftdruckes als ihr allgemeinster Ausdruck doch gesondert
interessieren. Es wird uns dabei weniger an der Bildung absoluter Werte als
vielmehr an Vergleichbarkeit der Verhältnisse verschiedener Erdteile gelegen
sein. Es scheint die allgemeine Annahme berechtigt, daß gleichen Barometer-
änderungen und. damit auch gleicher Unruhe bzw, auch gleichem mittleren
Druckgefälle (Iinterdiurner Luftdruckveränderlichkeit) in Gebieten gleicher Breite
and ablenkender Kraft der Erdrotation sowie gleichen Reibungsverhältnissen
and Seehöhe, abgesehen von etwaigen säkularen Zustandsänderungen der Atmo-
sphäre (siehe M.Z. 1933 S. 3) auch nur gleiche Windverhältnisse entsprechen
können.
Näheres Verständnis für die Hauptquellen von. atmosphärischer, im speziellen
barometrischer Unruhe zu finden, gelingt indessen. erst nach Zerlegung dieses
auf gleiche Beobachtungsintervalle bezogenen Maßes der Summe aller Druck-
änderungen in seine beiden Komponenten; die mittlere aperiodische Wellen-
häufigkeit und mittlere aperiodische Wellenausschlagsweite (W-H. und
W-A.} sowie endlich durch gesonderte Aufnahme der geographischen Verteilung
von beiden,
Für die eine Komponente derselben habe ich schon in der M.Z. 1928 8. 241
die entsprechende Äbzählung durchgeführt und die Verteilung in ihren Haupt-
zügen in einer Weltkarte aufgezeigt. Unter Voraussetzung einer auch schon
bekannten Verteilung der iIinterdiurnen Luftdruckveränderlichkeit und Bildung
der entsprechenden jährlichen Unruhegrößen, welche einfach deren 365facher
gleichzusetzen wäre, ließe sich. dann auch die zweite Unruhekomponente, d. i. die
mittlere Ausschlagweite des aperiodischen Wellenganges, berechnen, da sich das
Barometer während des Vorbeizuges je einer Welle in positiver wie in negativer
Richtung um je zwei Amplitudenweiten ändert. Es muß die Ausschlagweite der
mittleren. Welle oder der Unterschied zwischen aufeinanderfolgendem mittlerem
Wellenberg und Wellental gleich sein Unruhe/2 W-H. Überschlagsweise habe
jch die Verteilung des solcherart bestimmten Argumentes für einige ausgezeichnete
Erdgebiete auch. aufgenommen.
Es hat sich nun ergeben, daß die Verteilung dieser Größe mit ihren kolinien
keineswegs zusammenfällt, — auch nicht in ihren Kerngebieten, — weder mit
jenen der interdiurnen L-V, noch mit jenen der Wellenhäufigkeit, Es befinden
sich, abgesehen von der verschiedenen Beziehung der drei betrachteten Meß-
srößen zur geographischen Breite, die drei entsprechenden Kerngebiete vielmehr
in einem gegenseitigen sehr typischen. Abhängigkeitsverhältnis.. .
Dasselbe wird noch auffallender, wenn wir die nach Winter und Sommer
zerlegten Angaben der apericdischen W-H. vergleichen, nicht mit jenen der
rechnerisch, wie geschildert, ermittelten Werte der W-A., sondern mit jenen der
aus den Differenzen der Luftdruckextreme gebildeten mittleren monatlichen
oder jährlichen Barometerschwankung, so wie sie vorliegen von W. Köppen,
M.Z. 1912 S. 501 und W. Brockmüller, Arch. d, Seewarte 1911 Nr, 4 und von
M. Bogulepov, M.Z. 1927 und 1928. Zweierlei fällt da auf:
1j Dem totalen Differentiale der barometrischen Höhenformel entsprechend sollten Lüftdrück-
änderungen, wenn einheitlich vor sich gehend, mit der Höhe ebenso abnehmen wie der Luftdruck. selbst,