Kähler, K.: Luftelektrische Messungen in Westerland auf Sylt, 289
gefälle, wo ja Lüdeling sehr nützliche Vorarbeit geleistet hat, begnügte ich
mich mit zwei Ra Th-Kollektoren und einem guten Ex nerschen Elektroskop. Mit
dieser Meßvorrichtung hat Herr cand. met. Scherhag einige Beobachtungen
ausgeführt, Gerade hierbei waren die Schwierigkeiten recht groß, Die bei Mes-
sungen im Binnenland, wenigstens an ruhigen (normalen) Tagen, ganz brauchbare,
allerdings wohl etwas veraltete Meßapparatur hielt dem Inselklima nicht stand.
Immerhin zeigen die von Herrn Scherhag erhaltenen, im Anhang mitgeteilten
Stichproben, welchen großen Schwankungen das Potentialgefälle in der Nähe des
Weststrandes ausgesetzt ist,
Ferner waren geplant: Messungen des elektrischen Leitvermögens der
Atmosphäre nach der Scheringschen Zerstreuungsmethode, sowie gleichzeitige
Messungen der Ionen (Träger)zahlen mit dem Ebertschen Ionenzähler, Ursprüng-
lich war wie beim Potentialgefälle als Meßort der Badestrand in Aussicht ge-
nommen. Nach einigen Vorversuchen, die nicht sehr befriedigend ausfielen — am
meisten störte der durch den steten Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser be-
dingte Wechsel des Meßplatzes, der bei Hochwasser mitten in den tiefen Sand
verlegt werden mußte —, wählte ich als Meßort einen Grasplatz hinter den
Dünen im äußersten Süden von Westerland (Süderland), etwa 150 m vom Strand
entfernt. Die gesamte Meßapparatur wurde im Freien aufgebaut, doch wurden
nachts oder bei ungünstigem Wetter alle empfindlichen Teile, Elektrometer und
Isolatoren, in einem Schuppen, der auch eine bei den Messungen als Erdleitung
dienende Wasserleitung besaß, untergebracht. Die Meßvorrichtung für das Leit-
vermögen bestand aus einem etwas über 3 m langen, engmaschigen, geschwärzten,
geerdeten Eisendrahtnetz von 30 cm Radius, das durch drei Eisenringe gehalten
wurde und mittels zweier Holzpflöcke so über dem Erdboden befestigt war, daß
der in der Achse des zylindrischen Drahtkäfigs mittels zweier geschützter Hart-
gummi-Isolatoren an den Holzpflöcken befestigte, 1,5 mm dicke, geschwärzte,
eiserne Zerstreuungsdraht sich 1 m über dem Boden befand, Eine kurze
Drahtleitung führte zu einem, auf einem Tisch stehenden Wulfschen Einfaden-
Elektrometer, an dessen Schneiden eine Hilfsspannung, Anodenbatterie, von
-+ 50 Volt Jag. Auf dem gleichen Tisch stand der Ebertsche Ionenzähler,
Messungen im Freien sind auf Sylt nicht eben leicht auszuführen. Es waren
vor allem drei Widerstände zu überwinden: der Wind, die Sonne und die Feuchtig-
keit. Der Wind, der hinter den Dünen meistens noch böiger ist als am Strand,
brachte mancherlei Unannehmlichkeiten mit sich, an die man sich aber größten-
teils gewöhnte. So kam es nur am Anfang vor, daß man Bleistift, Papier usw.
im Gras oder Sand wiedersuchen mußte. Schlimmer war schon, daß die Blättehen
and Fäden der Elektrometer sich oft bewegten, Das oben offene Exnersche
Elektroskop war bei stärkerem Wind nicht zu benutzen, auch das Einfaden-
Elektrometer mußte dann durch ein aufgesetztes Schutzhütchen geschützt werden;
beim Ebertschen Apparat kamen nur hin und wieder Versetzungen im Zwei-
faden-Elektrometer vor. Verderblich für diesen Meßapparat wurde jedoch eine
indirekte Wirkung des Windes. Allmählich kam Flugsand in den Aspirator, so
daß die Umdrehungszahl abnahm. Nur vorübergehend gelang es, das Uhrwerk
wieder zu säubern. Ich glaubte zunächst, daB die Messungen mit der geringen
Aspirationsgeschwindigkeit dazu benutzt werden könnten, um die Anzahl der
mittleren und schweren Ionen zu bestimmen. Die genaue Bearbeitung zeigte
jedoch, daß das viel zu ungenau wird und unwahrscheinliche Zahlen liefert, Es
mußten daher fast alle Messungen vom 28, August an verworfen werden, so daß
auf diese Weise nur an drei Tagen wirkliche Vergleichsmessungen zwischen Leit-
vermögen und Ionenzahl zustande kamen.
Die Sonne, die zum Glück während der Meßzeit recht reichlich schien, durfte
natürlich nicht die Instrumente treffen. Spannungsänderung der Hilfsbatterie
und starke Nullpunktswanderung, vor allem im Einfaden-Elektrometer, wären
die Folge, Es wurden daher behelfsmäßige Abschirmvorrichtungen angebracht,
die mit dem Sonnengang im Laufe des Tages verstellt wurden, Das rief nun
wieder den Wind auf den Plan, so daß wegen Verschiebens der Abschirmvor-
richtung manche Meßreihe wiederholt werden mußte. Im Schatten war die Null-