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Full text: 62, 1934

348 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1934. 
von anderen Luftmassen her. Ich habe das Stück Papier 5 bis 6 Min, lang be- 
obachtet und machte dabei die sonderbare Feststellung, daß es zuletzt einen zur 
Windrichtung am Boden senkrechten Weg flog und im Dunst verschwand. Der 
Wind am Boden kam ungefähr aus SW und war stark, Die Temperatur betrug 18°C, 
die Sonne schien hell. Der Himmel war, vorherrschend mit nur ganz kleinen 
Wolken, leicht bedeckt, Die Sonne stand 48 bis 50 Bogengrade hoch. Ob die 
große weiße Wolke, die sich unmittelbar (senkrecht) über der Entstehungsstelle 
des Wirbels befand, im ursächlichen Zusammenhang stand mit dem Entstehen des. 
selben, ist wohl kaum anzunehmen, da sie hier keinen Schatten warf und somit 
Temperaturunterschiede an dieser Stelle nicht bedingte. Es dürfte auffallend sein, 
daß bei dem starken, temperatur- und luftmassenausgleichenden Winde an so 
freier Stelle überhaupt eine Windhose zustande kommen und daß sie bei ihrer 
langsamen Vorwärtsbewegung eine Richtung nehmen konnte, die fast senkrecht 
zur Windrichtung war. Vielleicht war es die außerordentlich große Umfangs- 
geschwindigkeit des Wirbels, die diese merkwürdige Erscheinung zuließ. 
Interessant war es zu beobachten, wie drei Personen im Anfang vom Wirbel 
erfaßt wurden. Während es einer Frau gelang, bald aus ihm herauszukommen, 
blieben zwei Männer eine Zeitlang in ihm, Die Kleidungsstücke flatterten heftig 
und die Hüte wurden krampfhaft festgehalten, Die beiden Männer konnten sich 
kaum auf den Beinen halten. ° H.Schlichting, Lübeck, 
3, Klimatographische Witterungsschilderung. Nr. 25: Ekuador, — Aus der 
Sammlung des überseeischen. meteorologischen Dienstes der Deutschen Seewarte, — 
Bioklimatische Beobachtungen auf einem Ritt durch den Regenwald von 
Banos nach Mera (Ostabfall der Ostanden). Beobachtungszeit: Anfang 
März 19301. Wandert oder reitet man von Bafos (1'/,° S, 781/,° W, 1800 m) 
aus durch die Kordillere weiter nach Osten, so liegen bis zu 1600 m die Cafe- 
tales, Die Bohnen sind ähnlich wie die den Yungas, also den östlichen Gebirgs- 
tälern Boliviens, entstammenden von hoher aromatischer Qualität, die vielleicht 
durch das typische Regenwaldklima der andinen Osthänge bedingt ist. Der 
Urwald beginnt am Pastaza zwischen 1600 bis 1700 m mit seinem dichten Grün, 
Gewirr von Lianen und sonstigen Epiphyten, Riesenflechten, die von den Zweigen 
herabhängen, und dichtestem Unterholz, Den hygrophilen Charakter der Vege- 
tation verstehen wir, wenn — wie jetzt zur Trockenzeit — die Sonne nur in 
Intervalien durch die Wolken bricht, während jede halbe Stunde laue, feine 
Schauer durch das eafonartige Tal ziehen. Von den Temperaturen (18 bis 24°) 
in der ersten Märzhälfte abgesehen, erinnert dieser ostandine Urwald, der 
sich steil zur Hylea herabsenkt, an den Feuchtigkeitswald Südchiles und West- 
patagoniens. Ins Auge fallende Unterschiede sind die großblumigen Orchideen, 
welche die Äste schmücken, und die Stämme der Chontapalmen, die einen lichten 
Hain über den Gipfeln des geschlossenen Baumwuchses bilden. Aber wie in 
Chile rieselt es hier allenthalben feucht herab: ein Feuchtigkeit atmender Brodem. 
Der schmale Weg am Steilhang oberhalb des Pastaza ist aufgeweicht; an einer 
Stelle — es ist schon gegen Abendgrauen — liegt plötzlich rostfarben vege- 
tationsfreies Erdreich vor uns, Instinktiv peitsche ich das Pferd zu einem 
kurzen Galopp. Der kleine Cholojunge folgt, und bei dem letzten Hufschlage 
seines Tieres sinken mit einem Ruck 8m Weg in die Tiefe. Kein seltenes 
Ereignis, wenn dauernde Niederschläge das tonig-schmierige Erdreich der ober- 
flächlich angelegten Pfade unterwaschen. Von etwa 1400 m ab wird die Schwüle 
in der wasserdampfgesättigten Luft bei etwa 22° Temperatur recht merklich, 
Ein neckisches Spiel beginnt: Kommt ein Regenschauer, so sucht man Trockenheit 
unter dem rasch übergeworfenen Gummiponcho, Unter diesem gerät man in 
eine unerträgliche Treibhausatmosphäre, und man wirft ihn wieder von sich. 
Dies geschieht einigemale, mit Ein- und Aussetzen des Niederschlags; dann aber 
kommt ein Augenblick, wo man doch gründlich durchwaschen wird. Die feuchte 
1} Die folgende Schilderung bildet eine Ergänzung zu den Beobachtungen des Verfassers auf der 
Fahrt von der Sierra Ekuadors durch den Pastazadurchbruch nach Bahos. Ann. d, Hydr. usw, 1934. 
S. 306 f. (Klimat, Wittresschildte, Nr. 24)
	        
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