80 Aunalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1934,
wertes sind in ihrer Reihenfolge vertauschbare Rechenoperationen, sofern die
auftretenden Vektoren auch vektoriell gemittelt werden. Andernfalls werden
durch den Prozeß der skalaren Mittelung die elementaren Gesetze der dynamischen
Meteorologie zerstört, Es kann demnach für eine Klimatologie, die nach den
physikalischen Verknüpfungen der einzelnen meteorologischen Elemente sucht
und nicht lediglich beschreibenden Charakter haben will, d. h. für eine dynamische
Klimatologie kein Bedürfnis nach skalaren Windmittein vorliegen.
Wenn also ein Vektor nur mit ihm angepaßten, vektoriellen Rechenmethoden
bearbeitet werden darf, so darf man auch in einer Statistik fehlende Werte nur
yektoriell ergänzen. Prinzipiell sei zunächst die Berechtigung der Differenzen-
methode anerkannt und folgendes Beispiel behandelt (vgl. Abb. 1): Es seien in
der Höhenstufe I drei Windwerte beobachtet: 1. Westwind, 2. Ostwind, 3, Stille,
In der Höhe II sind die Winde 1’, 2‘ beobachtet, die dritte Beobachtung fehlt
und soll sinnvoll mit der Windände-
rung, die die anderen Beobachtungen
im Mittel zeigen, ergänzt werden, Die
Windänderung kann immer nur wie
der Wind selbst ein Vektor sein und
dieser Vektor der Windänderung ist
bei 1’ und 2’ durch gestrichelte Pfeile
angegeben; das Mittel dieser beiden ist
der gestrichelte Pfeil 3’, der somit auch
die zu ergänzende Windbeobachtung 3’
darstellt. Ein vektorielles Mittel dieser
Werte 1’, 2’ und 3’ 1äßt sich dann für
die Schicht II berechnen. Selbstverständlich muß aber die Berechnung eines Mittels
der skalaren Windstärken für dieselbe Höhe, wenn man sie überhaupt vornehmen
will, denselben ergänzten Wind 3‘ verwenden, Würde man schematisch nur die
Skalarwerte ohne Berücksichtigung der Richtungen betrachten, so ergäbe sich, daß
der Betrag von 1’ derselbe ist wie der von 1 und ebenso 2’| gleich 2. Die
durch eine Drehung angezeigte erhebliche Änderung des Windes würde aller-
dings dabei ganz unterdrückt. Die Differenzenmethode würde dann für die
dritte Beobachtung auch keine Windstärkeänderung liefern, so daß in der Höhe II
alg dritter Wert Windstille angesetzt werden würde, Dann ist es aber unsinnig,
dieses Skalarmittel mit dem vektoriellen vergleichen zu wollen, wenn die fehlenden
Beobachtungen in den beiden Zusammenfassungen ganz verschieden ergänzt
werden. Es müssen bei Berechnung eines Skalarmittels auch die vektoriell
ergänzten Windwerte verwendet werden; dann ist auch ein Vergleich zwischen
Dm| und Yan, etwa um die Beständigkeit des Windes zu kennzeichnen, ohne weiteres
möglich und der Quotient Kai muß immer unter 100% bleiben, Beständigkeiten
m
von über 100%, die sich bei dem angedeuteten fehlerhaften Verfahren ergeben,
sind aber für F. Wagner der Hauptgrund, die Anwendung der Differenzen-
methode auf Vektoren zu verwerfen. Dieser ist somit hinfällig.
Auch der Einwand von H, U, Sverdrup gegen die Differenzenmethode bei
Vektoren scheint nicht stichhaltig. Er sagt: In unseren Breiten werden bei
starken Winden die Beobachtungen schon in geringer Höhe durch Bewölkung
vereitelt und die Auswahl der schwachwindigen Wetterlagen, die Beobachtungen
in größeren Höhen gestatten, täuscht dann bei gewöhnlicher Mittelbildung starke
Windabnahme mit der Höhe vor, die nicht den Tatsachen entspricht. Deshalb
ist die Differenzenmethode vorzuziehen, In geringeren Breiten ist kein Zu-
sammenhang zwischen Windstärke und Wolkenhöhe bzw. zwischen Windstärke
and dem Abbrechen der Beobachtungsreihe zu erkennen, und deshalb soll dort
nach Sverdrup’s Ansicht die Brauchbarkeit der Differenzenmethode nicht
erwiesen sein. Hierzu ist zu bemerken, daß die Differenzenmethode auch ver-
wandt wird zur Ergänzung lückenhafter Beobachtungsreihen, z. B. der Temperatur,
von horizontal benachbarten Stationen, Auch da ist keinerlei Zusammenhang
zu erkennen zwischen dem AÄAufhören einer Beobachtungsreihe und etwa der
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