Ann. d. Hydr. usw., LXIIL Jahrg. (1934), Heft VIII.
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F. Spieß. Präsident der Deutschen Seewarte.
Konteradmiral a, D. Dr. phil. h.e. Fritz August Spieß trat im Jahre 1900
in die Kaiserliche Marine ein, nachdem er das Königliche Humanistische Gym-
nasium in Wiesbaden als Abiturient verlassen hatte. Als Seekadett machte er
auf der Segelfregatte „Stosch“ Reisen in die Nordsee und das Mittelmeer, erhielt
dann Spezialausbildung auf der Marineschule, dem Torpedoschulschiff „Blücher“
und dem Artillerieschulschiff „Mars“ und praktische Ausbildung auf S, M, SS.
„Hagen“ und „Beowulf“. 1903 zum Seeoffizier befördert, wurde er zur Torpedo-
waffe kommandiert und fuhr bis 1905 als Wachoffizier auf der 1. Torpedoboots-
division; 1905 bis 1906 nahm er am Offizier-Vermessungs-Lehrgang teil und
wurde 1906 bis 1907 sowie 1914 auf der Deutschen Seewarte ausgebildet: bei
Prof. Dr. Köppen in Meteorologie, Prof. Dr. Schott in Ozeanographie, Prof.
Dr. Stechert in Astronomie und Prof. Stück in Erdmagnetismus, 1907 erhielt
er bei Zeiss in Jena (Prof. Dr. Pulfrich) eine Ausbildung in Stereophoto-
grammetrie. In den Jahren 1906 bis 1907 führte Spieß als Navigations- und
Vermessungs-Öffizier auf S, M. SS. „Hyäne“ und „Möwe“ Vermessungen (Küste
und Hochsee) in der Ost- und Nordsee aus und reiste 1907 in die Südsee, wo
er bis 1909 auf S. M. S. „Planet“ Neuvermessungen in unserer ehemaligen Kolonie,
Salomons- und Admiralitätsinseln, sowie ozeanographische Untersuchungen aus-
führte. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er zunächst Wachoffizier auf
3. M. S. „Ägir“, dann von 1910 bis 1912 nach vorheriger Spezialausbildung auf
aer Torpedoschule Torpedobootskommandant in der III Torpedoboots-Halbflottille
und Schulbootskommandant.
Von 1912 bis 1914 führte er die Vermessungskompanie in Friedrichsort und
leitete die Deckoffizier-Vermessungslehrgänge,
Bei Kriegsausbruch war er als Kommandant des Streuminendampfers „Prinz
Adalbert“ am Minenkrieg in der Ostsee beteiligt, übernahm dann die Schul-
Torpedoboots-Flottille und Kriegs-Torpedo-Lehrgänge in Mürwik, wurde 1915
Präses der Torpedoboots-Abnahme-Kommission für die großen Zerstörer „B 97“,
„B 98% „V 99“ und „V 100“ und dann Kommandant des Zerstörers „G 103“ in
der II. Torpedoboots-Flottille, auf dem er u. a. das Gefecht auf der Doggerbank
am 11, II. 1916, die Skagerakschlacht und von Flandern aus Torpedoboots-
unternehmungen mitmachte. 1917 wurde er Chef der I. Torpedoboots-Halb-
Hottille und 1918 Chef der I, Torpedoboots-Flottille, mit denen er am Patrouillen-
Jlienst, Minensuchen und Geleitdienst der U-Boote beteiligt war. Nach Kriegs-
ende arbeitete er zunächst in der Zentralabteilung der Marinewerft Kiel und
wurde 1919 Kommandant des Vermessungsschiffes „Triton“, mit dem er Ver-
messungen in der Ostsee ausführte. Bis 1924 war er Referent für Seekarten-
wesen und Vermessungen und leitete zeitweise die Nautische Abteilung der Marine-
leitung. In dieser Eigenschaft bereitete er in enger Zusammenarbeit mit dem
Direktor des Instituts für Meereskunde zu Berlin, Prof, Dr. A. Merz, die Deutsche
Atlantische Expedition des „Meteor“ vor, die er als nautischer, und nach dem
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