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Full text: 62, 1934

Die Deutsche Seewarte und ihre Zukunft, 
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Mannes, der heute die Leitung übernimmt. In dieser Gewißheit überträgt Ihnen, 
Herr Admiral, der Reichsminister der Luftfahrt die Leitung der Deutschen See- 
warte, und ich überreiche Ihnen hiermit die Bestätigungsurkunde Ihrer Ernen- 
aung zum Präsidenten der Deutschen Seewarte, 
Ansprache des Vizeadmirals Heusinger von Waldegg 
(Reichswehrministerium; Chef der Marineleitung). 
Im Auftrage des Chefs der Marineleitung habe ich die Ehre, Sie, Herr 
Admiral Spieß, in Ihrem neuen Amt als Präsident der Deutschen Seewarte zu 
begrüßen und Ihnen für Ihre verantwortungsvolle Aufgabe die besten Wünsche 
der Reichsmarine zu übermitteln. Jahrelang haben Sie in Kriegs- und Friedens- 
zeiten auf der Kommandobrücke von Kriegsschiffen als Kommandant und Führer 
gestanden und kennen so die Anforderungen des Seefahrers an das Ihnen nun- 
mnehr anvertraute Institut aus eigenem verantwortungsvollem Erleben. Ihre 
Tätigkeit als Vermessungsoffizier in den Tropen hat Ihnen reiche Erfahrungen 
vermittelt mit den Bedingungen der Seefahrt auf fernen Meeren, Als Kommandant 
dem Vermessungs- und Forschungsschiffes „Meteor“ und wissenschaftlicher Leiter 
der Meteor-Expedition haben Sie sich nicht nur unter den Seefahrern, sondern 
auch unter den Wissenschaftern einen Namen gemacht. Auch die Seewarte ist 
Ihnen als Arbeitsstätte nicht unbekannt, haben Sie sich doch hier längere Zeit 
lür Ihre Tätigkeit in der Vermessung wissenschaftlich vorbereitet. So treten 
Sie Ihr Amt an mit reichen Erfahrungen auf allen Gebieten Ihrer neuen Tätig- 
keit, von denen wir erwarten dürfen, daß sie sich zum Nutzen der Schiffahrt 
auswirken werden. Der Chef der Marineleitung wünscht der Seewarte, daß sie 
unter Ihrer Führung einer glücklichen Zukunft entgegengeht, 
Ich begrüße es, daß mit dem Übergang der Seewarte auf das Luftfahrt- 
ministerium die Betreuung der nautischen Belange der Marineleitung übertragen 
ist. Ist doch die Seewarte eine Schöpfung der Marine, die sie allezeit mit allen 
Mitteln gefördert und mit aufrichtiger Liebe gepflegt hat. Schmerzlich war es 
{ür die Reichsmarine, daß in mißverstandener Auslegung des Versailler Diktats 
im Jahre 1919 die Seewarte von der Marine abgegeben wurde, Es ist mir eine 
angenehme Pflicht, festzustellen, daß das Reichsverkehrsministerium, dem die See- 
warte zu treuen Händen übergeben worden ist, sich der Seewarte mit gleichem 
Interesse und gleichem Erfolg wie das frühere Reichsmarineamt angenommen 
hat. In verständnisvoller Zusammenarbeit mit der Marineleitung hat es alles 
getan, um mögliche ungünstige Folgen der Zerreißung des nautischen Werkes 
auf ein erträgliches Maß herabzudrücken, Durch einen unmittelbaren laufenden 
Schriftverkehr zwischen den sachbearbeitenden Gruppen der Seewarte und der 
Marineleitung ist es möglich gewesen, das hydrographische Werk auch unter 
der neuen Regelung so zu fördern, wie es die Belange der Seeschiffahrt und der 
Kriegsmarine erfordern. Hierfür gebührt dem Herrn Reichsverkehrsminister 
und allen Sachbearbeitern seines Ministeriums der aufrichtige Dank der gesamten 
Schiffahrt. 
Aber die Entwicklung steht nicht still. Durch die aufstrebende Luftfahrt 
über See und auch über die Ozeane ergeben sich für die Seewarte neue Aufgaben 
und veranlaßten das Luftfahrtministerium, die Seewarte in den neu zu schaffenden 
ginheitlichen Reichswetterdienst einzugliedern, in der richtigen Erkenntnis, daß 
Schiffahrt und Luftfahrt über See in ihren Abhängigkeiten von Wind und Wetter 
und in ihren navigatorischen Bedingungen ungemein viel Wesensverwandtes 
haben und immer mehr erhalten werden. Die Marineleitung hat aus vielerlei 
Gründen, unter denen die der Landesverteidigung eine wesentliche Rolle spielen, 
dem Übergang der Seewarte an das Luftfahrtministerium zugestimmt, nachdem ihr 
die Betreuung der nautischen Belange der Seewarte zugesichert war. Ich bin 
überzeugt, daß diese Doppelunterstellung der Seewarte keinerlei Schwierigkeiten 
mit sich bringen wird, sondern daß durch verständnisvolle Zusammenarbeit des 
Luftfahrtministeriums mit der Marineleitung die Neuregelung einen Fortschritt 
bedeuten wird. Stellt sie doch auf dem nautischen Gebiet einen Zustand wieder
	        
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