Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1933.
)
VIL. Bericht über die Tätigkeit des Referates für koloniale und
überseeische meteorologische Beobachtungen (Kol).
a) Organisation.
Die Aufgabe des Referates, Übersee-Deutsche in die Arbeiten zur natur-
kundlichen Aufschließung der Welt für die Bedürfnisse des Seeverkehrs und
der Wirtschaft einzuschalten, konnte trotz der geringen Mittel und ungünstigen
wirtschaftlichen Verhältnisse im Berichtsjahre weiter gefördert werden. Die
Zahl der überseeischen Beobachtungswarten stieg auf 157 gegen 136 im Jahre
1932. Von ihnen befanden sich 112 auf Pflanzungen, je 21 bei kaufmännischen
Unternehmungen und Missionsstationen und 3 bei Konsulaten.
{m besonderen galt die Arbeit des Jahres dem inneren Ausbau des Beob-
achtungsnetzes durch Verbesserung des Beobachtungsdienstes und Erweiterung
einzelner Stationen zu solchen höherer Ordnung, Unter diesen konnte die
Station in Monrovia (Liberia) mit Erfolg durch die Wetterwarte auf dem Flug-
stützpunkt D. „Westfalen“ herangezogen werden.
In Angriff genommen wurden die Vorarbeiten zu wirtschaftsmeteorologischen
Untersuchungen auf Übersee-Unternehmungen in enger Zusammenarbeit mit den
heimischen Leitungen der Gesellschaften.
Die Untersuchungen der im Vorjahre durchgeführten Sammlung von Staub-
proben aus dem nordwestafrikanischen Seegebiet wurden bei einzelnen Proben
durch das Hamburger Universitäts-Institut für Mineralogie und Petrographie
beendet. Sie führten zu nicht unwichtigen Ergebnissen hinsichtlich. der Be-
schaffenheit des atmosphärischen Staubes dieses Gebietes, Die Sammlung weiterer
Staubproben aus anderen Seeräumen ist eingeleitet worden.
Die im Vorjahre begonnenen schiffsraum-meteorologischen Untersuchungen
auf fahrenden Schiffen zum Zweck der Erkenntnis der Ursachen des Ladungs-
verderbs konnten aus Personalmangel in der von den Interessenten erhofften
Weise noch nicht weitergeführt werden. Aus dem gleichen Grunde mußten
zurückgestellt werden die von Erzeugern und Reedern gewünschten Unter-
suchungen über die Beziehungen zwischen dem witterungsbedingten Zustand
empfindlicher Pflanzungsprodukte vor ihrem Abtransport aus den Erzeugungs-
und Verschiffungsgebieten einerseits und den nach der Verladung wirksam
werdenden schiffsraum-meteorologischen Einflüssen andererseits.
Allen Mitarbeitern der Seewarte, die auch durch ihre selbstlose und opfer-
willige Beobachtertätigkeit sich in den Dienst des deutschen Volkes und der
internationalen Wissenschaft gestellt haben, stattet die Anstalt auch an dieser
Stelle ihren Dank und ihre Anerkennung ab.
b) Lehrtätigkeit.
Wie in den beiden Vorjahren wurde auf der Seewarte wieder ein Aus-
bildungskursus für den praktischen meteorologischen Beobachtungsdienst für
Ärzte abgehalten, die an den Vorlesungen und Übungen des Institutes für Schiffs-
und Tropenkrankheiten teilnahmen. Der Besuch ausreisender und heimkehrender
Übersee-Beobachter (Pflanzer, Kaufleute Missionare, Offiziere der Handelsmarine
usw.) hat weiter erheblich zugenommen zum Vorteil der Beobachter selbst, wie
auch der Anstalt.
c) Bearbeitung der Beobachtungen.
Aus den eingegangenen Beobachtungstabellen und aus den auf Anregung
des Referates eingesandten Berichten gingen 17 Veröffentlichungen hervor, die
in den „Ann. d. Hydr. usw.“ erschienen,
d) Zur Information arbeiteten als Volontäre bei Kol:
Kapt. Rohwer, Hamburg; Studienrat Wittern, Altona; Pflanzungs-Dir. Frhr.
von Gemmingen, Oechelhausen, Kamerun; Missionar Flammer, Grand Bassa,
Liberia; Kaufmann Hagemann, Bata, Spanisch-Guinea; Dr. Goddard, Buea,
Kamerun,