Perlewitz, P.:; Zwei wissenschaftliche Ballonfahrten von Hamburg 1933/34 usw, 8389
2/10 Ci-Cu und St-Cu am Horizont, wolkenlos, Beim Abstieg konnte bei 1050 m
mit Ballonkompaß und Hängepilot, der nach Westen ausschlug, über den Wolken
einwandfrei Linksdrehung und Windzunahme mit der Höhe beobachtet werden,
Die obere Wolkengrenze lag bei 1020 m; hier stand der Hängepilot wieder
senkrecht unter dem Ballon. In den oberen Wolkenschichten betrug die Sicht
weniger als 30 m. Auflockerung und Sichtzunahme fanden mit Annäherung an
den Boden statt. Die wolkenfreie Zwischenschicht fehlte beim Abstieg. Erdsicht
war zuerst in 150 m über dem Boden. Der Fr-St reichte allerdings wieder bis
50 m hinab. Bei der Landung um 13.04 Uhr fiel aus der geschlossenen St-Decke
kurze Zeit leichter Regen; Sicht 2—3 km; NW-Wind, Stärke 3—4.
3. Bestimmung oberflächenaktiver Stoffe in der Luft.
Die Versuche bei dieser Fahrt über die Konzentration oberflächenaktiver
Stoffe (in der Luft) wurde in der Weise ausgeführt, daß wieder eine größere
Luftmenge durch Röhrehen hindurchgesogen wurde, in die ausgeglühte reine
Quarzkörnchen eingefülit waren (siehe erste Fahrt unter 4B), Der Quarz wurde
dann, wie K. Schultze schreibt, mit reinstem Wasser in Berührung gebracht,
das einer großen Oberflächenentwicklung mit nachfolgender Zusammenschiebung
unterworfen wurde, Danach wurde die Depression der Oberflächenspannung mit
der Torsionswaage nach dem Abreißverfahren gemessen, Die mit je 80 Liter
Luft gewonnenen Proben ergaben jedoch nur Depressionen, die innerhalb der
Fehlergrenze lagen. Zunächst bedeutet dies eine erhebliche Reinheit der unter-
suchten Luft in bezug auf oberflächenaktive Stoffe; es kann jedoch in Zukunft
die Adsorptionswirkung der Auffang-Röhrechen noch gesteigert werden, so daß
noch feinere Anteile aus der Luft herausgefangen werden können. ;
4. Kalorimetrische Feuchtigkeitsbestimmungen.
Über die Messung der Feuchtigkeit und der Übersättigung in Cumuluswolken
schreibt Kothe vor der Ballonfahrt:
„Von Herrn Prof. Wigand erhielt ich im Sommer 1932 die Aufgabe, die
Übersättigung in Cumuluswolken auf kalorimetrische Methode zu bestimmen.
Durch ein unterkühltes Kalorimeter (in diesem Falle ein Autokühler im Toluol-
kältebad) wird die Wolkenluft gesogen, und ihre Menge mittels Rotameter oder
Gasuhr bestimmt. Die Luft kühlt sich beim Durchsaugen auf Kalorimeter-Tem-
peratur ab, und der überschüssige Wasserdampf wird sich im Kalorimeter kon-
densieren. Die Temperatur im Kalorimeter wird mittels Platinwiderstandsthermo-
meter bestimmt. Es wird sich nun beim Durchsaugen das Kalorimeter sowohl
durch die durchsirömende Luft als auch insbesondere durch die Kondensations-
wärme des Wasserdampfes erwärmen. Die Wärmeabgabe der Luft ist bestimmt
durch die Luftmenge und den Temperaturunterschied zwischen Außenluft und
Kalorimeter, Die restliche Erwärmung des Kalorimeters ist auf die Kondensations-
wärme des Wasserdampfes zurückzuführen. Kennt man durch den Platindraht
die dt und den Wasserwert des Kalorimeters, so errechnet man daraus die
Wärmemenge durch Kondensation und somit die Menge des kondensierten Wasser-
dampfes, Im Kalorimeter ist der Sättigungszustand erreicht, wenn sich Wasser-
dampf kondensiert, Aus der Menge des Wasserdampfes in soundsoviel cbm Luft
und aus der äußeren Lufttemperatur läßt sich die relative Feuchtigkeit be-
rechnen, was gefordert ist, Wir werden bei Übersättigung nicht mehr die wahre
Temperatur des trockenen Thermometers bekommen, da ja Kondensation am
Thermometer eintreten muß.“
Nach der Ballonfahrt schreibt Kothe:
„Die Bestimmung der absoluten Feuchtigkeit auf kalorimetrische Methode
habe ich zum ersten Mal in der Praxis durchgeführt in diesem für wissenschaft-
liche Untersuchungen idealen Luftfahrzeug, dem Ballon, und kann für dies
erste Mal recht zufrieden sein mit dem Ergebnis, Eine Untersuchung der
Feuchtigkeit in der dichten St-Cu-Decke mußte ja eine relative Feuchtigkeit von
100%, ergeben, Es spielt bei der Messung eine genaue Temperaturmessung der