Skip to main content

Full text: 62, 1934

Kleinere Mitteilungen, 
347 
walzenförmigen Teiles der Wolke heraus, schien aber (von oben betrachtet) 
Linksdrehung aufzuweisen . .. “ 
Am 4. VIII 1932 wehte über der Deutschen Bucht W- bis NW-Wind, Stärke 
2 bis 3 (20 km/Std.), über Nordwestdeutschland (Hannover) am Boden W-Wind, 
(0 km/Std., von 500 bis 4000 m W-Wind, 30 km/Std., mit der Höhe allmählich 
wieder abnehmend auf 20 km/Std. Eine Windschichtung war also offenbar nicht 
vorhanden, Durch Kaltluftzufuhr in der Höhe war jedoch der Zustand der 
Luftmasse über Nordwestdeutschland auch oberhalb 2000 m stark labil geworden, 
Schauer waren die Folge. Aus den Schauerwolken gingen die Wasserhosen 
nieder. 
Die Großwetterlage zeigt die Deutsche Bucht am Nordabhang eines Hoch- 
druckkeiles, der sich vom Azorenhoch bis nach Süddeutschland erstreckt. Ein 
nicht sehr kräftiges Tief liegt südöstlich von Island. 
Am 5. VIII hatte sich die Großwetterlage gegenüber dem Vortag nicht 
nennenswert geändert. Die Luftmasse über Nordwestdeutschland war etwas 
weniger labil. 
Die hier behandelten Fälle von Wasserhosenbeobachtungen sind ganz ver- 
schiedenen Großwetterlagen zugeordnet, was nicht wundernehmen kann. Aber 
auch die Wetterbedingungen am Entstehungsort sind verschiedenartig: Am 9.I1X, 
1930 Windschichtung, vielleicht auch Bodenkonvergenz am Ort, aber wohl keine 
Vorbedingungen für kräftige Vertikalbewegungen, am 13. IX. 1931 offenbar 
Vertikalbewegungen und eine geländebedingte Strömungskonvergenz, am 4. und 
5. VI 1932 ausschließlich £tarke Vertikalbewegungen. Kann man sich die 
Wasserhosen der drei letzten Fälle als Ausflußwirbel vorstellen, so könnte man 
bei dem ersten Fall vielleicht eine Auslösung durch örtliche Hindernisse an der 
Strömungsgrenzfläche annehmen, falls nicht doch auch hier am Konvergenz. 
punkt örtlich eine stärkere Vertikalbewegung stattfand, Markgraf, 
5, Kleintrombe’!). Am Sonnabend vor Pfingsten, dem 19, Mai 1934, entstand 
hier in Lübeck am Travegestade beim Aufgang der neuen Marienbrücke, wo das 
(Gelände frei ist, um 13b 5= eine Windhose von ungewöhnlicher Größe und Dauer, 
die ich aus unmittelbarer Nähe von Anfang bis Ende genau beobachtet habe. 
Ganz plötzlich bildete sich in ungefähr 15 m Entfernung von mir auf dem Erd- 
boden ein Wirbelwind, der anfänglich unbedeutend war, hierauf aber schnell einen 
Durchmesser von 6 bis 8 m erreichte, mit großer Geschwindigkeit rotierte und 
riel Staub und Papier aufwirbelte, Die Drehrichtung war im Sinne des Uhrzeigers. 
Außer der Drehung um die Achse machte der Wirbel noch eine zweite fort- 
schreitende Bewegung in Form einer Radlinie wie hierneben angedeutet: /7ZU X 
and legte in 1!/, bis 2 Min. so einen Weg von ungefähr 50 m zurück und zwar 
fast senkrecht zur Windrichtung bei einer Windstärke von 3 bis 4. Dann geriet 
er in eine 20 m breite Gasse, die gebildet wurde durch einen hohen und breiten 
Stapel Ziegelsteine und einen 20 m hohen und 30 m breiten Lagerschuppen. An 
letzterem zerschellte er. Mehrere Augenzeugen hielten diesen Augenblick für den 
interessantesten und in der Tat war es spannend, zu beobachten, wie der Wirbel 
sich zwar langsam, aber mit großer Stabilität auf den Schuppen zu bewegte und 
hier vom Wirbel in starke turbulenzartige Bewegungen ausartete, wobei Staub 
und viel Papier durcheinandergewirbelt wurden. Wäre die Windhose nur noch 
5m weiter gegangen, so wäre sie in die Trave „gefallen“ und hätte hier vermut- 
lich eine Wasserhose erzeugt. Es ist wohl anzunehmen, daß der Abfall auf das 
Wasser in 2!/, m Tiefe bei der rasenden Drehgeschwindigkeit des Wirbels diesem 
nicht geschadet hätte. 
Das Papier, welches vom Wirbel erfaßt wurde, wurde in einer schrauben- 
[örmigen Linie nach oben hin getragen und erreichte sehr schnell eine Höhe 
von 80 bis 100 m. Hier wurde es gewissermaßen aus dem Wirbel herausgerissen 
and flog eine Zeitlang frei umher. Ein Stück Papier erreichte eine große Höhe, 
die mit 200 m nicht überschätzt ist, Der hohe Auftrieb rührte aber von einer 
gewissen Höhe ab nicht mehr vom Wirbelwind, sondern, wie deutlich erkennbar, 
) Siebe u. a. Ann, d. Hydr. 1928, £&, 354 (Pummerer), und 1929, 8. 308 (Hillecke).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.