Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1933.
A. Allgemeiner Teil.
I. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
Ein dunkler Schatten liegt über dem abgelaufenen Jahr. Am 15. September
wurde der Präsident der Deutschen Seewarte, Vizeadmiral a. D. Hugo Dominik
mitten aus seiner arbeitsreichen Tätigkeit heraus uns durch einen plötzlichen
Tod entrissen. Es ist hier nicht der Ort, um seine Verdienste um die Deutsche
Seewarte nochmals eingehend zu würdigen; dies ist in den Organen der Deutschen
Seewarte, den „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“ sowie
in „Der Seewart“ geschehen. Die Trauerfeier auf dem Friedhof, die Gedenkfeier
in der Deutschen Seewarte legten beredtes Zeugnis ab über das Wesen und
Wirken des Mannes, der weit über die Grenzen des Instituts, Hamburgs, ja sogar
des Deutschen Reiches geachtet und geehrt war. Am 30. September legte die
Deutsche Meteorologische Gesellschaft durch ihren Vorsitzenden Geheimrat
Schmauß (im Beisein von Geheimrat Hergesell, Prof. v. Ficker und Prof.
Kuhlbrodt) am Grabe von Exz. Dominik einen Kranz nieder. Das gleiche
geschah durch die Internationale Kommission für das Polarjahr am 25. Oktober,
dem Geburtstag des verstorbenen Präsidenten, durch ihren Vorsitzenden, Dr.
La Cour-Kopenhagen, im Beisein mehrerer Abteilungsleiter der Seewarte.
Sein Tod bedeutete nicht nur für die Deutsche Seewarte einen schmerzlichen
Verlust, auch die Deutsche Polarjahr-Kommission verlor in ihm ihren unermüd-
lichen, der Arbeit des Polarjahres sich voll hingebenden Vorsitzenden, In
Würdigung seiner Verdienste um das Polarjahr beauftragte die Direktoren-
Konferenz der Deutschen Meteorologischen Institute auf ihrer Versammlung am
30. September den jeweiligen Präsidenten der Deutschen Seewarte bzw. den
jeweiligen Vertreter mit dem Vorsitz der Deutschen Polarjahr-Kommission. Dies
waren vom 21. September bis 19. Oktober Oberregierungsrat Prof. Dr. Castens,
und seitdem Oberregierungsrat Jaeger, Schriftführer des zweiten Internationalen
Polarjahres bei der Deutschen Polarjahr-Kommission Reg. Rat Dr. Heidke. An
den Beobachtungen für das zweite Internationale Polarjahr 1932/1933 war die
Deutsche Seewarte hauptsächlich durch die Organisation von Beobachtungen
auf den Ozeanen beteiligt.
Vom 1. bis 5. Oktober fand in Hamburg die Tagung der Deutschen
Meteorologischen Gesellschaft statt, Die Gesellschaft ist vor 50 Jahren
(am 17. November 1883) in Hamburg auf der Deutschen Seewarte gegründet
worden auf Anregung des wissenschaftlichen Kreises dieses Instituts. Der Direktor
der Seewarte, Georg von Neumayer, war ihr erster Vorsitzender, von den Meteo-
rologen des Institutes waren J. van Bebber und A. Sprung die ersten Schrift-
führer der Gesellschaft und W. Köppen der erste Schriftleiter der von ihr her-
ausgegebenen „Meteorologischen Zeitschrift“. Im Jahre 1908 fand zur Feier des
25 jährigen Bestehens die Tagung der Gesellschaft wieder in Hamburg statt;
im vergangenen Jahre 1933 tagte dann die Gesellschaft zum dritten Male in
Hamburg, um an ihrer Geburtsstätte die 50-Jahr-Feier zu begehen. Der Präsi-
dent der Seewarte Dominik hatte die Deutsche Meteorologische Gesellschaft
hierzu eingeladen; es war ihm nicht mehr vergönnt, an der Tagung teil-
zunehmen.
Am Nachmittag des 1. Oktober fanden sich die Vorstandsmitglieder der
Gesellschaft im Sitzungssaal der Seewarte zu einer Sitzung zusammen, abends
trafen sich die mehr als hundert teilnehmenden Meteorologen zu einem zwang-
losen Begrüßungsabend im „Patzenhofer am Stephansplatz“. Am 2. Oktober
vormittags fand im Hörsaal des Museums für Völkerkunde die feierliche Er-
Ööffnungssitzung statt; Ansprachen hielten der Vorsitzende, Geheimrat Schmauß,
Prof. Castens als Vertreter der Seewarte, der zugleich das der Deutschen Meteo-