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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1986.
sind jedoch moch unsicher bestimmt. Die für die Bäreninsel reduzierten Daten
(1923-—80) weisen stärkere ozeanische Eigenschaften mit großer Verspätung aber
kleinerer negativer Asymmetrie (m = — 4) au£ Ähnlich sind z. B. Andenes und
Ponta Delgada?}),
4, Der Verlauf der Temperatur im Winter.
Der jährliche Verlauf der Temperaturkurve im Winter in polaren Gebieten
ist oft in der Literatur behandelt worden. Teils hat man das Winterminimum
gespaltet gefunden, teils ist dieses Minimum als sehr abgestumpft, der Winter
als „kernlos“ bezeichnet. Neuerdings hat Sverdrup (l.ce.) auch den Sommer im
ozeanischen. Polarklima als kernlos charakterisiert. Wir wollen zunächst unter-
suchen, inwieweit unsere Mittelwerte für Spitzbergen diese Ansichten stützen
und fügen nur einige allgemeine Bemerkungen hinzu.
Sehon Hann hatte gefunden (vgl. Reihe 17, Tabelle 1), daß der Januar im
8jährigen Mittel 2° wärmer als der Dezember erscheint und daß dies für fünf
Winter von acht zutrifft®. Er vermutet, daß die Eis- oder Windverhältnisse
diese Eigentümlichkeit verursachen, Er findet dieselbe auch für Novaja Semlja
und Franz-Josephs-Land, „Überall zerfällt hier der Winter in zwei Teile, die
durch eine längere Wärmeperiode voneinander getrennt sind. Die Feststellung
des nermalen mittleren jährlichen Wärmeganges und der Jahrestemperatur ist
in Anbetracht der großen Schwankungen der Mitteltemperaturen in verschiedenen
Wintern schwer zu erreichen.“ Der letzte Satz scheint mir den Kern der Frage
zu treffen. Offenbar will Hann diese Spaltung nicht als eine regelmäßige Er-
scheinung auffassen. Anders ist es z.B. bei Robitzsch* der Fall. Er sagtı
„Man ist leicht geneigt, derartige Erscheinungen als Störungen aufzufassen“ und
hat kartographisch das Gebiet, wo die Erscheinung auftritt, untersucht. Er findet
u.a, wie Hann, daß Spitzbergen, Novaja Semlja und Franz-Josephs-Land sehr
Jeutlich die Erscheinung aufweisen und daß alle „Störungsgebiete dadurch
ausgezeichnet sind, daß sie große Wasserflächen umfassen. oder an solche an-
grenzen“,
° Unsere Mittelwerte für Spitzbergen stützen nun nicht die Ansicht, daß hier
eine regelmäßige Erscheinung vorliege, Vielmehr fällt die Kurve ziemlich regel-
mäßig bis zum März. Die Abnahme vom November ab beträgt etwa 2° pro
Monat, wogegen die mittlere Abweichung, wie wir sehen, im Januar und Februar
etwa 4,7°, also mehr als zweimal so groß ist. Hieraus ist leicht zu ersehen, daß der
Jahresgang in einzelnen Jahren nicht regelmäßig verlaufen kann. Von November
bis Februar kommen darum pro Monat je 6 Fälle (unter 20) vor, wo das Monats-
mittel steigt statt fällt, von Februar bis März sogar 10 Fälle (X— XI 2 Fälle,
III=—IV 2mal mit Temperaturabnahme). Ohne Rücksicht auf die Richtung ist
die mittlere intermensuale Änderung zwischen Dezember und März -+ 4.5? bis 5°
also wieder sehr groß. Daß ‚hierdurch Verschiebungen des Minimums und
sekundäre Extreme sehr allgemein werden, jst leicht verständlich. ‚Die kleine
Tabelle 4 orientiert über diese ungewöhnlichen Verhältnisse. Die Zahl der Extreme
im Winterhalbjahr ist hier für Green Harbour und des Vergleichs wegen auch
für einen kontinentalen subarktischen Ort, Sodankyla, für dieselbe Periode
191231 angegeben.
Vor allem ist es von Interesse, daß die sekundären Maxima in allen drei
Wintermonaten X1II—1II gleich häufig (jedes vierte Jahr) vorkommen. Deshalb
und da die mittlere Temperatur regelmäßig fällt, können diese sekundären
Maxima nur als große zufällige Störungen im Laufe des Winters betrachtet
werden. Ein solches Wintermaximum ist beinahe in jedem Winter vorhanden,
fast dreimal %o oft wie in Sodankyla, Ungefähr wie in den von Hann ver-
endeten Jahren hatten wir in den vier Jahren 1920—23 dreimal ein solches
Maximum im Januar (nicht 1921), aber in den 5 Wintern 1917—21 im Februar 4,
im Dezember 3, im Januar einmal, alkko 8 sekundäre Wellen in 5 Jahren. Die
4) Hierüber Näheres: Mitteil, d. Met, Instituts der Universität Helsingfors Nr. 11 und 18 (später
als Mit. 11 und 18 bezeickvet) oder Acta Geographica 2 N und Gerl. Beiträge B. 33. = 2%) Kigent-
lich sagt Hann (Klimatologie II, S. 622} 6 Winter von 9, aber er hat den Winter 1872—72 doppelt
gerechnet. — % Das Weiter, 1924, 8, 73.