Ann. d. Hydr. usw., LXIV. Jahrg. (1936), Heff IL.
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Die Temperaturverhältnisse Spitzbergens (Svalbard).
Von Oscar YV. Johansson, Helsingfors, .
(Hierzu Tabellentafel 10 mit Tabellen. 1 bis 13.)
Inhaltsübersicht: 1. Der tägliche Gang im Winter, — 2. Verschiedene Temperaturdaten. —
3. Der jährliche Gang, — 4. Der Verlauf im Winter, — 5, Die säkulare Schwankung: Die Synibere
der Schwankung, Vergleichungen, — 6. Allgemeine Bemerkungen über die Sonnenfleckenperiode und
die Zirkulation.
Die längste und vollständigste meteorologische Beobachtungsreihe der
arktischen Gegenden liegt für die norwegische Radiostation in Green Harbour (GH),
Eisfjord (g== 78° 2% 2=14° 15 E, H==4 m) auf Spitzbergen vor, Die haupt-
sächlichen Ergebnisse der Temperaturregistrierungen der 15jährigen Reihe 1912
bis 1926 hat schon B. &., Birkeland mitgeteilt!), Diese kurze Mitteilung weist
mehrere interessante Ergebnisse auf, welche eine nähere Untersuchung erfordern.
Hier will ich auf einige Umstände aufmerksam machen und. nur den auffallenden
säkularen Gang der Temperatur etwas näher behandeln,
1. Der tägliche Gang der Temperatur in der Winternacht,
In einer früheren Untersuchung des winterlichen täglichen Verlaufes der
Temperatur*) hatte ich die Werte Birkelands für Spitzbergen als „sehr gestört
(insbes. 17—20) fortgelassen“. So weisen der November, Januar und Februar
Minima um 17—18 Uhr auf, wogegen der Dezember um 15 und 19 Uhr Maxima,
freilich auch um 17 Uhr ein sekundäres Minimum hat, Ein anderes Minimum
kommt um 1—5 Uhr vor, im November jedoch um 2 Uhr ein Maximum, Die
Tagesmaxima treten zu wechselnden Terminen um 8—15 Uhr ein und der Januar
und Februar haben sekundäre Minima um 21 Uhr, Um diese Störungen zu
eliminieren sind in Tabelle 1 die 15Jährigen Mittel Birkelands für die vier
Monate November bis Februar unter a. angeführt. Durch Hinzunahme der fünf
Jahre 1927-=1931 (12 Stunden) habe ich noch 20jährige Mittel für dieselbe Zeit
unter b. gebildet, Die Zahlen sind Abweichungen vom Mittel und in 0,01°
angegeben,
Wie aus Tabelle 1 zu ersehen ist, erhält man im Mittel für 60 bzw.
80 Monate nur einen schwachen, teilweise unregelmäßigen Gang. Drei Maxima
fallen auf 8, I4£ und 22 Uhr, zwischen diese wiederum Minima. Aus den bei-
gefügten entsprechenden Zahlen für die drei großen norwegischen FPolarexpedi-
tionen kann man ersehen, daß die zweite „Fram“ Expedition einen ganz ähnlichen
Gang während der dunklen Jahreszeit (November bis Januar) erhalten hat. Aber
trotzdem scheint es, als wären diese geringen Schwankungen hauptsächlich durch
zufällige Störungen hervorgerufen. So findet man nach den von Mohn an-
geführten Mitteln für heitere und trübe Tage, daß das Minimum um 2 Uhr und
das Maximum um 14 Uhr an trüben Tagen entstanden. ist, die übrigen Extreme
an heiteren Tagen. Für einzelne Monate und Zeitabschnitte findet man auch
sehr schwankende Extreme. In der Jetzten Reihe der Tabelle haben wir als
Beispiel die 5jährigen Mittel (1927—1931) für Dezember bis Januar in Green
Harbour angeführt. Diese geben hauptsächlich eine einfache Periode an mit
einem Abendmaximum um 22 Uhr, einem Mittagsminimum um 12 Uhr. Einen
ganz ähnlichen inversen Gang hat die Nansen-Expedition (I) ergeben, Auch die
neuen Ergebnisse H. U. Sverdrups für die „Maud“. Expedition weisen das Haupt-
maximum um Mitternacht und das Hauptminimum um 8 Uhr auf und eine sekun-
däre Schwankung nachmittags ähnlich derjenigen auf Spitzbergen und auf der
„Fram“-Expedition II. Syerdrup hat diesen Gang durch interessante Vergleiche
mit dem. Gang des Windes und des Luftdrucks erläutert. Aber man kann diese
Erscheinung kaum als eine regelmäßige betrachten, da z, B. die S. 172 (l. ce.) für
einzelne Monate angegebenen Phasenwinkel durch alle vier Quadranten schwanken,
1) Met, Ztschr, 1930, S, 234. — % Mitteil. d, Meteorol. Inst. der Univ. Helsingfors Nr. 1%.
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