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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1934.
des Sehstrahles über der Wattoberfläche und außerdem von der Ausdehnung der
Wattoberfläche in der Windrichtung, vom Beobachtungsort (Sehstrahl) nach Luv
gemessen. Durch diese Ausdehnung wird aus aerodynamischen Gründen das
Dichtegefälle am Beobachtungsort bestimmt; große Ausdehnung wirkt hierbei
ähnlich wie kleine Windgeschwindigkeit. — Der Wert der günstigsten Wind-
geschwindigkeit dürfte bei den hier beschriebenen, auf dem Neuwerker Watt
beobachteten Luftspiegelungserscheinungen etwa 3 bis 4 m/sec betragen.
Kleinere Mitteilungen.
1, Luftspiegelung nach oben. Während eines Aufenthaltes auf Helgoland
beobachtete der Unterzeichnete von der Südmole aus am 1, VI, 1934 eine deutliche
Spiegelung der Kimm. Bei heiterem Himmel war die Kimm den ganzen Tag
über unscharf. Etwa 15% begannen sich Spiegelungen zu zeigen, die gegen 16%
besonders. deutlich waren. Oberhalb der Kimm zeigte sich in etwa 10’ Höhe
ein zweiter Kimmstreifen, der in verschiedener Stärke zeitweise um den ganzen
Horizont zu sehen war. Zahlreiche Schiffe zeigten ihr umgekehrtes Bild über
sich, der Leuchtturm von Wangerooge war nur gespiegelt zu sehen. Doppelte
Bilder konnten nirgends beobachtet werden. Besonders bemerkenswert war, daß
bei drei Booten der dritten Torpedobootshalbflottille der Augenblick beobachtet
werden konnte, wo sich das Spiegelbild formte. 15h 45 waren die Boote im
SW nur normal zu sehen, 15b 48m begannen die Masten sich stark zu verlängern,
von oben erschienen darüber die Aufbauten und 15% 50m war bei den Booten
ein vollständig gespiegeltes Bild zu sehen. Die Entfernung der Boote vom
Beobachter betrug zu dieser Zeit auf Grund der liebenswürdigerweise vom
Kommando mitgeteilten Positionen 6.3 Sm. Ein weiter westlich befindliches nur
5.3 Sm entferntes Boot erschien nicht gespiegelt. Dagegen zeigte ein Scheiben-
floß, 15 50m 6.1 Sm entfernt, zuvor weiter ab, das nur wenig Östlich zu sehen
war, die volle Spiegelung während der ganzen Beobachtung.
H. C, Freiesleben,
2, Klimatographische Witterungsschilderung, Nr. 28: Seeverkehrsweg:
Karibisches Meer, — Aus der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes
der Deutschen Seewarte. — Verlauf eines Tages der sommerlichen Regen-
zeit an der atlantischen Küste von Costarica.
Von Colon kommend, wurde am 18. Juni 1934 Puerto Limön angesteuert,
Morgens um 4b, etwa 50 Sm Östlich dieses Hafens, wurde ein schweres fest-
stehendes Gewitter durchfahren. Mit 12 Knoten Fahrt brauchten wir über eine
Stunde, um aus dem Gewitter herauszukommen, Während der ganzen Zeit war
es nahezu windstill, und es regnete stark, wenn auch nicht wolkenbruchartig.
Die Blitze gingen fast ausnahmslos senkrecht ins Wasser, einige in unmittelbarer
Nähe des Schiffes. Es donnerte ungeheuer, aber nicht lang und dröhnend,
sondern kurz und schmetternd, als ob ein schweres Geschütz in der Entfernung
einiger Schiffslängen abgefeuert würde.
Kurz vor Sonnenaufgang liefen wir aus dem Gewitter heraus, Ein schöner
Tropenmorgen brach an. tıurt 24.6°% twasser 27% Im Südwesten zeigte sich der
gewaltige Pico Blanco und voraus im Westen der Pico de Cartago. Ein leichter
Wolkenzug setzte ein, Cumuli und Fracto-Cumuli kamen uns entgegen, In den
unteren Luftschichten blieb es still, Hinter uns stand schwarz das Gewitter, Die
hügelige Küste mit dem üppigen dunkelgrünen Wald kam in Sicht und wurde
von der über dem Gewitter hervorbrechenden Sonne prächtig beleuchtet. Eine
leichte NE-Dünung lief während des ganzen Tages auf die Küste zu. Um 10»
war es nahezu klar und immer noch windstill. tt; 28,5°, Gegen Mittag zog von
N eine dunkle Wolkenbank heran, während in den unteren Schichten ein leichter
südlicher Wind wehte, Es war ein weit ausgedehntes schwaches Gewitter mit
zweistündigem Regen von wechselnder Stärke und vereinzelten Donnerschlägen.
Ein schwacher Nordwind löste den anfänglichen S während des Gewitters ab