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Full text: 62, 1934

384 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1934, 
Methode der zweiten Differenzen gewonnenen Windwerte C und den daraus ab- 
zuleitenden Temperaturgradienten aus, Denn es würde besagen, daß zwischen 
1 und 3 km Höhe im ENE der Station ein warmes, im WSW ein kaltes Gebiet 
gelegen hätte, während zwischen 3 und 4 km ein Temperaturanstieg nach N 
geherrscht haben müßte, Auf Grund der mittleren Wetterlage ist das nicht 
sehr wahrscheinlich; auch zeigt eine Erweiterung des Beobachtungsmaterials 
durch Hinzunahme der benachbarten Stationen Aachen, Essen, Dortmund, 
Hannover sofort eine ganz andere Veränderung des Windes mit der Höhe 
(Abb. 4). Immerhin erscheint auch dieses Material noch nicht genügend um- 
fangreich, da der Gang des Windes oberhalb 2 km noch ein etwas merkwürdiges 
Bild ergibt. (Für die oberste zweite Differenz 2.5 bis 3 auf 3 bis 4 km liegen 
noch 58 Einzelwerte zugrunde.) Es wurde daher die bisherige Nebenabsicht, 
Jurch Zusammenfassung der Windmessungen nur eines Monats eines Jahres einen 
Rückschluß zu ermöglichen auf dessen vorherrschende Wetterlage, aufgegeben 
and die sämtlichen zur Verfügung stehenden Julipilote der genannten 5 Stationen 
in den 7 Jahren 1927 bis 1933 bearbeitet, Damit wächst das Material auf 
1676 Piloten in 500 m an. Die Abnahme mit der Höhe ist allerdings noch sehr 
stark: in 2 km sind noch 54%, in 3km 21%, in 4km 13% (220 Werte) vor- 
handen, Die Veränderung des Windes mit der Höhe (Abb, 5C) ist nicht sehr 
groß. Die mit der Methode der zweiten Differenzen gewonnenen Werte sind 
bis 3 km Höhe etwas größer als die mit der einfachen Differenzenmethode 
errechneten, die Temperaturabnahme nach Norden also etwas größer, darüber 
tritt aber bei C wiederum Abnahme des W-Windes, also Umkehrung des meridio- 
nalen Temperaturgefälles auf, was bei B nicht festgestellt wird. Die Realität 
dieser Erscheinung ist nun auf anderen Wegen nicht nachweisbar, denn eine 
Berechnung des mittleren Gradientwindes aus dem Isobarenfeld und der mittleren 
Temperaturverteilung für Juli in der Höhe scheitert an der Unvergleichbarkeit 
der an verschiedenen aerologischen Stationen gewonnenen Temperaturwerte für 
die freie Atmosphäre. Es wurde versucht, für das Dreieck Soesterberg, Hamburg, 
Darmstadt den Gang des Gradientwindes mit der Höhe zu berechnen, Da aber 
Hamburg bekanntlich im Mittel zu kalt, Darmstadt im Mittel zu warm ist’), 
argibt sich eine Zunahme des WSW-Windes von 1 bis 4 km auf das Vierfache, 
was für den Monat Juli nicht recht wahrscheinlich ist, Zudem machen sich 
Ungenauigkeiten der Hauptisobarengeopotentiale und Druckfehler in den aero- 
logischen Berichten, die bei statistischer Bearbeitung oft unentdeckt bleiben, 
störend bemerkbar. Da die Abnahme des Westwindes oberhalb 3 km in allen 
ärei Beispielen, die für Pilotvisierungen durchgeführt sind, auftritt (C in Abb.3 bis 5), 
liegt der Gedanke nahe, daß es sich um einen systematischen Fehler von Pilot- 
ballons, z.B. eine Veränderung in der Steiggeschwindigkeit handelt, die sich 
erst bei der empfindlichen Methode der zweiten Differenzen so auffällig bemerkbar 
macht. Doch muß diese Annahme zunächst nur als Vermutung gewertet werden, 
Die unwahrscheinliche Windverteilung bei A zeigt, daß gewöhnliche Mittel. 
bildung ohne Verwendung irgendeines Differenzenverfahrens durchaus unbrauch- 
bare Werte ergibt, 
Auffallend an diesen Bearbeitungen ist die Tatsache, daß auch mit einem 
etwa 10mal so großen Material von Pilotvisierungen keine so einleuchtenden 
Ergebnisse zu erzielen sind, wie mit den Drachenwindmessungen Lindenbergs, 
Das liegt nicht nur an der größeren Vollständigkeit und Ungestörtheit durch 
Wolken bei letzteren, sondern im wesentlichen an dem gleichmäßigeren Gang 
des Windes mit der Höhe schon bei einer Einzelmessung, Die Streuungsfehler 
sind bei Pilotballonvisierungen außerordentlich groß, während im Drachen schon 
jeweils ein gewisser zeitlicher Mittelwert des Windes für jede Höhe zur Beob- 
achtung kommt. Es ist ersichtlich, daß ein Verfahren, das den zweiten Differenzen- 
quotient des Windes mit der Höhe verwendet, sehr empfindlich sein muß gegen- 
über Meßfehlern bei Pilotvisierungen, auch wenn diese „Fehler“ reelle Augenblicks- 
abweichungen vom zeitlichen (etwa Stunden-) Mittel sind, Für Pilotwinde lohnt 
sich also die Bearbeitung mittels der Methode der zweiten Differenzen erst bei 
\ Erfahrungsberichte d. Deutsch. Flogwetterdienstes, 7, Folge, Nr. 17 bis 26, S, 194 (1933).
	        
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