Kleinere Mitteilungen,
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3. „Bioklimatische Beiblätter der Meteorologischen Zeitschrift“ im Auf-
trage der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und der Öster-
reichischen Gesellschaft für Meteorologie herausgegeben von Professor
Dr. Fr. Linke, Frankfurt a. M. [Feldbergstr. 47], und Professor Dr. Wilh.
Schmidt, Wien XIX [Hohe Warte 38]. — Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn
Akt.-Ges, —
Die „Beiblätter“ erscheinen jährlich in 4 Heften. Der Preis des Jahrgangs
beträgt 15 RM. Die Mitglieder der oben genannten Gesellschaften genießen Vor-
zugspreise. — Bisher 300 Mitarbeiter des In- und Auslandes. Referenten über
die in fremden Zeitschriften erschienenen bioklimatischen Arbeiten, besonders
des Auslandes, werden noch ‚gesucht,
Inhalt von Heft 1 des ersten Bandes (1934): Zur Einführung der „Bioklimat. Beiblätter der
Met. Zeitschrift“. F. Linke, Frankfurt a. M. -— Das Bioklima als Kleinklima und Mikroklima.
W, Schmidt, Wien. — Uber den Zusammenhang zwischen Strahlung und Sonnenscheindauer,
A. Angström, Stockholm, — Künstliche }Jonisation durch verschiedene Ionisationsquellen und ihre
Veränderlichkeit in einem kleinen, abgeschlossenen Raum, L. Schulz, Braunlage. — Über den Ein-
fluß des Wetters auf das Leben im See, F. Ruttner, Lunz, — Die Bedeutung des „paradoxen
Föhneffekts“ für das Pflanzenklima des Gebirgsvorlandes. IL. Aujeszky, Budapest. — Spannungs-
erhöhung des elektrischen Feldes mittels Mulchierung des Bodens. J. O. Musso, Leningrad, — Ein
Beitrag zur Frage der abkühlenden Wirkung des Windes bei Bekleidung. J. Siegenthaler, Bres-
lau. — Klima und Mikrobiologie des Bodens, A. v. Szilvinyi, Wien, — Aerosole und Ionen als
Klimafaktoren. H. Israel, Bad Nauheim. — Einfluß des Wetters auf den menschlichen Organismus.
B. de Rudder, Greifswald, — Vergleichsmessungen registrierender kugelförmiger Cadmiumzellen,
M. Bender, Greifswald, — 51 längere und kürzere Berichte über Arbeiten auf folgenden Gebieten:
Klimakunde (3), Theoret. Medizin (2), Klinische Medizin (24), Botanik (10), Land- und Forstwirt-
schaft (2), Zoologie (4), Hydrologie und Limnologie (6).
Aus den Einführungsworten von F, Linke. Auf dem Internationalen Klimakongreß zu
Davos 1925 ist der Plan einer internationalen bioklimatischen Zeitschrift zum ersten
Male aufgetaucht — Das Arbeitsgebiet der Bioklimatologie bildet die Verbindung zwischen den
exakten und den biologischen Naturwissenschaften und der Medizin — Bioklimatologie ist die Lehre
‚on den Einflüssen der Naturkräfte auf das organische Leben -— Das „Klima“ des Bioklimatologen
amfaßt auch „alle Veränderungen in der Atmosphäre, die unsere Organe merklich affizieren‘‘ (A. von
Humboldt) einschl. der Kräfte, die aus den obersten Erdschichten stammen; von letzteren gehen gas-
förmige, kolloidale und grobdisperse Teilchen aus, deren starke Konzentration eine der bemerkens-
werten Eigenschaften der bodennahen Luftschicht ist. Vom Erdboden werden Wärme und Feuchte
der Luft maßgebend beeinflußt, Umgekehrt ist das organische Leben im Erdboden, in seinen Flüssen
und Seen vom Zustand der Atmosphäre abhängig — Die „Beiblätter‘“ wollen nicht die Spezialisie-
rung der Naturwissenschaften fördern, vielmehr einer zeitgemäßen Synthese der beteiligten Wissens-
zweige dienen — „Die Zeit, in der die Einzelforschung als Selbstzweck betrachtet wurde, ist end-
gültig vorbei; heute muß jede Wissenschaft das Ziel haben, die Wirtschaft und soziale
Lage der ganzen Menschheit wieder zu heben!“
Die „Beiblätter“ werden allseitig mit Freude begrüßt werden. Auf einem
wichtigen Teilgebiet der angewandten Meteorologie und Klimatologie ist nun-
mehr von berufener Seite ein Organ geschaffen worden, das dem in den vor-
stehenden Schlußworten genannten Ziele zusteuern wird. Dafür bürgen auch die
von Linke gleichsam als Wegweiser hingestellten Namen des langjährigen
Leiters des Schweizer physikalisch-meteorologischen Observatoriums zu Davos,
Carl Dorno, und des englischen Hygienikers Leonhard Hill.
Es bietet sich hier Gelegenheit, auch die akademische Welt von sehr beacht-
lichen Auslassungen eines Praktikers über das nunmehr zum Teil von den
„Beiblättern“ aufgegriffene Arbeitsgebiet in Kenntnis zu setzen. In der Zeit-
schrift „Der Seewart“ [1932, Heft 3, S. 149f.] schrieb Kapitän H. D. Harries:
„Kürzlich brachte die Tagespresse Nachrichten über die »kleinklimatischen«
Forschungen österreichischer Gelehrter, die mittels eines »fahrenden Laboratoriums«
rAuto) in den Straßen die Lufttemperaturen u. a. laufend gemessen hatten, um den
Einfluß der Häusermassen, der Straßenbreite usw. auf die meteorologischen Elemente
zu erfassen. In diesem Zusammenhang wurde betont, daß die klimutischen Zahlen-
größen, welche durch die Wetterdienstmessungen ermittelt werden, für die den größten
Teil des Tages im Hause arbeitende Stadtbevölkerung recht unwesentlich sind: Stadt-
klima, Beamtenklima, Menschenklima, Zimmerklima, Hauswetter und ähnliche Be-
griffe weisen auf das Ziel dieser Untersuchungen hin. ..... Die Deutsche Seewarte
hat für ihren Forschungsraum, das Meer und seine Küsten, schon vor mehreren
Jahren ähnliche Gedanken in ihren Veröffentlichungen behandelt. Das Institut darf
für sich in Anspruch nehmen, die praktischen Anforderungen der Gegenwart an die
forschende Meteorologie rechtzeitig erkannt zu haben. Die betreffenden Publikationen