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Full text: 62, 1934

Deacon, George E. R.: Nochmals: Wie entsteht die Antarktische Konvergenz? 477 
mit Eisschmelz- und Niederschlagswasser, Wegen seiner niedrigen Temperatur 
ist dies Oberflächenwasser schwerer als das wärmere Oberflächenwasser weiter 
nördlich; thermodynamische Überlegungen führen zu dem Schluß, daß es herab- 
sinken und durch eine nach Süden gehende Öberflächenströmung ersetzt werden 
muß. Sehr tief vermag es nicht zu sinken, da das Wasser des warmen Tiefen- 
strames noch schwerer ist; oberhalb dieses letzteren entwickelt sich aus dem 
Sinkwasser der nordwärts fließende Antarktische Zwischenstrom. 
Im Bereich der Westwinde bildet das antarktische Oberflächenwasser [nach 
unseren dortigen Vertikalschnitten] nur eine dünne Schicht, deren Tiefen- 
erstreckung nach Norden hin von 80m bis auf 250 m anwächst; der allmählichen 
Zunahme der Tiefen-Reichweite entspricht [im entgegengesetzten Sinne, also nach 
Süden hin] das Emporsteigen des warmen Tiefenwassers, H. U. Sverdrup‘) 
hat gezeigt, daß die thermohalinen Differenzen allein in der antarktischen 
Zone eine Oberflächen-Strömung nach Süden bedingen würden, daß jedoch der 
Windeinfluß überwiege, so daß das Öberflächenwasser tatsächlich nach Norden 
ströme. Jene thermohalinen Differenzen müssen nun aber auch das Wasser der 
Tiefen-Grenzschicht des kalten Oberflächen-Wasserkörpers nordwärts treiben: 
die Vertikalschnitte durch den Konvergenzbereich sprechen meines Erachtens 
tatsächlich für das Vorhandensein dieser rein thermohalin gefolgerten Strömung! 
Ausdrücklich betone ich bei meiner Erklärung des Konvergenz-Ursprunges 
folgendes: da das antarktische Oberflächenwasser nordwärts strömt [gleichgültig, 
ob dies für den ganzen Oberflächen-Wasserkörper gilt oder nur, wie Sverdrup 
annimmt, für die obere Schicht], muß sein im Verhältnis zu dem wärmeren 
Wasser weiter nördlich höheres spezifisches Gewicht zu einem Herabsinken führen, 
soweit dies nicht durch den spezifisch schwereren warmen Tiefenstrom verhindert 
wird. Sobald es nun auf seinem Nordwege die Stelle überschritten hat, an der 
der südwärts sich bewegende warme Tiefenwasser-Körper steil emporsteigt, wird 
as am Herabsinken nicht mehr behindert und stürzt jetzt „wasserfallartig“ [die 
Vertikalschnitte legen diesen Vergleich nahe] in die Tiefe, Die Folge sind Strom- 
differenzen und die scharfe Oberflächenkonvergenz! 
Die enge Beziehung zwischen der geographischen Lage der Oberflächen- 
konvergenz und der des Steilanstieges der Tiefenströmung läßt auch die Abb. 2 
erkennen, in der außer den Temperaturwerten in 2500 m Tiefe auch die an Hand 
der Oberflächen-Temperaturänderungen ermittelte Konvergenzlinie eingetragen 
ist. Unser Bild zeigt ganz eindeutig, daß die Konvergenz dort liegt, wo das 
warme Tiefenwasser oberhalb des antarktischen Bodenstrom-Wassers nach oben 
steigt. 
Ich wiederhole: In dem plötzlichen Absteigen des antarktischen Oberflächen- 
wassers jenseits der Zone des stärksten Aufstieges des warmen Tiefenwassers 
erblicke ich die Ursache der Antarktischen Oberflächen-Konvergenz; ihre 
zeographische Lage ist letzten Endes abhängig von den Faktoren, die den 
Antarktischen Bodenstrom bestimmen, Diese Auffassung scheint mir nach den 
vorstehenden Erörterungen gut begründet zu sein. Sie wird gestützt durch den 
„Discovery“-Schnitt südöstlich von Kapstadt (siehe Abb. 2), in dem die Lage der 
Konvergenz mitbestimmt ist durch eine steile unterseeische Schwelle, einer Fort- 
setzung des Atlantisch-Indischen Querrückens. IMier wird die Bodenströmung 
großenteils abgeriegelt; die Folge ist die Steilstellung der warmen Tiefenschicht 
und eine Verlagerung der Konvergenz nach Süden hin, Umgekehrt biegt diese 
dort, wo sie in der Nähe der Falkland Inseln den Scotia-Bogen durchquert, nach 
Nordwesten aus unter dem Einfluß des aus der Weddell-See kommenden kalten 
Bodenstromes, der an der Außenseite jenes Bogens entlangfließt?). 
Noch einige weitere Überlegungen mögen Platz finden. Die engen Beziehun- 
gen zwischen den Boden- und den Oberflächen-Messungen könnten auch umge- 
kehrt zu der Schlußfolgerung leiten, daß die Bewegungen des Boden- und 
Tiefenwassers von den Oberflächen-Strömungen beherrscht werden. Mir erscheint 
die zuerst erörterte Folgerung aus theoretischen Gründen gerechtfertigter zu 
') Ann, d, Hydr, 1934, 8, 316. — *) „Discovery Reports.“ 1933, VII, S, 188, 
Ann, d. Hydr. usw. 1934, Heft XII.
	        
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