214 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1934,
tiefe ändern können, zweifelhaft erscheint, wird man dort, wo es auf genaue
Werte ankommt, zum Kimmtiefenmesser greifen müssen. In der Praxis der
Handelsschiffahrt wird man sich damit begnügen können, bei Beschickung von
Kimmabständen wie bisher mit einer mittleren Kimmtiefe zu rechnen, was auch
im allgemeinen den hier an die Genauigkeit zu stellenden Anforderungen ent-
sprechen dürfte, Trotzdem sollte man aber der Beschaffenheit der Kimm und
den Einflüssen, die Anomalien hervorzurufen geeignet sind, immer größte Auf-
merksamkeit schenken, damit man sich jeweils über den Grad der Genauigkeit
der eigenen astronomischen Beobachtungen im klaren ist.
Herrn Prof. Dr. Wedemeyer von der Marineleitung bin ich für seine freund-
liche Unterstützung zu besonderem Dank verpflichtet; auch Herrn Kapt. Bender
und den Offizieren des D. „Arucas“ danke ich für ihre in geradezu vorbildlicher
Weise jederzeitige Hilfsbereitschaft, mit der sie mich bei der Durchführung
meiner Arbeiten unterstützten.
Dr. J. P. van der Stok +.
Johannes Paulus van der Stok wurde am 14. Januar 1851’ in Zuylen
bei Utrecht geboren. Vom Jahre 1867 ab studierte er in Utrecht, wo er im
Alter von 23 Jahren zum Doktor der Mathematik und Naturwissenschaften
promoviert wurde. Nachdem er dann einige Jahre lang ein Lehramt am Gym-
nasium zu ’s-Gravenhage ausgeübt hatte, ging er 1877 nach Niederländisch-Indien,
wo er bis 1882 als Subdirektor und dann als Direktor des Königlichen Magne-
sischen und Meteorologischen Observatoriums zu Batavia tätig war, Nach einem
Aufenthalt von 22 Jahren in den Tropen wurde er 1899 Direktor der Abteilung
für Ozeanographie und Maritime Meteorologie am Königlich Niederländischen
Meteorologischen Institut zu de Bilt. Diesen Posten verließ er nach einer segens-
reichen Tätigkeit von fast 50 Jahren im November 1923, Die Niederländische
Regierung ehrte ihn durch Ernennung zum Ordensritter des Nederlandsch Leeuw.
Bis zu seinem Ende noch geistig rüstig, verstarb van der Stok am 29. März 1934
im Alter von 83 Jahren.
Außerordentlich verschieden ist der Stoff, den van der Stok in seinen zahl-
reichen Schriften behandelt hat. Aus einer Reihe seiner Arbeiten ist klar sein
Streben zu erkennen, die Naturerscheinungen auf periodische Einflüsse, kos-
mische und irdische, hin zu untersuchen. Es nimmt daher kein Wunder, daß
er besonders auf dem Gebiet der Gezeiten bahnbrechend gewirkt hat, Hiervon
legen schon seine 15 Abhandlungen „Studien over getijden in den Indischen
Archipel“ Zeugnis ab, die zum größten Teile in der „Tijdschrift van het Koninklijk
Instituut van Ingenieurs, Afdeeling Nederlandsch-Indi&“, erschienen sind, Weiter
sind zu nennen sein Werk „Wind and Weather, Currents, Tides and Tidal
streams in the East Indian Archipelago, Batavia 1897“ und seine „Elementaire
Theorie der Getijden, Utrecht 1910“ die auch in deutscher Übersetzung im
Jahre 1911 in dieser Zeitschrift erschienen ist. Auf seine Arbeiten ist es zurück-
zuführen, daß die Gezeitenerscheinungen im Ostindischen Archipel trotz ihrer
außerordentlichen Verwickeltheiten besser bekanntgeworden sind als die irgend-
eines andern Gebietes der Erde. Es kam van der Stok weniger darauf an, lange Beob-
achtungsreihen von wenigen Orten, als wenn auch nur kurze Reihen von möglichst
vielen Orten zu erhalten und diese Beobachtungen dann auch zu bearbeiten.
van der Stoks Untersuchungen über die Gezeiten ‘der südlichen Nordsee
fanden ihren Niederschlag in den vier Teilen der „Etudes des Phenomönes de
Mare sur les Cötes Nöerlandaises“, in denen die Gezeiten und Gezeitenströme
bei den niederländischen Feuerschiffen ausführlich behandelt werden.
Von den vielen andern Arbeiten van der Stoks sind zu erwähnen seine
sehr zahlreichen Untersuchungen über den Einfluß der Sonnen- und Mond-
bewegung und der 26 tägigen Periode auf die erdmagnetischen Elemente sowie
auf die meteorologischen Angaben, wie Bewölkung, Lufttemperatur, Regen u. a.,
besonders zu Batavia. Auch über Haloerscheinungen, Erdbeben und Vulkan-
ausbrüche in Ostindien hat er mehrere Arbeiten verfaßt,
Dr. H. Rauschelbach.