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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1934,
Gebiet des Westeuropäischen Meeres aber beträgt die entsprechende Prozent-
zahl 80—90. In der Umgebung von Island werden Minima von 700 mm kon-
statiert, während im Gebiete des Mittelmeeres sogar Minima unter 740 mm nur
ausnahmsweise vorkommen,
Mitchel (Mitchel 1930) hat die Zugbahnen der Zyklonen kartiert, die auf
der nördlichen Halbkugel von Januar bis April 1925 beobachtet wurden, und
die Entstehungsgebiete dieser Zyklonen festgestellt. Dabei hat er gezeigt
{Mitchel 19380, Abb. 15—-17), das es bestimmte Gebiete gibt, wo die Zyklonen
sehr oft entstehen (Kordilleren, Umgebung von Japan u.a.). Die barometrischen
Minima können auch auf dem Nordatlantik beginnen; doch wird die Entstehung
von primären Zyklonen hier nur selten beobachtet. Wenn das Gesagte durch
die Bearbeitung langjähriger Beobachtungen bestätigt werden soll, so wird das
Westeuropäische Meer nicht als ein Entstehungs-, sondern Vertiefungsgebiet
von Minima erscheinen,
Die von Mitchel zusammengestellten Karten (3—6) der Zugbahnen zeigen
weiter, daß die Minima, die den Nordatlantik durchqueren, oft in weiter Ent-
fernung entstanden sind. Ein großer Teil der Minima stammt aus Nordamerika.
Einige Zyklonen entstehen auf dem Pazifischen Ozean oder sogar in Ostsibirien
PL
ZUGSTRASS!
DER
._MINIMA
Abb. 5. Mittlere Zugstraße der Zyklonen vom 1, Januar bis 30. April 1925.
und bewegen sich dann von Westen nach Osten. Die Kordilleren bilden für sie
ine bedeutende Schranke, weshalb die Zyklonen im Gebiet des Aleutenstromes
bald nach Osten, bald in verschiedenen anderen Richtungen wandern (975 mb,
27. XI. 32). Doch durchqueren viele Zyklonen das hohe Gebirgsland, erreichen
den Nordatlantik und wandern dann weiter nach Europa. Einzelne Zyklonen
durchwandern von Westen nach Osten sogar die ganze Erde: so entstand eine
sekundäre Zyklone am 23. II. 25 in Montana, wanderte von hier allmählich
nach Grönland (4.—5. III), Rußland (8. III), Sibirien (11.—13. IL), Japan
(14. III), die Aleuten (18. IIL), Britisch-Kolumbien (19. 111), Süd-Kanada (20. bis
21. III) und löste sich am 23. III in der Umgebung von Neu-Fundland auf.
Auf dem Kartogramm 5 ist die mittlere Zugstraße der Zyklonen von
Januar bis April 1925 dargestellt. Die entsprechenden Zahlen der Zyklonen
wurden den Karten von Mitchel entnommen. Die ungefähre mittlere Tiefe der
Minima wurde auf Grund der vorhandenen synoptischen Karten ausgerechnet.
Die Zyklonen wandern aus Britisch-Kolumbien nach Osten oder Südosten,
versammeln sich gewöhnlich in der Umgebung von Neu-Fundland, bewegen sich
weiter den Golfstrom entlang, durchqueren Osteuropa und Sibirien, erreichen
Japan und wandern dann den Kuroschio entlang nach Britisch-Kolumbien,
Die Zugstraße der Zyklonen besitzt im allgemeinen eine westöstliche Rich-
zung. Doch biegt sie auf den Kontinenten stark nach Südosten ab und im
Gebiete warmer Meeresströmungen nach Nordosten: die Zugstraße erreicht in
jer Umgebung der Aleuten und Islands 55° bis 65° N, aber in Neu-England
and Japan nur 35°—45° N. Mithin beträgt die Differenz 20 Breitengrade.
Das Westeuropäische und das Westkanadische Meer sind durch tiefe Minima
gekennzeichnet, In Nordamerika werden viele Zyklonen beobachtet, die jedoch
ziemlich flach sind. Im Gebiete der asiatischen Antizyklone findet sich in der Zug-
straße der Minima eine Lücke, die die barometrischen Minima nur selten durchqueren,
Wie weit das Gesagte über die mittlere Zugstraße der Zyklonen sich ver-
allgemeinern läßt, muß durch die Bearbeitung vieljähriger Beobachtungen