Meißner, O., und Auel, H.: Die Seebären an der südlichen Ostseeküste usw. 75
2. Ebenfalls steht — und zwar schon seit langer Zeit!) — fest, daß diese
Seebären in ausgeprägter Eigenart nur an bestimmten Küstenstellen vor-
kommen, Für den hier in Frage kommenden Küstenteil der Ostsee ist Stolp-
münde eine derartige Station. Diese örtlichen Verhältnisse müssen also zu
den meteorologischen hinzukommen, um einen echten Seebären zu erzeugen. (An
anderen Stellen findet nur ein rasches, aber nicht so abruptes Ansteigen des
Wasserspiegels statt.) Worin diese örtlichen Verhältnisse bestehen, ist z. Zt. noch
nicht bekannt. O0. Meißner vermutet, daß sie in einer besonderen Konfiguration
des Schelfs (wenn man diesen Ausdruck auf kleinere Verhältnisse übertragen
darf) in Nähe der Küstenstation, möglicherweise einem undierseeischen Rücken,
bestehen. [Zusatz: Für Stolpmünde käme der durch Lotungen erwiesene „Stolper
Rücken“ in Frage.]
Durch Echolotungen könnte heutzutage ohne große Schwierigkeit das
unterseeische Relief einer „Seebärstation“ abgetastet werden,
3. Seebären und auch nur ähnliche Erscheinungen sind im allgemeinen recht
selten. Um so bemerkenswerter ist es, daß im Jahre 1932 binnen drei Wochen
zweimal deutlich ausgeprägte Phänomene dieser Art auftraten.
Kurz vor Beginn des ersten dieser Seebären fanden auch an der Nordsee-
küste ganz ähnliche Erscheinungen statt.‘ Das Hafenbauamt Norden hat uns
hiervon durch Übersendung von Kopien der Pegelaufzeichnungen und meteoro-.
logischer Registrierungen in Kenntnis gesetzt, wofür ihm hier bestens gedankt
sei. Da es jedoch selber die Bearbeitung der dortigen Erscheinungen vornimmt,
so sei hier nur bemerkt, 1. daß der dortige Seebär in keinem unmittelbaren
Zusammenhang mit dem der Ostsee steht, 2. daß hier (an der Nordsee) der
enge Zusammenhang mit Sprüngen der meteorologischen Elemente unzweifelhaft
bewiesen erscheint.
II. Die Seebären vom 19, bis 21. August 1932,
1. Das Material zur Diskussion der seebärartigen Erscheinungen — ein echter
Seebär ist eigentlich nur in Stolpmünde festzustellen (vgl. Einleitung) — lieferten
die Aufzeichnungen der Registrierpegel des Preußischen Geodätischen Instituts
in Marienleuchte, Wismar, Warnemünde, Arkona, Swinemünde, Stolpmünde und
Pillau, das uns vom Geodätischen Institut in liberalster Weise zur Verfügung
gestellt ist, wofür wir an dieser Stelle unsern besten Dank auszusprechen nicht
verfehlen wollen. Die meteorologischen Verhältnisse sind auf Grund der Auf-
zeichnungen der Pegelwärter, vornehmlich aber der Seewarte-Wetterkarten für
die in Frage kommenden Zeiträume ermittelt. Ohne Interpolationen konnte es
dabei nicht abgehen.
Die Station Swinemünde ist wegen ihrer besonderen Lage, die eine Ver-
gleichung mit anderen kaum zuläßt, bei der Bearbeitung fortgelassen worden.
Arkona war z, T. gestört, z. T. sind die Kurven noch brauchbar.
2, Als Vorspiel gewissermaßen, in Wirklichkeit wohl bedingt durch den
Seebären der Nordsee vom 19,, begannen sich an diesem Tage gegen 15b an
einigen Stationen bemerkenswertere Unregelmäßigkeiten zu zeigen (Abb. 1, Tafel 9),
die zwar nicht als Seebären anzusprechen sind, aber eben wegen ihres oben ver-
merkten Zusammenhangs mit dem echten Seebären der Nordsee hier kurz an-
geführt sein mögen,
= In Marienleuchte fanden von 15.30h drei bis vier seichesartige Perioden von
etwa 1*/, Stunden Dauer und 8 cm Amplitude (hier wie stets von Berg zu Tal ge-
rechnet) statt, die von noch merklich kürzeren und kleineren überlagert waren,
Ähnliches geschah in Wismar, wo aber die Amplitude etwa doppelt so groß war.
Die anderen Stationen zeigten um diese Zeit noch keine Veränderungen, außer
einer vielleicht nur scheinbaren Zunahme der allgemeinen Unruhe in Arkona,
Um diese Zeit (14b, Karte der Seewarte) war ein kleines Teiltief von
1012?/, mb in Gegend Kiel. Aber auch direkt über Fehmarn lag ein gerade noch
erkennbares ganz flaches Tief, das vielleicht hiermit kausal zusammenhängt.
3. Der Seebär vom 20. August, Dieser ist nur in Stolpmünde (Abb. 2, Taf. 9),
1) Doss, B.z.G. 2 5.8; Näheres in der unter 1!) (S. 74) zitierten Arbeit.