Schulz, B.: Die Fahrt des Vermessungsschiffes „Meteor“ usw. im Sommer 1933. 25
Im August—September 1933 war „Meteor“ für die nach Durchführung des
Fischereischutzes verbleibende Zeit der Deutschen Seewarte für wissenschaftliche
Arbeiten zur Verfügung gestellt. Die Hauptaufgabe war, ozeanographische Unter-
suchungen auszuführen, diese waren daher für die Anlage des Fahrtweges be-
stimmend. (vgl, Figur, auf der außer der letzten auch die früheren Reisewege
angegeben sind), Es handelte sich um die Untersuchung des Ostislandstromes
und seines Wurzelgebietes im Gebiete nördlich und östlich von Island bis zur Linie
Scoresby-Sund—Jan Mayen und bis 7° W-Lg. Auf insgesamt 29 Stationen wurden
Serienmessungen ausgeführt. Bestimmt wurden außer Temperatur; Salz- und Sauer-
stoffgehalt, Phosphat, Gesamtphosphor, Kieselsäure und Wasserstoffionenkonzen-
tration. Die Oberflächentemperaturen wurden während der ganzen Reise registriert
und Oberflächenwasserproben stündlich entnommen, Lotungen erfolgten mit den
an Bord befindlichen. Echoloten in viertelstündlichem Zeitabstande also in 2 bis
21/, Seemeilen Entfernung, gelegentlich auch noch häufiger, Nach der vorläufigen
Bearbeitung setzt sich der Reykjanaesrücken, dessen Verbindung mit der Mittel-
atlantischen Schwelle auf den früheren Fahrten des „Meteor“ festgestellt worden
ist. 1), nach Nordosten bis zur Insel Jan Mayen fort.
Außerdem wurde noch meteorologisch gearbeitet, insbesondere um die im
Rahmen des internationalen Polarjahres auf den umliegenden Landgebieten aus-
geführten Untersuchungen zu vervollständigen. Regelmäßige Pilotvisierungen
wurden ausgeführt, außerdem. wurden sechs Radiosonden mit Erfolg bis in die
Stratosphäre emporgeschickt, Das täglich zweimalige Zeichnen von Wetterkarten
ermöglichte ständig eine klare Beurteilung der Wetterlage. Im Zusammenhang
mit im Auftrage der Marineleitung durchgeführten Kimmtiefenmessungen erfolgten
Temperatur- und Feuchtigkeitsbeobachtungen der Luft in verschiedenen Höhen.
Zur Durchführung dieser Arbeiten waren eingeschifft von der Deutschen
Seewarte: der Verfasser (Leitung der meereskundlichen Arbeiten), Dr. K, Kalle
(Meereschemie), Dr. F. Zorell (Ozeanographie), Dr. Freiesleben (Kimmtiefen-
messungen), Feinmechaniker Friedrichs; vom Observatorium Wilhelmshaven:
Dr. Meyer (Meteorologie).
Am 7, August fuhr „Meteor“ aus Wilhelmshaven ab und traf am 13. August
in Reykjavik ein; unterbrochen wurde die Fahrt durch einen kurzen Besuch
von Heimaey auf den Westmännerinseln. Am 16. August begann die eigent-
liche Forschungsfahrt (vgl. Textfigur). An der Südküste Islands ging es entlang
nach dem Osten Islands und dann auf Zickzackwegen nach Norden. Infolge des
auf der weiteren Fahrt einsetzenden dichten Nebels wurde es sehr unwahr-
scheinlich, daß sich der beabsichtigte Besuch von Jan Mayen würde ermög-
lichen lassen. Doch lag am Morgen des 26, August, als Jan Mayen erreicht
wurde, die Insel entgegen der Regel nicht im Nebel; nur der Beerenberg war
zunächst noch vom Nebel verhüllt, aber die übrige Insel, auch die vom Beeren-
berg herabkommenden Gletscher waren gut sichtbar, Während des sechsstündigen
Landaufenthaltes wurde die an der Jameson-Bucht gelegene Wetter- und Radio-
station und deren Umgebung besucht, Der Eierberg wurde bestiegen und die mit
yulkanischen Sanden und Lava bedeckten Gebiete in Richtung auf den Beeren-
berg durchwandert, das Landschaftsbild, insbesondere die eigentümlichen Boden-
bildungen wurden photographisch festgehalten, Auf der weiteren Fahrt traten
die näch Osten vom Beerenberg herabkommenden und bis an den Meeresspiegel
reichenden Gletscher in ihren. unteren Teilen aus den Wolken heraus. Der
Gipfel des Beerenbergs mit den von der Abendsonne beschienenen glänzend
weißen Schnee- und Eismassen wurde während der Fahrt längs der Nordseite
der Insel vorübergehend sichtbar, Auch die Küste Ostgrönlands beim Scoresby-
Sund lag, nachdem ein der Küste vorgelagerter breiter Nebelstreifen durchfahren
war, völlig nebelfrei da. Doch war der Sund mit dicht zusammengeschobenem
Eise bedeckt, so daß eine Landung ausgeschlossen war, „Meteor“ konnte nur eine
kurze Strecke in den äußersten Sund hineinfahren, Nach abermaligem Auf-
‘ A. Defant: Ergebnisse der „Meteor‘“-Fahrten in die isländisch-grönländischen Gewässer 1929
and 1930. WVerhandl. und wissensch, Abhandlungen des 24. deutschen Geographentages zu Danzig,
Breslau 1932, S. 216—280.