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Full text: 62, 1934

Markus, E.: Der Nordatlantik als Vertiefungsgebiet barometrischer Minima. 231 
kontrolliert werden. Doch läßt das Kartogramm 5 die Tatsache feststellen, daß 
die Minima einen Zusammenhang mit den warmen Meeresströmungen 
zeigen (Bebber 1891, Zugstraße I; Pettersson 1896, S. 292). 
Wie Ahlborn (Ahlborn 1924) gezeigt hat, sinkt infolge der Rotierung der 
Erde in der subtropischen Zone die Luft, und hier bildet sich eine Kette von 
Hochdruckgebieten, der subtropische Druckgürtel (Obolenski 1927, S. 349—352; 
Ahlborn 1924, Abb. 11) und am polaren Rande des Hochdruckgürtels bewegen 
sich in rascher Folge die Tiefdruckgebiete von Westen nach Osten (Baur 1931, 
S. 287). Mit diesen theoretisch aufgestellten Prinzipien stimmt das Vorhanden- 
sein einer westöstlich verlaufenden Zugstraße der Zyklonen auf der 
nördlichen Halbkugel überein. 
Ebenso liegt auf der südlichen Halbkugel, südlich von 50° S eine Tiefdruck- 
furche (Mecking 1932, Taf. 35; Gorezinski 1918) und eine Hauptzugstraße 
der Depressionen (Meinardus 1929, S. 46). 
Wenn wir nun die angeführten Beobachtungen zusammenfassen, so erfolgt, 
daß infolge der Rotierung der Erde auf der nördlichen Halbkugel eine Tief- 
druckfurche entsteht, worin die barometrischen Minima von Westen nach Osten 
wandern. Dabei suchen die Minima gerne große Wasserbecken und weisen einen 
Zusammenhang mit den warmen Meeresströmungen auf, Das Westeuropäische 
Meer erscheint als ein wichtiges Vertiefungsgebiet der durchquerenden Zyklonen, 
wobei für dieses Meer viele besonders tiefe Minima charakteristisch sind. 
Bei der Feststellung der Ursachen dieser Vertiefung ziehen wir folgende 
Tatsachen in Betracht. 
Am 12.1.3832 um 2 Uhr morgens befindet sich in der Umgebung von Island 
eine Gruppe von barometrischen Minima. Das tiefste Minimum von 965 mb 
liegt zwischen Island und Neu-Fundland (55° N, 35° W). Nordöstlich von ihm, 
zwischen Island und Spitzbergen breitet sich ein umfangreiches Gebiet tiefen 
Druckes aus, das drei kleinere Minima von 980, 975 und 975 mb aufweist. Das 
tiefste Minimum wandert allmählich nach Nordosten, in der Richtung des 
genannten Gebietes tiefen Druckes und umfaßt am 13. I. um 2 Uhr morgens ein 
weites Gebiet zwischen Grönland, Spitzbergen, der Ostsee und der Davis-Straße, 
Alle kleineren Minima sind mit ihm zusammengeflossen. Das Barometer zeigt 
in seinem Zentrum, in der Nähe von Island (63° N, 22° W) 940 mb. Man muß 
annehmen, die beschriebene tiefe Zyklone hat sich infolge davon stark vertieft, 
da sie sich in der Richtung tiefen Druckes, d.h, der leichten Luft bewegte, 
Wenn eine Zyklone im Winter die Ostsee durchquert, so kommt sie oft aus 
der kalten Umgebung des Meeres in ein Gebiet mit warmem eisfreiem Wasser. 
Die Vertiefung der Zyklone in einem solchen Falle kann durch das Entstehen 
leichter Luft auf dem warmen Wasser erklärt werden. 
Das Westeuropäische Meer nimmt ein Gebiet positiver Temperaturanomalien 
der Meeresoberfläche ein. Wenn z. B. eine Zyklone sich von Neu-Fundland 
nach Osten bewegt, so wandert sie allmählich aus dem Gebiet negativer Tem- 
peraturanomalien in andere Gebiete, wo die Temperaturanomalien von -—+ 1°, 
+2° +3°, +4° und zuletzt + 5° vorkommen. Je mehr sie sich von Neu- 
Fundland entfernt, um so mehr erwärmt das Wasser die Luft und um so leichtere 
Luftmassen bewegen sich durch den Warmsektor (Bjerknes 1921, Bjerknes-Sol- 
berg 1926) ins Zentrum des Minimums. Als Ursache der Vertiefung von baro- 
metrischen Minima auf dem Westeuropäischen Meer erscheint infolgedessen das 
Vorhandensein positiver Temperaturanomalien, der Wärmeüberschuß, 
die warmen Meeresströmungen in dem genannten Meer, 
Es ist klar, daß ein Minimum sich um so stärker entwickelt, je kräftiger 
das horizontale Temperaturgefälle ist (Wegener 1921, S. 83), So vertiefen 
sich rasch die Zyklonen im Gebiete großer Temperaturgradienten der ozeanischen 
Polarfront in der Umgebung von Island und Neu-Fundland (Peppler 1928, S. 327). 
Weiter beobachtet man die Verstärkung der zyklonalen Tätigkeit beim Zusammen- 
treffen des Falkiand- und Brasilstroms und bei der Vermischung und Verzahnung 
des Agulhasstroms mit der Westwindtrift (Schostakowitsch 1929; Meyer 1923 — 
Verlauf der Polarfront; Schokalski 1916 — Karte 54, Scharung der Isothermen 
an der Polarfront).
	        
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