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Full text: 62, 1934

360 ‚Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1934, 
her, wie er jahrzehntelang seit der Gründung der Seewarte bestanden hatte 
und ohne sachlichen Grund geändert wurde, Die einheitliche Führung auf allen 
Gebieten, die mit der seemännisch nautischen Seite der Seefahrt zusammenhängt, 
wird wieder hergestellt, und auf diesem Gebiete gibt es keinen Unterschied 
zwischen Kriegs- und Handelsschiffahrt. Beide befahren die gleiche See, beide 
haben mit denselben Elementen zu rechnen, mit Wind und Wetter, mit Ebbe 
und Flut, wie mit der Gestaltung des Fahrwassers und vielem mehr. Die gleichen 
Werkzeuge dienen ihnen für die Führung ihrer Fahrzeuge über See. Die Reichs- 
marine hat, ausgestattet mit größeren Hilfmitteln und nach ihrer ganzen Tätig- 
keit mehr in der Lage, eingehende praktische Versuche und Erprobungen an- 
zustellen, es stets als ihre vornehmliche Aufgabe betrachtet, auf dem Gebiet des 
nautischen Instrumentenwesens führend voranzugehen. Bei dieser Sachlage ist 
es nicht verwunderlich, wenn die Arbeitsgebiete und die Organisation der 
nautischen Abteilung der Marineleitung weitgehend mit denen der Seewarte 
übereinstimmen. Es bedeutet daher einen unbestreitbaren Fortschritt, wenn 
durch die Neuorganisation das deutsche hydroögraphische Werk wieder vereinigt 
und in eine Hand gelegt wird und wenn auf dem Gebiet des nautischen Instru- 
mentenwesens ebenfalls eine einheitliche Leitung erfolgt. Die Marineleitung 
wird auch weiterhin ihre reichen Möglichkeiten der Entwicklung auf allen Ge- 
bieten der Nautik einsetzen zum Wohle der deutschen Schiffahrt. Vermessungs- 
fahrzeuge und Auslandsschiffe der Reichsmarine werden sich an den Forschungs- 
aufgaben der Seewarte beteiligen und deutschen Wissenschaftern ermöglichen, 
sich an den internationalen Forschungsaufgaben auf meteorologischem und 
ozeanographischem Gebiet der Weltmeere zu beteiligen, Ich hoffe, daß es schon 
in absehbarer Zeit möglich sein wird, das Vermessunywsschiff „Meteor“ nach er- 
folgtem Umbau auf eine zweite große Forschungsexpedition zu entsenden, Auf 
diese Weise wird die Seewarte in die Lage versetzt, ihrer großen Aufgabe, wie sie 
von den Gründern beabsichtigt und in der Dienstvorschrift niedergelegt ist, 
gerecht zu werden. Nach ihr sollte die Seewarte Organ des Reichsmarineamts 
sein und die Aufgabe haben, die Kenntnis der Naturverhältnisse des Meeres, 
soweit diese für die Schiffahrt von Interesse sind, sowie die Kenntnis der Witte- 
rungserscheinungen an den deutschen Küsten zu fördern und zur Sicherung und 
Erleichterung des Schiffahrtsverkehrs zu verwerten. Also nicht Forschungs- 
tätigkeit an sich, sondern Verwertung der Ergebnisse der Forschung für die 
Seefahrt ist der Zweck und die Aufgabe der Seewarte, die sie nur in ständiger 
lebendiger Fühlung mit den Seefahrern der Kriegs- und Handelsmarine lösen 
kann. Es ist in dieser Hinsicht bezeichnend, daß die Gründer der Seewarte ihr 
den größten deutschen Seehafen als Wohnsitz angewiesen haben und das Gebäude 
der Seewarte an den Ufern der Elbe steht, wo der Tag und Nacht an ihr vorbei- 
ziehende Schiffsverkehr alle Mitarbeiter immer wieder auf die Eigenart ihrer 
Aufgaben hinweist. 
Ich habe in Verbindung mit der Neuregelung die Besorgnis laut werden 
hören, daß die Seewarte dem Bürokratismus verfallen werde und ibr die bis- 
herige Bewegungsfreiheit genommen werden könnte. Wenn auch die Marine- 
leitung beabsichtigt, die Seewarte mehr als bisher für die Aufgaben der Landes- 
verteidigung einzuspannen, so soll dadurch unter keinen Umständen die Er- 
füllung der Aufgaben für die Schiffahrt im allgemeinen beeinträchtigt werden, 
Ich glaube mit gutem Recht hinzufügen zu können, daß es keinen größeren 
Feind des Bürokratismus gibt als den Soldaten. 
Ich komme zum Schluß. Seien Sie, meine Herren Vertreter der Schiffahrt, 
überzeugt, daß die Marineleitung die Seewarte zur Erfüllung ihrer — der Kriegs- 
und Handelsmarine gemeinsamen — Aufgaben stützen und fördern wird, wie es 
irgendwie nur in ihren Kräften steht. Stets wird sie auf engste Zusammen- 
arbeit mit der Handelsmarine entscheidenden Wert legen. Die Fortführung des 
hydrographischen Werkes in den Jahren bitterster Not mag Ihnen dafür hin- 
reichend Gewähr sein, Von Ihnen aber, Herr Präsident, und allen Ihren Mit- 
arbeitern der Seewarte erwartet die Marineleitung vertrauensvollste Zusammen-
	        
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