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Full text: 62, 1934

Reichel, E.: Über den Einfluß des Meeres auf Wind, Temperatur und Feuchtigkeit usw. 199 
Windregistrierungen, so daß wir über den Gang des Windes auf die wenigen 
Terminbeobachtungen angewiesen sind, darüber hinaus aber aus den übrigen 
Aufzeichnungen auf den Wind schließen müssen. Dies ist insofern unbedenklich, 
als den Bewölkungsbeobachtungen und den Bemerkungen der Beobachter größte 
Beachtung geschenkt wurde, so daß Störungen durch andere Einflüsse, wie z. B. 
Gewitter, ausgeschlossen sind, 
Damit liegt nunmehr eine Reihe von Beispielen für die Wirkung eines See- 
windeinbruches auf Temperatur und Feuchtigkeit an unserer Ostseeküste vor, 
Die aus den Aufzeichnungen abzulesenden Werte für das Ausmaß dieser Wirkung 
stellen wir in der folgenden Übersicht nochmals zusammen, wobei zu betonen 
ist, daß die Feuchtigkeitswerte nur als Näherungswerte anzusehen sind, 
Unterschiede von Temperatur und Feuchtigkeit vor und nach Seewind-Einbrüchen, 
| aT | ar 
aT ! ar Ort 
Köslin ......, 26. V.32 99 | 25% [dee (Strand) 20. V. 32 | 99 | 35% 
Misdror (Strand) | 16, v.32 | 80 06% | 21.V.32 | 99° 35% 
17. V. 32 9° 1 35% 13. VIJ. 32 8° ı 45% 
Zum Vergleich: Misdroy gegen Carlshagen bei £E= Wind . . . .[6/7.VIL.31| 869° | 46% 
Die Temperaturhöchstwerte bewegen sich an den in Betracht gezogenen 
Tagen um 30°, nach dem Seewindeinbruch liegt die Temperatur um 20°. Da wir 
im Sommer mit einer Meereswärme von rund 17° rechnen müssen, sind die Werte 
obiger Tabelle durchaus erklärlich. Da im Mai das Meer noch sehr kühl ist, 
andererseits aber über dem Lande durch die oft sehr starke Einstrahlung hohe 
Temperaturen erreicht werden, sind in diesem Monat die Erscheinungen des 
Seewindes besonders häufig, wie es auch in der Auswahl der Beispiele an- 
gedeutet ist. 
Or 
Häufigkeit, Veränderlichkeit und Mittelwerte von Temperaturen. 
Von W, Köppen. 
Da es der Klimatologie fast ganz versagt ist, eigene Experimente anzu- 
stellen, so muß sie für ihre Erklärungen möglichst vielseitig die Experimente 
ausnutzen, welche ihr die Natur selbst vorführt. Mit Recht hat einst Dove 
ausgesprochen, daß man in vielem der Meteorologie ihren europäischen Ursprung 
anmerke. Das ist seitdem zwar besser geworden, aber noch bei weitem nicht 
vorüber. Sehr vorteilhaft ist daher in vielen Fällen ein Vergleich der in den 
trüben Wintern Europas gefundenen Beziehungen mit den entsprechenden Er- 
scheinungen in den heiteren Wintern Ostasiens. Die mittlere Bewölkung ist in 
Januar August 
Hamburg . 0.0.0.0... 7.6 6.6 
Hüttenwerk Nertschinsk . . . 1.8 5.1. 
Dove hat 1866 in den Abh. der Berliner Akad. ausgesprochen, es folge „für 
Klimate, wo Trübheit vorwaltender Witterungscharakter ist, unmittelbar, daß 
die kältesten Winter mehr unter die mittlere Winterkälte fallen, als die mildesten 
Winter darüber, umgekehrt hingegen die heißesten Sommer sich mehr über die 
mittlere Sommerwärme erheben, als die kühlsten unter dieselbe herabsinken.“ 
Zur Prüfung dieser Auffassung stelle ich die Abweichung der Monatsmittel 
der je vier kältesten und wärmsten Wintermonate aus den Jahren 1881 bis 1918 
vom Mittel derselben 38 Jahre!) zusammen (vgl. die nachstehende Tabelle). 
Die Zahlen von Berlin bestätigen vollkommen Doves Satz, daß in Deutsch- 
Jand die kalten Winter stärker vom Mittelwert abweichen, als die warmen. Aber 
die Erklärung durch die mittlere Bewölkung versagt hier, denn auch bei den 
heiteren Wintern von Ostasien ist dasselbe nur etwas weniger der Fall, Der 
1) Das Ergebnis würde gefälscht, wenn dies nicht das richtige arithmetische Mittel wäre. Deshalb 
mußte ich in World Weather Record, dem ich die Zahlen für Nertschinsk entnahm, das Dezember- 
mittel aus — 26.1 in — 26.4 verändern,
	        
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