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Annalen der Kydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1934,
sich in Tabelle 4, in Abb, 1 sind die Werte außerdem graphisch dargestellt,
Diese Darstellung zeigt die außerordentlichen Schwankungen des Spannungs-
gefälles. Es herrschte leichter NNW (Seewind) bei heiterem Wetter und guter
Sicht, es stand aber eine mäßige Dünung an der Küste und diese trug wohl
wesentlich zu den starken Schwankungen bei. Ein direkter Einfluß der einzelnen
Brandungswellen auf das Potentialgefälle ließ sich jedoch nicht nachweisen,
vielmehr schienen die Änderungen in engem Zusammenhang mit geringfügigen
Schwankungen von Windrichtung und -stärke zu Stehen, Diese große Unruhe
steht im Einklang mit früheren Messungen an der Nordsee, besonders von
G. Lüdeling!) auf Wangerooge und dem ARotersand-Leuchtturm und denen
Elsters®% auf der Insel Juist, Die absoluten Werte sind allerdings geringer,
als sie bei diesen früheren Messungen gefunden wurden,
Am nächsten Morgen wurde eine neue Meßreihe am Strand bei Landwind
erhalten, deren Ergebnisse ebenfalls in der Tabelle 4 aufgeführt sind. Abb, 2
gibt die graphische Darstellung der erhaltenen Werte, Wegen vordringender
Fiut mußte die Apparatur um 11.30 Uhr 5 m zurückverlegt werden, weshalb die
Messungen von 11.25 bis 11.36 Uhr ausfielen, Das Wetter war wieder heiter
bei SE 3.
Es fällt sogleich die bei Landwind viel geringere Schwankung der Einzel-
werte auf, Immerhin ist die Unruhe aber noch viel kräftiger als auf dem Fest-
jand, wozu die noch immer bestehende mäßige westliche Dünung vielleicht bei-
getragen hat, Die absoluten Werte unterscheiden sich nur wenig von denen
des Binnenlandes, Der Mittelwert betrug 120 Volt.
Weil am 10, September Messungen am Strand bei starkem Seewind nicht
möglich waren, wurde als Beobachtungsstelle eine frei gelegene Wiese hinter
den Dünen gewählt, etwa 200 m vom Strand entfernt. Tabelle 5 gibt die Meß-
ergebnisse und Abb. 3 zeigt den Kurvenverlauf,
Trotzdem diese Messung hinter den Dünen ausgeführt wurde, läßt sich doch
unzweifelhaft wieder eine größere Veränderlichkeit als bei Landwind erkennen,
Es herrschte Nordwest von der Stärke 5, Unmittelbar am Strand sind die
Schwankungen sicher noch viel größer gewesen, Der Gesamt-Mittelwert beträgt
114 Volt, unterscheidet sich also wenig von dem Wert bei Landwind,
Am 11. September wurde noch eine kurze Meßreihe bei schwachem SW-Wind
erhalten (Tabelle 5 und Abb, 4), ebenfalls auf der Wiese, Die Veränderlichkeit
ist dem schwächeren Wind entsprechend wieder zurückgegangen, der Mittelwert
zugleich auf 79 Volt gesunken.
Aus den hier mitgeteilten Messungen Jäßt sich wohl der Schluß ziehen, daß
besonders unmittelbar am Strande starke kurzperiodische Schwankungen
des Potentialgefälles auftreten und daß diese bei Seewind stärker sind als
bei Landwind und am Strande ausgeprägter auftreten als hinter den
Dünen.
Ein Schieber zur Berechnung der äquipotentiellen Temperatur.
Von Dr. Hans Müller, Hamburg.
(Hierzu Tafel 34.)
Obwohl Robitzsch(1)*), Diesing(e) u. a. schon vor langer Zeit die Nütz-
lichkeit der äquipotentiellen Temperatur bei der Diagnose der Luftmassen zur
Wettervorhersage usw. dargelegt haben, ist eine weite Verbreitung dieses Ver-
fahrens bisher unterblieben, da die Berechnung der Daten zu umständlich war
und zu viel Zeit in Anspruch nahm, Auch die graphischen Methoden zur Be-
rechnung dieser Temperatur waren nicht durchgreifend und genau genug, Zu
dem Zwecke wurde auch schon lange ein Schieber zur Berechnung dieser Größen
vorgeschlagen. auch sollten schon Thermometer mit einer Äquivalenttemperatur-
1) G. Lüdeling, Luftelektrische und Staubmessungen auf dem Rotersaud-Leuchtturm, Ergebn,
d. met. Beob. in Potsdam im Jahre 1%M, S, XXul, — 4 J. Elster, Messungen dea elektrischen
Potentialgefälles auf Spitzbergen und Juist, Terrestrial Magnetism. Vol. VIL (1902), 8. 9,
* Diese und die folgenden Ziffern beziehen sich auf das Literaturrerzeichnis am Schluß dieser Abhandlung,