Kleinere Mitteilungen,
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walzenförmigen Teiles der Wolke heraus, schien aber (von oben betrachtet)
Linksdrehung aufzuweisen . .. “
Am 4. VIII 1932 wehte über der Deutschen Bucht W- bis NW-Wind, Stärke
2 bis 3 (20 km/Std.), über Nordwestdeutschland (Hannover) am Boden W-Wind,
(0 km/Std., von 500 bis 4000 m W-Wind, 30 km/Std., mit der Höhe allmählich
wieder abnehmend auf 20 km/Std. Eine Windschichtung war also offenbar nicht
vorhanden, Durch Kaltluftzufuhr in der Höhe war jedoch der Zustand der
Luftmasse über Nordwestdeutschland auch oberhalb 2000 m stark labil geworden,
Schauer waren die Folge. Aus den Schauerwolken gingen die Wasserhosen
nieder.
Die Großwetterlage zeigt die Deutsche Bucht am Nordabhang eines Hoch-
druckkeiles, der sich vom Azorenhoch bis nach Süddeutschland erstreckt. Ein
nicht sehr kräftiges Tief liegt südöstlich von Island.
Am 5. VIII hatte sich die Großwetterlage gegenüber dem Vortag nicht
nennenswert geändert. Die Luftmasse über Nordwestdeutschland war etwas
weniger labil.
Die hier behandelten Fälle von Wasserhosenbeobachtungen sind ganz ver-
schiedenen Großwetterlagen zugeordnet, was nicht wundernehmen kann. Aber
auch die Wetterbedingungen am Entstehungsort sind verschiedenartig: Am 9.I1X,
1930 Windschichtung, vielleicht auch Bodenkonvergenz am Ort, aber wohl keine
Vorbedingungen für kräftige Vertikalbewegungen, am 13. IX. 1931 offenbar
Vertikalbewegungen und eine geländebedingte Strömungskonvergenz, am 4. und
5. VI 1932 ausschließlich £tarke Vertikalbewegungen. Kann man sich die
Wasserhosen der drei letzten Fälle als Ausflußwirbel vorstellen, so könnte man
bei dem ersten Fall vielleicht eine Auslösung durch örtliche Hindernisse an der
Strömungsgrenzfläche annehmen, falls nicht doch auch hier am Konvergenz.
punkt örtlich eine stärkere Vertikalbewegung stattfand, Markgraf,
5, Kleintrombe’!). Am Sonnabend vor Pfingsten, dem 19, Mai 1934, entstand
hier in Lübeck am Travegestade beim Aufgang der neuen Marienbrücke, wo das
(Gelände frei ist, um 13b 5= eine Windhose von ungewöhnlicher Größe und Dauer,
die ich aus unmittelbarer Nähe von Anfang bis Ende genau beobachtet habe.
Ganz plötzlich bildete sich in ungefähr 15 m Entfernung von mir auf dem Erd-
boden ein Wirbelwind, der anfänglich unbedeutend war, hierauf aber schnell einen
Durchmesser von 6 bis 8 m erreichte, mit großer Geschwindigkeit rotierte und
riel Staub und Papier aufwirbelte, Die Drehrichtung war im Sinne des Uhrzeigers.
Außer der Drehung um die Achse machte der Wirbel noch eine zweite fort-
schreitende Bewegung in Form einer Radlinie wie hierneben angedeutet: /7ZU X
and legte in 1!/, bis 2 Min. so einen Weg von ungefähr 50 m zurück und zwar
fast senkrecht zur Windrichtung bei einer Windstärke von 3 bis 4. Dann geriet
er in eine 20 m breite Gasse, die gebildet wurde durch einen hohen und breiten
Stapel Ziegelsteine und einen 20 m hohen und 30 m breiten Lagerschuppen. An
letzterem zerschellte er. Mehrere Augenzeugen hielten diesen Augenblick für den
interessantesten und in der Tat war es spannend, zu beobachten, wie der Wirbel
sich zwar langsam, aber mit großer Stabilität auf den Schuppen zu bewegte und
hier vom Wirbel in starke turbulenzartige Bewegungen ausartete, wobei Staub
und viel Papier durcheinandergewirbelt wurden. Wäre die Windhose nur noch
5m weiter gegangen, so wäre sie in die Trave „gefallen“ und hätte hier vermut-
lich eine Wasserhose erzeugt. Es ist wohl anzunehmen, daß der Abfall auf das
Wasser in 2!/, m Tiefe bei der rasenden Drehgeschwindigkeit des Wirbels diesem
nicht geschadet hätte.
Das Papier, welches vom Wirbel erfaßt wurde, wurde in einer schrauben-
[örmigen Linie nach oben hin getragen und erreichte sehr schnell eine Höhe
von 80 bis 100 m. Hier wurde es gewissermaßen aus dem Wirbel herausgerissen
and flog eine Zeitlang frei umher. Ein Stück Papier erreichte eine große Höhe,
die mit 200 m nicht überschätzt ist, Der hohe Auftrieb rührte aber von einer
gewissen Höhe ab nicht mehr vom Wirbelwind, sondern, wie deutlich erkennbar,
) Siebe u. a. Ann, d. Hydr. 1928, £&, 354 (Pummerer), und 1929, 8. 308 (Hillecke).