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Full text: 62, 1934

318 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1934, 
Geschwindigkeit von etwa 1.5 km in der Minute heran, alles mit sich reißend. Wahrscheinlich 
sind unter dem Nordseeboden größere Hohlräume zusammengestürzt und haben diese 
Welle erzeugt, Wie wir noch erfahren, traf auch der Dampfer »Frisia VI« auf seiner Fahrt nach 
Juist, querab vom Norderneyer Seegat auf die Flutwelle, Sie hatte hier schätzungsweise eine Höhe von 1 m.“ 
Von Spiekeroog heißt es: 
„Auch auf Spiekercog wurde am Freitag dieses Naturschauspiel beobachtet, Auch hier drehte 
der Wind auf Nord. In Abständen von etwa 15 Minuten kamen drei Flutwellen auf die Insel zu, 
Die am Strande stehenden Strandkörbe wurden unter Wasser gesetzt, Das Wasser stand etwa 1m 
höher, als bei dem letzten Hochwasser wahrgenommen wurde, Die Spazierginger am Strande mußten 
ein unfreiwilliges Bad in Kauf nehmen. An der Landungsbrücke legte gerade der Fährdampfer an, 
Plötzlich stand die Brücke unter Wasser. Das wiederholte sich dreimal. In den Zwischenräumen 
war die Brücke wieder wasserfrei,“ 
Von Amrum wird berichtet, daß der bekannte „Kniep-Sand“, auf welchem 
sich das Badeleben der Insel abspielt, ebenfalls dreimal bei bereits abfallendem 
Wasser überflutet worden sei, 
Die Ansicht, daß solche Einzelwellen auf Seebeben zurückzuführen sind, 
welche infolge Einsturzes von Hohlräumen entstehen, ist in der Öffentlichkeit 
weit verbreitet. In diesem Falle lassen sich jedoch, ebenso wie es von anderen 
Beobachtern bei früheren Gelegenheiten zumeist festgestellt wurde, meteorologische 
Ursachen für die Erscheinung nachweisen, 
Am 17.I. 1931 gegen 2h wurde an den Pegeln der ostfriesischen Küste eben- 
falls ein Seebär registriert, dessen Form und Verlauf in Abb. 1 für die Druck- 
luftpegel Memmert und Norderney-Hafen dargestellt ist. Da diese Erscheinung 
jedoch in eine Zeit sehr unruhiger meteorologischer Verhältnisse fiel, ist es nicht 
möglich, ihre Ursachen so klar zu verfolgen, wie bei dem Seebär vom 19. VIIL 1932, 
Dieser fiel in eine Periode sehr stabiler Witterung, so daß die am 19. VIIL 
1932 nachmittags eintretende Störung besonders deutlich in Erscheinung traf. 
Der Seebär wurde von allen Schreibpegeln der ostfriesischen Küste auf- 
gezeichnet, soweit sie nicht zu tief im Watt bzw. in den Meeresbuchten lagen. 
Dies gab Veranlassung, die Unterlagen von der ganzen deutschen Nordseeküste 
zu sammeln, welche nunmehr einen guten Gesamtüberblick über den Verlauf 
der Erscheinung gestatten. 
Die vom Niederländischen Rijkswaterstaat in Hoorn freundlichst zur Ver- 
fügung gestellten Pegelkurven zeigen dagegen nirgends eine erkennbare Störung. 
Diese Pegel liegen bis auf Terscheiling und Den Helder allerdings ziemlich weit 
von der offenen See entfernt. Immerhin wird man daraus schließen dürfen, 
daß die Einzelwelle westlich der Emsmündung nur noch schwach aufgetreten 
und allmählich abgeebbt ist. 
Die nördlichste Pegelstation, von welcher eine Kurve vorliegt, ist List auf 
Sylt. Ob sich nordwärts von Sylt die Erscheinung noch gezeigt hat, konnte 
nicht festgestellt werden. Aus den dort aufgezeichneten geringen Amplituden 
darf jedoch geschlossen werden, daß die Welle auch in dieser Gegend bereits 
eine Abschwächung erfahren hat. 
Die größten Amplituden zeigte die Welle vor der ostfriesischen Küste. 
In Tabelle 1 sind zunächst alle Stationen aufgeführt, für welche brauch- 
bare graphische Aufzeichnungen über die Wasserstände, Windverhältnisse und 
den Luftdruck vorliegen. 
In Abb. 2 sind für eine Anzahl besonders bemerkenswerter Stationen die 
Beobachtungen graphisch dargestellt. Es seien zunächst die Pegelaufzeichnungen 
betrachtet. Während die meisten Pegel entweder im Schutz der Inseln oder in 
Meeresbuchten aufgestellt sind und daher die Erscheinung nur stark gedämpft 
zeigen, befinden sich an der Nordseite der Inseln Juist und Norderney sowie 
am Westende von Baltrum je ein Druckluftpegel unmittelbar am freien Meeres- 
strand (vgl. Station 3, 4 und 7 in Tabelle 1). Die Druckluftglocken dieser Pegel 
stehen bis zu 600 m von der Niedrigwasserlinie entfernt in See und sind durch 
gepanzerte Bleirohrkabel mit dem an Land aufgestellten Registrierapparat ver- 
bunden, Die Auftragung dieser Pegel zeigt den Verlauf der Anschwellungen 
wohl am deutlichsten. Pegel Norderney-Seeseite zeigt ganz klar eine Folge 
regelmäßiger Nachschwingungen, welche demgemäß seichesartige Erscheinungen 
darstellen, ausgelöst durch die erste Schwellung.
	        
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