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Full text: 62, 1934

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1934, 
Beobachtungen aus dem Stand auf festem Boden geben lediglich Fehler infolge 
der Haltung des Sextanten, da der Arm, namentlich nach längerer Beobachtungs- 
reihe, nicht so zur Ruhe gezwungen werden kann, daß er jede Bewegung der 
Libelle ausschaltet. Diese Unruhe des Körpers gibt die kleineren Ausschläge der 
Libelle, im Fluge kommen noch die Flugzeugbewegungen dazu, die nunmehr die 
größeren Ausschläge der Libelle und damit die höheren Amplituden der Beob- 
achtungsfehler ergeben. Wenn man also die Libelle im Flugzeug gebrauchen will, 
so ist die Libelle einmal zu befreien von der Hand, also im Flugzeug festzu- 
legen, was z. B. durch den Periskopsextant erreicht werden soll, dann aber auch 
das Libellensystem von den periodischen Bewegungen des Flugzeuges selbst frei 
zu machen. Das kann nur geschehen, wenn der Libellenträger selbst mit einem 
langschwingenden Körper verbunden wird, dessen Periode weit von den Flug- 
zeugschwingungsperioden entfernt ist. 
Wenn man sich die Libellenbewegung infolge der Flugzeugbewegung klar 
machen will, so ist es zweckmäßig, zunächst an eine Dosenlibelle zu denken. 
Diese Libelle wird mehr oder weniger die Schwingungsbewegung des Flugzeuges 
um die Längs- und die Querachse aufnehmen. Die Schwingung um die Quer- 
achse wird längere Periode haben als die um die 
Längsachse. Man möge nunmehr in den beifolgenden 
Figuren die Bewegung einer punktförmigen Libelle in 
einer Dose näher betrachten, wenn zwei solche Schwin- 
gungsbewegungen zusammentreffen. Abb. 1 und 2 sind 
nur zwei Fälle unter vielen. Beide stehen unter einer 
Periode von zwölf Sekunden um die Querachse, die 
eine aber unter der Periode acht Sekunden, die andere 
unter der wenig verschiedenen Periode neun Sekunden 
der Schwingung um die Längsachse. Die Bewegungs- 
figuren sind schon bei diesem geringen Unterschied 
äußerst verschieden. Zur Beobachtung müßte der 
Augenblick herangezogen werden, wenn die Libellen- 
blase gerade in der Mitte des Gesichtsfeldes liegt. 
Das tut die Libelle manchmal (Abb. 1), manchmal 
aber auch nicht (Abb. 2). In dem letzteren Falle 
wäre also eine einwandfreie Beobachtung überhaupt 
— nicht zu erhalten. Wenn man nun daran denkt, daß die 
Periodenverhältnisse im Flugzeug durch äußere Antriebe dauernd innerhalb ge- 
wisser Grenzen wechseln, wenn man ferner erwägt, daß das Gesamtbild der Bewegung 
je nach dem Grad der Dämpfung innerhalb der Libelle noch stark modifiziert 
wird, so mag man ermessen, welche Zufälligkeiten eintreten müssen, damit ein 
einwandfreies Meßergebnis erzielt werden kann. Benutzt man eine Röhrenlibelle, 
so wird das Bewegungsbild der Libellenbewegung die Projektion der Bewegungs- 
bilder einer Dosenlibelle auf die Ausdehnungsrichtung der Röhrenlibelle. Auch 
hier ergibt sich eine verhältnismäßige Ruhe der Libelle am Rande in den Um- 
kehrpunkten, eine leichtere Beweglichkeit in der Mitte des Beobachtungsfeldes, 
Jeder Beobachter neigt dazu, die Einstellung dann vorzunehmen, wenn die Libelle 
ihre scheinbare Ruhe hat; damit mißt er unbewußt eine zu große oder zu kleine 
Höhe. Mittelnehmen zwischen mehreren Beobachtungen hat wenig Zweck, da die 
Amplituden der Libellenausschläge sehr verschieden ausfallen werden, 
Libellenbeobachtungen auf dem Schiffe sind nicht notwendig. In den wenigen 
Fällen, und für die Zeitdauer, in denen die Kimm verschleiert ist, wird man seine 
Navigation mit anderen als astronomischen Mitteln durchhalten können. Für die 
Flugzeugnavigation sind Libellenbeobachtungen zwingend, wenn man frei von 
Navigationsmitteln sein will, die einen größeren Bodenorganisationsapparat vor- 
aussetzen, Flugzeuge und Luftschiffe können nicht, nur um astronomische 
Ortungen anzustellen, Tieflagen aufsuchen, da eine zweckgerichtete Flugzeug- 
navigation Ortungen in geringen Zeitintervallen erfordert. Da der natürliche 
Horizont versagt, so muß man in irgendeiner Weise zum künstlichen Horizont 
greifen. Ob dieser künstliche Horizont auf die Libelle zurückzugreifen hat, oder 
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