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Full text: 62, 1934

Köppen, W.: Über Feuchtluftwüsten, 
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Um die Ursachen dieser eigenartigen Erscheinung zu finden, müssen wir 
zunächst die Bedingungen in den drei Gebieten ihres extremen Auftretens ver- 
gleichen und dann die Fälle ihres schwächeren Auftretens oder Fehlens in ähn- 
lichen Lagen untersuchen, soweit das noch ziemlich beschränkte Material reicht. 
Die drei großen Feuchtluftwüsten liegen übereinstimmend an den West- 
küsten eines Kontinents mit sehr verschieden hohem Hinterlande, um einen der 
Wendekreise herum, im Bereiche der Passatzone, ohne daß der vorherrschende 
Wind in einer von ihnen eine östliche, ablandige Richtung hätte. Erst weiter 
auf dem offenen Meere gewinnt er diese, unter Beibehaltung einer hochpolaren 
Richtung, an der Küste aber ist er überwiegend polar und etwas auflandig. 
Man kann also nicht sagen, daß diese Küsten in Lee des Festlandes liegen, wie 
es in der Tat bei regelrechtem Passat sein würde. Nun ist freilich für die 
Regenbildung nicht so sehr die Windrichtung an der Erdoberfläche, als die in 
einigen Kilometern Höhe maßgebend; es sind aber keine Anzeichen dafür vor- 
handen, daß in diesen Feuchtluftwüsten zwischen 1 und 10 km über dem Meere 
irgendwo östliche bzw. ablandige Winde eine Vorherrschaft erreichen. Da auf- 
landige Winde im allgemeinen Regenbringer sind und Winde aus polaren Rich- 
tungen anderswo zwar verhältnismäßig regenarm, aber keineswegs in dem Grade 
regenlos sind, kann in der Windrichtung selbst eine Erklärung für die Regen- 
losigkeit dieser Gebiete nicht gefunden werden. Auch die — an sich nicht un- 
berechtigte — Auffassung dieser Winde als Lokalform des „Passats“ würde uns 
nicht weiter bringen, weil in den westlichen Teilen der Ozeane die Passate viel 
Regen bringen. Neben diesen, zur Erklärung ihrer Regenlosigkeit ungenügenden 
Zügen ist noch einer den drei Feuchtliuftwüsten gemeinsam: das benachbarte 
Meer ist an seiner Oberfläche für seine geographische Breite und im Vergleich 
zu den angrenzenden Wassermassen abnorm kühl, besonders in nächster Nähe 
der Küste, kühler als die Luft darüber, während sonst die Meeresoberfläche 
durchschnittlich wärmer als die unterste Luftschicht darüber ist. . 
An allen drei genannten Küsten herrscht auf hohem Meere eine kühle Wasser- 
strömung aus höheren Breiten; allein da das kälteste Wasser sich dicht an der 
Küste findet und meistens sogar vom kalten Wasser hoher Breiten durch wärmeres 
an der Oberfläche ganz abgetrennt ist, so muß dessen Kälte aus der Tiefe durch 
Aufquellen gebracht sein. Das Aufquellen kann nur unterhalten werden durch 
eine mehr oder weniger vom Lande fortgerichtete Bewegung an der Oberfläche, 
Diese würde bei den vorherrschend auflandigen Winden unerklärlich sein, wenn 
nicht Ekman (und Dinklage) gezeigt hätten, daß der Strom vom erzeugenden 
Winde durehschnittlich um 4 Strich auf der nördlichen Halbkugel nach rechts, 
auf der südlichen nach links abweicht, An den genannten Küsten weht denn 
auch der herrschende Wind regelrecht, vom Lande gesehen, im Norden von 
rechts, im Süden von links, was etwas ablandige Bewegung der Wasseroberfläche 
und Emporsaugen des Wassers aus der Tiefe bedingen muß. 
Wenden wir uns nun von diesen drei extremen Fällen zu ähnlichen, aber 
minder ausgeprägten mit zwar geringen, aber immerhin 12 em übersteigenden 
Regenmengen. Wie verhalten sich solche Küsten zu Windrichtung, Luftfeuchtig- 
keit und Wassertemperatur ? 
A. West- und Nordwestküste Australiens. Die Frage des Auftriebwassers hier 
ist von G. Schott im vorigen Jahrgang eingehend untersucht und „zu 90 %“ 
verneint worden. Die meteorologischen Größen verhalten sich so: 
, Feuchtigkeit i 
Jährl. Regenmenge trockensten Monat 
25 cm 44% 
18 om 60% 
21 cm 58% - 
Also bedeutend mehr Regen und trocknere Luft als in den „Feuchtluftwüsten“, 
Nebel sind offenbar selten oder fehlen. Das Auffallende an dieser Küste ist nicht 
die Regenarmut, diese ist durchaus dem geographischen Schema gemäß, sondern
	        
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