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Full text: 62, 1934

‚30 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1934, 
zeine vermehrte Annäherung der t,-Streuweiten zum Nullwert hin (Wüst S. 26, 
Abb. 1) erkennen, Im übrigen sind Form und Scharung der Isothermen auf beiden 
Karten von Wüst fast gleich; dem Wert nach liegen die t,-Isothermen um etwa 
Tabelle 3. 0.3° bis 0.5° niedriger als die t.- 
Gleichen. 
Noch weitere Bedenken gegen 
0.4° die Handhabung von „tp“ bei Wüst 
24 02 lassen sich auch nicht verhehlen, 
12 22 Die potentielle Temperatur „ist eine 
13 13 Art Invariante, da sie sich bei allen, 
56 7 also auch vertikalen Verschiebungen 
0A 1 07 einer Wassermasse nicht ändert, so- 
7 09 fern!) ihr Wärmeinhalt nicht durch 
— - — Vermischung mit andersgearteten 
Wasserkörpern verändert wird“ (Wüst S. 26). Meines Erachtens hat sich nun 
Wüst von dieser Definition zu dem Fehlschluß verleiten lassen, die in seiner 
t,-Karte für die Tiefenstufe „4000 m/Boden“ auftretenden Temperaturunterschiede 
als allein durch Mischungsvorgänge bedingt anzusehen. Jedenfalls liegt in der 
Richtung dieses Schlusses die folgende Behauptung (S. 36): „Bemerkenswert ist 
die starke Drängung der Isothermen im nordöstlichen Sektor des Brasilianischen 
Beckens, der slärksten, die wir überhaupt am Boden des Ozeans beobachten — 
ein Zeichen dafür?), daß hier Wassermassen verschiedener Herkunft aufeinander 
freffen und sich vermischen?).“ Das ist eine Vorstellung, die völlig im Wider- 
spruch steht zu der „Tatsache, daß Wassermassen verschiedener Herkunft sich 
nur ungern mischen“ (Defant: Dynam, Ozeanogr. S. 93), eine Tatsache, die ganz 
besonders für den Bereich einer (vertikalen oder horizontalen) Sprungschicht 
gilt, da hier „der Austausch durch die stabile Schichtung wesentlich herabgesetzt 
wird“ und sogar „auf Null herabgehen kann“ (Defant: ebenda S. 94). Wir dürfen 
sogar eher umgekehrt geringe horizontale und vertikale t-Unterschiede unter 
Umständen als Beweis ausgiebigster Mischung ansehen! Ein Beispiel diene zur 
Veranschaulichung: 
im Angola-Becken scheinen wir nach Wüsts Beilage VI hinsichtlich der 
horizontalen Bewegung und des vertikalen Austausches unterhalb 3000 m Tiefe 
annähernd Verhältnisse annehmen zu müssen, die an den Zustand in den Tiefen 
des „Schwarzen Meeres“ erinnern. Die Eintönigkeit vor allem von S wird 
hier so groß, daß Bewegung und Austausch, sofern wir uns von den Konsequenzen 
der obigen Wüstschen Vorstellung leiten lassen, offenbar dem Nullwert, der 
Stagnation, nahekommen, eine Folgerung, die auch biologisch einleuchten würde. 
Mit ihr wäre nämlich den seltsamen, von Schnakenbek im „Fischerboten“ 
(1. 12. 30) gegeißelten Vermutungen über die Ursache des periodischen Fisch- 
sterbens an der südwestafrikanischen Küste?) für den Raum nördlich des Walfisch- 
Rückens eine neue hinzugefügt, die freilich einstweilen nicht minder seltsam an- 
mutet, da sie dazu nötigen würde, die Möglichkeit eines Auftriebes aus abyssischen 
Tiefen zu erklären. Wüsts ostatlantischer Süd-Bodenstrom würde indes in Ver- 
bindung mit dem Walfisch-Rücken (Staueffekt) immerhin eine erste Handhabe hierzu 
%ieten. In Wirklichkeit wären solche Schlüsse, die auch Wüst — wie ausdrücklich 
betont sei! — nicht im entferntesten andeutet4), vollkommen irrig. Die t- und 
S.Eintönigkeit des Angola-Beckens spricht für eine höchst ergiebige Mischung in 
1) Wüst sagt „insofern“, meint indes ganz zweifellos „sofern“ (= „wenn“); man wird mir ent- 
zegnen können; es solle heißen „insofern als“ (= „in dem Sinne, daß“), damit würde indes der Satz meines 
Erachtens eine im Rahmen des Ganzen sinnwidrige Bedeutung bekommen. — *) Bei Wüst nicht „ge- 
sperrt“, — 3) An sich liegt der Gedanke nahe, die Erscheinung mit der jahreszeitlich wechselnden Inten- 
tät und Ausdehnung des südwestafrikanischen Kaltwasserauftriebes in Verbindung zu bringen und 
0 für dies Gebiet gewissermaßen eine alljährliche Wiederholung der „Ninio“-Katastrophe von 1925 an der 
züdamerikanischen Westküste anzunehmen [siehe Ann. Hydr. 1928 S. 166 (Zorell), 1931 S. 161, 200 
a. 240 (Schott)]. Auf solchen alljährlichen Wechsel von ‚Warm und Kalt“ allein müßte die Fauna 
sich aber doch wohl einstellen können (?). —- *) Hinsichtlich der Horizontalen spricht Wüst (8. 78) 
von „ganz allmählichen Austauschvorgängen‘‘; bezüglich der Vertikalen hebt er (S. 78) die „schwach 
stabile Lagerung“ hervor und (S. 71} den „stellenweise nahezu indifferenten Gleichgewichtszustand“.
	        
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