Wörner, H.: Beziehungen zwischen Wassertemperatur und Luftdruckverteilung usw. 447
Die den Tabellen bzw. den Karten entnommenen Abweichungen können
jedoch nicht in obige Formel eingesetzt werden, da sie Abweichungen vom lang-
jährigen Mittel nicht aber vom Mittelwert des Beobachtungsmaterials, der durch-
aus vom langjährigen Mittel verschieden sein kann, darstellen. Es muß also
jeweils erst der Mittelwert Mw bzw. My der zur Verwendung kommenden Wasser-
temperaturabweichungen und Luftdruckabweichungen gebildet werden. Dann
sind in Formel (4) für x und y die Abweichungen öw und 0, der einzelnen Werte-
paare von Mw und My einzusetzen.
Nach Ausscheiden der erwähnten unsicheren Temperaturwerte blieben für
alle neun Monate insgesamt 344 Wertepaare zur Berechnung des Korrelations-
koeffizienten übrig. Die mittlere Abweichung der Wassertemperatur ergibt sich
für diese Felder zu Mwy= +0.97° C. Die mittlere Abweichung des Luftdrucks
beträgt My = +1mb. Die Wassertemperatur war also in dem untersuchten
Gebiet von August 1932 bis November 1933 im Mittel um etwa ein Grad zu
hoch und der Luftdruck gleichfalls um ein Millibar zu hoch, Aus den Ab-
weichungen der 344 Einzelpaare von diesen Mittelwerten ergibt sich nun der
sehr niedrige positive Korrelationsfaktor
tT= 019.
Das bedeutet, daß zwischen den Abweichungen der Wassertemperatur und denen
des Luftdrucks in der betrachteten Zeit praktisch kein nachweisbarer Zu-
sammenhang bestanden hat.
Nun ist es aber immerhin denkbar, daß während gewisser kürzerer Zeit-
abschnitte eine Beziehung in einem oder andern Sinne besteht, die sich infolge
verschiedenen Vorzeichens bei der Zusammenfassung des ganzen Materials mehr
oder weniger aufhebt. Da es die Anzahl der vorhandenen Wertepaare in den
meisten Monaten immerhin gestattet, die dem Gesetz der großen Zahlen unter-
worfene Korrelationsrechnung anzuwenden, wurde nach der gleichen Methode
für alle neun Monate getrennt der Korrelationsfaktor zwischen Temperatur- und
Luftdruckabweichung berechnet. Er wird in der folgenden Tabelle mitgeteilt,
in der außerdem noch die oben besprochenen Mittelwerte Mw und My der Ab-
weichungen, sowie die Anzahl N der benutzten Wertepaare angegeben ist.
August
32
Okt. ! Nov,
1933
Febr. | Mai ! Juni ! August | Sept. ! Nor.
Gesamt
A
My...
E x)
N
+22 | +0,7 | +02 |+0.97°C.
+55 1 +2 — 4 + 10 mb
+0.38] +0.70| + 0.47 +0.19
.„2 1] 19 @ | 344
Diese Zusammenstellung zeigt nun für verschiedene Monate erheblich höhere
Korrelationskoeffizienten, doch sind diese überwiegend positiv, so daß also einer
zu hohen Wassertemperatur in den meisten Monaten auch ein zu hoher Luft-
druck entsprach. Die verhältnismäßig hohe negative Korrelation im Juni 1933
ist wenig beweiskräftig, da für diesen Monat nur eine verhältnismäßig geringe
Anzahl von Wertepaaren berechnet wurde. Betrachtet man noch kleinere Teil-
gebiete innerhalb eines Monats, so erhält man allerdings über gewissen Gegenden
des Bereichs wesentlich höhere negative Korrelationen. Ein solches Gebiet bilden
z. B. im November 1933 die Felder zwischen 40° und 50° N-Br. und westlich
des 35, Längengrades. Da jedoch in diesem Monat die Zahl der Meldungen
gegen die Vormonate schon stark zurückgegangen ist und so nur wenige Felder
mit sicher bestimmten Temperaturen zur Verfügung standen, wäre der berech-
nete Korrelationskoeffizient ziemlich unsicher, weshalb von einer Untersuchung
solcher Teilgebiete ganz abgesehen wurde,
Ist nun durch dieses Ergebnis die Annahme, daß über relativ warmen Wasser-
massen sich auch verhältnismäßig tiefer Luftdruck einstellt, widerlegt? Für das
hier verwandte Material ist diese Frage wohl zu bejahen. Wie aber die Zahlen
der Tabellen zeigen, betragen die Wassertemperaturabweichungen nur in wenigen