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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1934,
Wir können uns diesem allgemein gehaltenen Satz nicht ohne weiteres an-
schließen. Bei dem heutigen Stand der Wetterberichterstattung können die
Schiffe durch Aufnahme der Wetterberichte und durch eigene Beobachtungen
sich ein Bild über die für die nächsten Stunden zu erwartenden Wetterverhält-
nisse verschaffen, wodurch es ihnen in manchen Fällen möglich sein wird, un-
günstige Weiterlagen mit schweren Gegenwinden und hohem Seegang zu meiden
und günstige fahrtfördernde Wetterlagen ohne große Verlängerung, manchmal
unter Verkürzung des Reiseweges auszunützen, Dazu gehört aber ein inniges
Vertrautsein mit den Wetterverhältnissen,
Die praktische Orkankunde Kapitän Schubarts zeugt, im ganzen genommen,
von großem Fleiß und eingehender Hingabe an die Aufgabe, ein Werk zu
schaffen, das dem Seemann ein erschöpfender Ratgeber bei der Fahrt in Orkan-
gebieten oder bei dem Zusammentreffen mit Orkanen sein soll. Diese Aufgabe
erfüllt das Werk in hohem Maße, Es verdient der ständige Begleiter der
in Orkangebieten fahrenden Schiffe zu sein. Um es deshalb auch See-
leuten zugängig zu machen, die das Deutsche nicht beherrschen, halten wir eine
Übersetzung ins Englische für zweckmäßig.
Kleinere Mitteilungen.
1. Hydrographische Untersuchungen in der Umanaqbucht (Westgrönland).
Im Sommer 1932 konnte ich als landeskundiger Berater der „Fanck-Universal-
Grönlandexpedition“ u, a, einige hydrographische Untersuchungen in der Umanagq-
bucht (71° N) durchführen!). Eine Reihe produktiver Gletscher münden in
die Bucht, darunter Qarajaggletscher und Rinkgletscher, die zu den fünf pro-
duktivsten Gletschern Westgrönlands gehören, Auf einer Küstenstrecke von
rund 150 km Mefern die Gletscher täglich etwa 130—140 Millionen cbm an Eis-
bergen und kleinerem Kalbeis. Es konnte erwartet werden, daß namentlich die
mehrere hundert. Meter tief reichenden Eisberge von wesentlichem Einfluß auf- die
Wasserschichtung sein würden.
Ein Längsschnitt bis zu 600 m Tiefe wurde durch den Qarajagfjord gelegt;
die sechs Stationen lagen zwischen 6’, und 55 km von der Front des Großen
Qarajaqgletschers entfernt, Sie zeigen ein recht einheitliches Bild, das auch in
den großen Zügen mit den hydrographischen Verhältnissen im äußeren Buchtteil
(„Godthaab“ St, 143 u. 146)% übereinstimmt. Die Salzgehalte steigen von je
nach der Kalbeismenge schwankenden Oberflächenwerten auf etwa 33° in 20 m
Tiefe; bei weiterem Anstieg werden 34%, in 170 m, 34.5% in 450 m Tiefe
grreicht. Die Temperatur steigt an der Öberfläche auf 8° bis 9°, das Julimittel
der Lufttemperatur, und sinkt bis auf + 1° in 25 m Tiefe, Darunter liegt ein
Kaltwasserkörper mit negativen Temperaturen, Sein Kern fand sich Anfang
August in 100 m Tiefe; er scheint unter geringfügiger Erwärmung im Laufe
des Sommers von 75 m auf fast 200 m zu sinken, Darunter liegt wärmeres
Wasser; die höchsten Temperaturen mit etwa -+-2° finden sich in 400 m Tiefe,
Darunter nimmt die Temperatur wieder geringfügig ab, Die hydrographischen
Verhältnisse der größten Fjordtiefen sind nicht bekannt, da mit 650 m tief
reichenden Lotungen nirgends der Grund erreicht wurde, Die hydrographischen
Verhältnisse des Qarajagfjords entsprechen, etwas abgeschwächt nur nahe dem
Fjordende, denen im Südosten der Baffinbucht, Die Wassermassen folgen also
dem Kontinentalabfall Grönlands nach Norden und dringen durch eine mindestens
500 m tiefe Rinne nördlich der Nugssuaghalbinsel in die Umanaqbucht ein.
Auch der große Eistransport (im Qarajaq etwa 11 t durch jeden Quadratmeter
des Fjordquerschnitts täglich) beeinflußt also die hydrographischen Verhältnisse
nicht wesentlich.
Die Temperatur der warmen Tiefenschicht hat möglicherweise in den letzten
Jahren um 0.5° bis 1° zugenommen. Es darf vermutet werden, daß die starke
1 Die ausführliche Bearbeitung erscheint in den Veröffentlichungen des Arktischen Instituts
in Leningrad (St. Petersburg), — 2) Conseil Permanent, Bulletin Hydrographique 1928,