£60 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1934,
nicht mehr meßbar, An den übrigen drei Lüfteröffnungen wurde übereinstimmend
eine aus dem Raum abströmende Überdruck-(Sog-) Geschwindigkeit von 1.0 m/sec
gemessen. Im Zwischendeck wurden an den entsprechenden Stellen 4.9 m/sec
bzw. 0.65 m/sec gemessen, Roh gerechnet betrug die Stundenleistung des elek-
trischen Drucklüfters etwa 1600 cbm Luftzufuhr, was zur gründlichen Umwäl-
zung der Luft in dem ungefähr gleichgroßen Raum nicht ausreicht, da — selbst
unter günstigen Verhältnissen — hierzu eine den Rauminhalt um das vielfache
übersteigende Luftmenge erforderlich sein dürfte.
Ähnlich war das Verhältnis zwischen Rauminhalt und zugeführten Luft-
mengen bei den Beobachtungen der natürlichen Lüftung, obwohl die Messungen
nur unter günstigen Umständen (vorderlichem Wind) gemacht wurden. Hier
wurden bei 8 bis 11 m/sec Außenwind durchschnittlich 3 bis 4 m/sec Geschwindig-
keit beim Eintritt des Luftstromes in den Raum gemessen, was anf zwei Druck-
lüfter berechnet etwa 1500 bis 2500 cbm Luftzufuhr entspricht. Von einer gründ-
lichen Umwälzung der Raumluft kann bei ausschließlicher Benutzung der Lüfter
also auch hier im allgemeinen nicht gesprochen werden,
Will man aber für möglichst umfangreiche Lufterneuerung sorgen, 8o ist
dies mit den vorhandenen Mitteln nur durch Öffnen der Luken und Anbringen
von Windsäcken zu erreichen, was wieder nur bei relativ gutem Wetter mög-
lich ist,
Was soll nun mit der Lüftung überhaupt erreicht werden? Wenn einmal
von der Belüftung bestimmter Ladungsgüter, die dauernd frische Luft benötigen,
abgesehen werden soll, so wird es sich sonst grundsätzlich darum handeln,
Schweißwasserbildung zu verhindern!), Bei indifferenter Ladung, die also keine
Feuchtigkeit absondert oder aufnimmt, ist die Schweißwasserbildung lediglich
auf klimatische Verhältnisse zurückzuführen; sie tritt in dem Augenblick ein, in
dem die Raumluft gesättigt ist bzw. die relative Feuchte 100% beträgt. Die
Menge Feuchtigkeit (Wasserdampf) die die Luft bis zur Sättigung aufnehmen
kann, ist abhängig von der Temperatur, je höher die letztere, desto größer die
erstere, Deshalb besteht die Gefahr der Schweißbildung in erster Linie, wenn man
aus warmen Zonen in kältere versegelt, oder aus warmen in kalte Meeres-
strömungen fährt, aber auch dann, wenn Kaltwasserauftriebgebiete durchfahren
werden, ist u. U. damit zu rechnen (deshalb erscheint es für die Praxis durch-
aus unmittelbar wichtig, daß auch die Segelhandbücher darüber Angaben
enthalten).
Wie gering der Temperaturfall bei feuchter Luft nur zu sein braucht, um
zur Kondensation zu führen ist aus Abb. 5, die die Taupunkte feuchter Luft dar-
stellt, zu ersehen. So findet man z. B. für eine Wärme von +20°C und 90%
relativer Feuchte den Taupunkt bereits bei +18°C, Also 2° Temveraturfall ge-
nügen hier schon, um Schweißbildung auszulösen.
Die zweckentsprechende Lüftung besteht in dem bestmöglichen Ausgleich
zwischen Außen- und Raumluft. Dies sollte aber nicht lediglich unter Berück-
sichtigung des Wärmeunterschiedes erfolgen, vielmehr ist auch der jeweilige
Unterschied der Feuchte sehr wesentlich, Dies bedeutet, daß z, B. beim Durch-
fahren einer warmen Zone auf einer Reise aus kälterem Klima in ein ebensolches,
es u, U. durchaus zweckmäßig sein kann, während der Fahrt durch das wärmere
Gebiet überhaupt jegliche Zufuhr von Außenluft zu unterbinden, besonders dann,
wenn die Außenluft eine hohe relative Feuchte aufweist, Das gleiche gilt für
Fahrten aus kälteren in wärmere Gegenden, Je nach der Dauer der Fahrt durch
die wärmere Zone wird dann eine mehr oder weniger große Erwärmung der
Raumluft eintreten, die aber gleichzeitig eine entsprechende Abnahme der
relativen Feuchte bedingt. Erreicht man dann wieder kältere Gegenden, so wird
die Raumtemperatur absinken und der relative Feuchtegehalt steigen. Wann als-
dann erneut zu lüften ist, bzw. wann mit Schweißwasserbildung (Sättigung der
Raumluft) zu rechnen ist, ist wiederum aus der Tabelle der Taupunkte zu
ersehen.
') Vgl. Ann. Hydr. 1933, S. 13€f., Kapt. Harries: „Neue schiffer -met. Messungen.“ (Besonderg S. 18.3