Thorade, H.: Über Stromunruhe.
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geschwindigkeit haben, als sich durch Messen der Geschwindigkeit am Umfange
der beiden äußersten ergeben würde. Trotzdem verlockt die vorhandene Mög-
lichkeit dazu, einen wenn auch selbstverständlich mit Vorbehalt zu bewertenden
Versuch zu machen. Nennt man den Abstand der beiden Instrumente Z, den
Schiffskurs z, und zieht die x-Achse nach Westen, die y-Achse nach Süden, so
wird Zecurlw = 4Av, cosec z — 4u,secz. Da in der Nähe von 0°, 90°, 180°, 270°
eine der beiden Winkelfunktionen ins Unendliche strebt, so sind fortan solche
Beobachtungen, bei denen der Schiffskurs einem dieser Winkel auf mehr als 10°
nahekommt, fortgelassen. Eine Auszählung für die einzelnen Tage führt wegen
der zu geringen Anzahl der Beobachtungen zu keinen stichhaltigen Folgerungen
and mag hier fortbleiben. Bezeichnet man die Größe Z curl w mit C, so erhält
man folgenden Gesamtüberblick: Es war
C=0—19 23,9 4—5,9 6—7.9 8—9.9 10-—11.9 12—14,9 15—19.9 20 u. mehr
ja 18 14 15 13 7 5 7 ? 2 Fällen (zus. 88),
C=0—1,9 2—3.9 4—5.9 6—7,9 89,9 10—11,9 12—14,9 15-—19.9 20 u. mehr
im 37 32 32 26 25 19 9 12 5 Fällen (zus, 197).
Die Drehungen im Sinne des Uhrzeigers (C negativ) waren also häufiger;
als mittlerer Wert von © kommt in beiden Fällen etwa sieben heraus, was zu
einer Umlaufszeit von der Größenordnung etwa einer halben Stunde führt, d.i,
dem Zeitabstande der Beobachtungen. Ob hieraus Folgerungen zu ziehen sind,
muß jedoch dahingestellt bleiben, — Eine ähnlich durchgeführte Berechnung
der Divergenz, auf die hier wegen der Unsicherheit der Grundlagen verzichtet
sei, könnte Aufschluß darüber geben, in welchem Maße die 10 m-Schicht Zufluß
aus anderen Schichten empfängt oder Wasser dahin abgibt.
Zusammenfassung.
1. Genaue und schnell aufeinanderfolgende Aufzeichnungen des Stroms im
Kattegat (August 1931) durch Rauschelbach-Strommesser zeigten erhebliche
Streuung. Nur dem Mittelwerte aus zahlreichen Einzelbeobachtungen kommt eine
wirkliche Bedeutung zu; Einzelwerte sind nahezu wertlos, Als zweckmäßige Dauer
einer Strombeobachtung hat sich hierbei eine solche von 5 Minuten herausgestellt.
2. Zwei in 19 m Abstand voneinander auf „Poseidon“ ausgebrachte Strom-
messer zeigten fast stets verschiedenen Strom an. Aus ihren Differenzen läßt
sich der Einfluß der Schiffsbewegungen (der „Fahrtstrom“) entfernen. Die so
bereinigten Ablesedifferenzen sind nach folgendem Schema weiter zerlegt:
Schema,
Ableseunterschiede 4 w
Fahrtsiromunterschiede Bereinigte Ableseunterschiede 4 w’
Langsame Schwankung 4wg Schuelle Unruhe «
Relativwerte der langsamen Schwankung w”
Systematische Ablenkung reine Streuung w'
von der Stromgeschwindigkeit von der Stromgeschwindigkeit
abhängiger Anteil. unabbängiger Anteil,
Sie zerfallen zunächst in die langsame Schwankung und die schnelle Unruhe.
3. Die schnelle Unruhe rührt vom Schlingern des Schiffes her und wächst
mit dem Seegange.
4. Die langsame Schwankung, in Prozent der Stromgeschwindigkeit aus-
gedrückt, zerfällt in eine vom Schiffskörper hervorgebrachte systematische Ab-
lenkung und einen Streuanteil.
5. Der Streuanteil der langsamen Schwankung hängt in geringem Grade
von der Lage des Schiffes zum Strome ab, in höherem von der Stromgeschwindig-
keit, aber in nicht wahrnehmbarem Maße von den Unterschieden des Stroms
zwischen den verschiedenen Tiefen.
6. Der Streuanteil ist ebenso wie die langsame Schwankung überhaupt in
hohem Grade abhängig von den Mischungsvorgängen und kann geradezu als
Maß für diese angesehen werden.