Immler, W.: Beobachtungen mit Libellensextanten im Flugzeug. 167
auf andere Weise sich von den Schwingungen und Beschleunigungsantrieben des
Bewegungsträgers befreit, ist eine Frage der technischen Entwicklung, die nun-
mehr immer lauter anpocht. Es handelt sich um die Schaffung eines künstlichen
Horizontes, der mindestens für die Zeitdauer der Beobachtung, also für wenige
Minuten, die Horizontale zu garantieren hat, und für diese Dauer präzessions-
und schwingungslos sein muß,
Elsfleth, Institut für Luftnavigation, November 1933.
Kleinere Mitteilungen.
1. Beobachtung von Mondhöfen im Indischen Ozean. (Hierzu Tafel 19.)
Mondhöfe sind keine seltenen Erscheinungen, jedoch konnte ich hier zum ersten
Male ihren ganzen Verlauf, vom Auftreten bis zum Verschwinden der Höfe, genau
verfolgen. Die angestellten Beobachtungen sind genau festgelegt worden, um
die Möglichkeit zu schaffen, mit etwaigen Beobachtungen aus anderen Gegenden
Vergleiche anstellen zu können,
1. November 1933 auf der Reise von Mombasa nach Aden, Den Hafen von
Mombasa haben wir um 16% O0. Z, verlassen und steuern in etwa 30 Sm Abstand
von der Küste nordostwärts, Um 17%21) stehen wir auf 3° 30’ S und 40° 20’ E.
Es ist also schon Nacht bei uns, und zwar eine mit allen Schönheiten der Natur
ausgestattete Tropennacht. Schwacher östlicher Wind kräuselt die See, die Luft
'st klar und weich. Der Himmel gleicht einer schweren Decke aus blauschwarzem
Samt, und das Heer der Sterne sprüht und funkelt zu uns hernieder, Von dem
hoch am Himmel stehenden Mond wird der ganze Raum mit zartem Licht über-
yossen; seine silberne Lichtbahn liegt breit auf dem Meere und wiegt im Gleich-
maß der Dünung auf und nieder, In 14 Stunden haben wir Vollmond. Um
17% haben sich plötzlich um den Mond mehrere „Höfe“ gebildet. Der gemessene
Kimmabstand des Unterrandes beträgt zu der Zeit 43° 37’, das Azimut etwa N50°E.
Skizze I. Ein weißer, milchig aussehender Kranz von der Breite des Mond-
Jurchmessers umgibt die Mondscheibe, Um diesen kleinen Hof herum läuft ein
zweiter, der anderthalb Monddurchmesser breit ist. Beide sind gegeneinander
ziemlich scharf abgegrenzt. Der zweite leuchtet in mehreren Farben, und zwar
rötlich am äußeren, violett am inneren Rande. Dazwischen erkennt man noch
einen gelblichen und einen bläulichen. Die Farben sind nicht so kräftig, wie
man sie zuweilen beim Regenbogen antreffen kann, sondern matt und glanzlos, —
[n dieser Beschaffenheit bleiben die beiden Höfe bis 18”% um den Mond gelagert,
Skizze IL. Nun verschwindet der äußere Hof, indem der violette Teil in
einen dünnen milchigen Kranz übergeht, so daß Kranz 1 als Kern anzusehen
ist. Der übrige Teil des Außenkranzes wächst bis zu 4 Monddurchmessern an
und erscheint in mattem Graublau, das am Außenrande die kräftigste Tönung
aufweist, nach der Mitte mehr und mehr verblaßt. — Vereinzelte dünne Cicu
jagen am Mond vorbei nach Südwesten. — Bis 18*%h hält sich diese Gruppierung,
dann tritt ein abermaliger Wechsel ein.
Skizze ILL. Um den immer gleichbleibenden weißen Hof bildet sich nun
wieder der Hof mit den verschiedenen Farben, dessen Breite wie vorher 1} Mond-
durchmesser ausmacht. Dann folgt in einem Abstand von etwa einem Mond-
durchmesser ein schmaler Reifen von matter, blaugrüner Färbung. Diese Er-
scheinung hält sich bis 20% ®, Sodann verschwinden die Hofbildungen bis auf
den kleinen weißen Hof, der den Mond unmittelbar umlagert. Dessen (Skizze IV)
bis dahin glatter Außenrand ist nun zerfasert, und die Farbe ist von einem
milchigen in ein schmutziges Weiß übergegangen,
Je näher die Zeit an Mitternacht rückt, desto mehr Cu-Bewölkung tritt auf,
Große weiße Ballen jagen über uns hinweg, den Mond für einige Minuten ver-
deckend. — Die Wache geht zu Ende; hoch im Zenit steht der Vollmond, um-
geben von einem kleinen weißen Hof. F. J. Schweigler.
II. Offizier P.-D. „Wangoni“, Woermann- Linie
‚) Alle weiteren Zeitangaben in M.G., Z.