ITravnicek, F,: Die merkwürdigen säkularen Änderungen der barometrischen Unruhe usw. 165
Soviel können rein tatsachengemäß jedenfalls auch wir resumieren: Es gibt
in Bremen, ähnlich wie in Österreich, nur zeitlich um etwa !/, Periode nach
rückwärts verschoben eine in zweifacher Weise sehr deutlich zum Ausdruck
kommende Säkularschwankung der W.-G., welche, wie die Jahrbücher zeigen,
im langjährigen Durchschnitte für ihr Maximum, gegenüber dem Minimum auch
mindest eine Verdoppelung der Sturmhäufigkeit und Halbierung der Calmen-
Häufigkeit zur Folge hat.
Original-Anzahl der Tage mit Starm.
1896 bis 1900 4 24 25 26 23
1913 „ 1917 28 40 27 57 75
1926 „ 1930 5 5 15 10 6
Wenn diesen letzten Zahlen subjektiver Sturmschätzung auch ein etwas
geringerer Grad von Realität zukommt als analogen, z. B. auf freien Hochgipfeln
der Alpen, so glaube ich, geht doch auch aus ihnen die ökonomische Bedeutung des
Phänomens zwingend hervor. Wir wissen nunmehr mit Bestimmtheit, daß z. B.
für das Windklima von Bremen, aber auch für andere Orte und Gegenden es
nicht längstjährige Mittel sind, welche den wahrscheinlichsten Zustand der
Atmosphäre in den am meist interessierenden nächsten Jahren kennzeichnen,
sondern daß jeder einzelnen säkularen Phasenlage auch ein einzelner, typischer,
mittlerer, atmosphärischer Zustand zukommt. Zur Abgabe von Jahresprognosen
scheinen durch die Einsicht in den wellenförmigen Charakter der hier betrachteten
Bestimmungsstücke neue, wenn auch noch so mangelhafte und unzureichende
Belege beigebracht worden zu sein. Das säkulare Studium von unaus-
geglichenen, und jahrweise fortschreitenden, objektiv ausgeglichenen
Jahresmitteln der Windgeschwindigkeit sowie auch anderer meteoro-
logischer Bestimmungsstücke wird darum sämtlichen meteorologischen
Instituten dringend empfohlen)).
Beobachtungen mit Libellensextanten im Flugzeug.
Von Professor W. Immler. V.D. 1, Elsfleth.
(Hierzu Tafel 18.)
Herr Michler hat in sehr verdienstvoller Weise in den Ann. d. Hydr. 1933,
S. 254, seine Ergebnisse mit Libellensextanten zusammengestellt und dabei zahlen-
mäßig niedergelegt, was schon längst als allgemeine Beobachtung bekannt ist.
Er kommt dabei zum Ergebnis, daß etwa 8% aller Beobachtungen ein brauch-
Ddares Resultat erzielten, dagegen 50% der Beobachtungen Fehler bis 5 Minuten
aufwiesen und die mittlere Abweichung der Beobachtungen 7.9’ betrug.
Es ist bekannt, daß im Flugzeug, in dem man ja auf Libellenbeobachtungen
eher angewiesen ist als auf dem Schiffe, die Verhältnisse nicht besser liegen. Ich
larf zur Ergänzung der Michlerschen Aufstellungen das Ergebnis einer Be-
obachtungsreihe mitteilen, die ich während zweier Tage auf einem Dornier Super-
wal auf der Strecke Kopenhagen— Oslo am 18. und 20, Juli 1930 gesammelt habe,
Dazu treten noch einige Beobachtungen aus dem Stand. Es ergab sich das in der
folgenden Tabelle niedergelegte Bild. Da größere Genauigkeit doch nicht zu er
warten war, wurden die Fehler nach Zehntelgraden abgestuft.
Es ergaben sich im Fluge durchschnittliche Fehler von 24’, am Stande von
13’, wobei alle Beobachtungen eingerechnet wurden, auch solche, die offenkundig
falsch waren, um nicht durch einseitige Ausmerzung eine Trübung des Ergebnisses
zu erzielen.
1) Solange kein einheitlicher und anerkannter lang]ähriger Rhythmus im Wettergeschehen erkannt
war und die Meinung bestand, daß die atmosphärische Zirkulation nur in den Breiten der Passat-
Winde und der polaren Östwinde einem zwingenderen Gesetze, bzw. höherer Regelmäßigkeit unter-
worfen sei, im Westwindgürtel sie sich aber völlig dem Zufall unterworfen vollzöge, solange aller-
dings schien das erwähnte Unterfangen nutzlos und die Erreichung eines möglichst langjährigen
Mittels das einzig tunliche zu sein.