Meißner, O., and Auel, H.: Die Seebären an der südlichen Ostseeküste usw. 77
auf — 0.096 m zu fallen. Nach den Beobachtungen des Pegelwärters war früh
WSW2, mittags NW 1, abends N2, d.h. wieder nur schwache Luftbewegung,
während am 11, September frische, am 12, stürmische SW- bis W- Winde wehten,
In Pillau stieg das Wasser, der Zugrichtung und vermutlichen Geschwindigkeit
Jes Teiltiefs entsprechend, erst um 19.305 rasch an; die Schwankung des Wasser-
spiegels betrug 0.180 m. Nachher traten wieder bei beiden Stationen die beim
August-Seebären bereits erwähnten seichesartigen Schwingungen ein: in Stolp-
münde von 2 bis 4 Stunden Dauer — offenbar Grundschwingung und Oktave —,
in Pillau von 60 bis 100m, d, bh. wohl wieder Querseiches des Frischen Haffs,
Was die anderen Stationen betrifft, so scheidet (vgl. Tafel 9) Arkona am
10./11, September aus infolge Verstopfung des Zuflußrohres, erst ab Mittag des
11, September ist das normale Funktionieren durch Eingreifen des Pegelwärters
sichergestellt. Die Stationen Travemünde, Marienleuchte und Wismar zeigen zur
Zeit des Stolpmünder Seebären überhaupt nichts Merkliches an, dagegen kurz
vor Mitternacht eine Spitze, der Seiches folgen, und bis zum folgenden Tage ein
starkes Absinken des Wasserspiegels, das von der Winddrehung nach Süden und
starkem Auffrischen des Windes herrührt; hiervon nachher.
4. Zunächst aber soll der zweite September-Seebär behandelt werden,
Meteorologisch lagen die Verhältnisse so: ein spitzes Teilminimum von 980 mb
iag am 11. September um 19% über Dänemark (um 14* hatte es mit 985 mb
Tiefe in Gegend Helgoland gelegen, um dann west-Östlich zu ziehen) und am
12. früh am Eingang zum Finnischen Meerbusen. Falls es sich beide Male
wirklich um dasselbe Minimum handelt, was nicht ganz sicher ist mangels
zwischenliegender Beobachtungen, so dürfte der Südteil des Tiefs beim Vorüber-
ziehen längs der Südküste der Ostsee den Seebären verursacht haben.
Dieser begann in Stolpmünde, weniger ausgeprägt, weil von Zacken unter-
brochen, um 23%, Im ganzen stieg das Wasser um 59cm. Nachher folgten
wieder zahlreiche Seiches, Der Wasserstand hatte um 7: des 12. September sein
Minimum von — 0.13 m, auf N, N, bezogen, erreicht, Die Seiches dauerten aber
weiter und hielten auch am 13, an. Ähnlich war es in Pillau, wo der Seebär
Durch ein einmaliges geringes Zurückgehen des Wassers um Mitternacht begann.
das Wasser stieg von — 0.06 m auf -+4{- 0.48 m; es folgten intensive seichesartige
Wellen von etwa 15 bis 20 m Periode und anfangs 20 em Amplitude! Diese ließ
im Laufe des 13. September nach, nicht aber die Häufigkeit.
Die andern Stationen zeigten zwar starke Schwankungen des Wasserstandes,
fast durchweg infolge des ablandigen Windes ({s. unten), nach unten, aber keine
eigentlichen Seebären. Eine starke und steile Zacke zeigte Marienleuchte um
19h des 11, September, Genau in dieser Zeit lag die Südspitze des Teiltiefs in
lieser Gegend! Der Scheitel der Zacke in Marienleuchte fiel mit einem aus-
geprägten Minimum des Wasserstandes in Travemünde zusammen, dem dort
drei Seiches von je 2 Stunden Dauer folgten. In Wismar stieg das Wasser von
— 0.96 m über N, N. um 3.30% des 12. September auf -+ 0.09 m um 16% desselben
Tages, also um über einen Meter, Unregelmäßige Seiches von etwa 3 Stunden
Periode traten auf. Arkona zeigte, soweit die Registrierungen Vertrauen ver-
dienen, andauernde Bewegungen von */, Stunde Periode,
5. Diese großen Schwankungen des Wasserstandes hängen mit starkem
Barometerfall und Winddrehung nach Süden hin zusammen. Folgende kleine
Tabelle gibt einen Auszug aus den Beobachtungen der Pegelwärter, und zwar
die Mittagsbeobachtungen (Luftdruck in mb, Windstärke nach Beaufort).
Station | 10. September | 11. September | 12. September | 13. September |
997; WSW6 1010; SW 4
002; W? 1012; WA4
992; W7 1005: WNW7T7
996; W7 E NW7 |
990; W8 996; W7
Obwohl hiernach bei dem zweiten September-Seebären auch in Stolpmünde
and Pillau größere Windstärken herrschten, ist zu bemerken, daß nach den